3.10.2023 – Chronistenpflicht am Feiertag

Fünf mal anderthalb Stunden geschlafen, 5 Alpträume; wenn ich was mache, mach ich’s richtig. Aber ich kenne diese Traum-Phasen ja und normalerweise gehe ich klarer daraus hervor – warum diesmal nicht?
Um acht an den Schreibtisch, Job eins begonnen, ah nein, full stop, da hat der Dienstleister etwas noch nicht freigeschaltet, Job zwei begonnen, ein kleines Ecken UI ein wenig hübscher gemacht und dann begonnen darüber nachzudenken, wie ich am besten einen Matrix-Repeater in einen Repeater bekomme, der in einem Matrix-Repeater steckt. Sie müssen da inhaltlich gar nicht folgen, lassen Sie sich nur gesagt sein, dass direktes Verschachteln nicht geht und ich meinen Hinterkopf wieder alleine denken lasse.

Am frühen Nachmittag mit der Liebsten ins Sushi-Fachgeschäft gefahren und Bowl gegessen, dabei bemerkt, wie sehr ich eigentlich schon Migräne hatte.
Der Plan war dann, sich daran zu erfreuen, dass Sat1 heute den ganzen Tag Bud Spencer/Terence Hill-Filme zeigt. Mehr war erstmal nicht mehr.

Nach ca 5 Minuten war die Freude dann etwas verebbt – ich sag’s mal so: Manche Dinge altern nicht so gut. Eventuell eine Stunde geschlafen, eventuell ohne Schmerzen wieder aufgewacht; man muss auch mal Glück haben.

Ach ja: Zwischendurch begonnen zu lesen. Erkenntnis bis jetzt „Lesen Sie dieses Buch, dann können Sie’s Ihren Ärzten erklären“. Ich könnte glücklicher nicht sein.

Zeugs

Im Moment liegen hier zwei Briefe unserer Stadtwerke, die uns in andere, unglaublich tollere Gas- und Strom-Tarife bewegen wollen und ich bin zutiefst misstrauisch. Ich werde das noch erzählen; im Moment taugt es als Einleitungssatz für ein paar sehr ähnliche aber dann weiter verfolgte Gedanken von Caspar Clemens Mierau, der jetzt Chips auf der Mülltonne hat. Warum? Weil mit den Chips alles viel besser ist!
Er hat dann nachgeforscht und nachgedacht und das ist lesenswert:

Jedenfalls konnte ich mir ob der vielen Euphemismen bezüglich der Digitalisierung der Müllabfuhr beim besten Willen nicht die Frage beantworten, warum nun die Tonnen gechippt werden müssen
[…]
Ich kann es mir ja nicht so recht als statistisch relevante Notlage vorstellen, dass am Service-Telefon eines Entsorgungsunternehmen man nun endlich mitteilen könne, dass Mülltonne 94934030393 exakt um 7:58 Uhr und 23 Sekunden geleert wurde.
[…]
worum es viertens wohl eigentlich geht, wird in den Ankündigungsschreiben des lokalen Dienstleisters nicht erwähnt, findet sich aber in anderen Branchen-nahen Informationsschreiben, die frohlockend zusammenfassen: »Damit orientiert sich die Abfallgebühr wesentlich stärker als bisher am Prinzip der Verursachergerechtigkeit.«

Ja, ist das so? Er denkt weiter:

Nur stellt von der neuen Gerechtigkeit gerührt niemand mehr die Frage, wer denn eigentlich der Verursacher des zu entsorgenden Mülls ist? Aus Entsorgersicht ganz offenbar Verbraucher:innen. Doch aus gesellschaftlicher Sicht sollte diese Erklärung nicht einfach akzeptiert werden. Betrachtet man nur die stets zu kleine blaue Papiertonne, die vor Versandverpackungen oft überquillt, lässt sich durchaus diskutieren, warum sich der Verpackungsmüll – Recycling hin oder her – denn nun stapelt. »Weil die Menschen so viel bestellen« ist die kurze Erklärung. Die längere ist wohl eine komplexere, die darauf eingeht, dass kaum noch Zeit für den Einkauf vor Ort ist, es an Geschäften fehlt oder am letzten Nerv zwischen Arbeitsende und Care-Arbeit noch verpackungsarm im Geschäft nebenan einzukaufen, so es das Geschäft noch gibt.

Caspar Clemens Mierau auf leitmedium.de:
Über gechippte Mülltonnen und das neoliberal ausgelegte Verursacherprinzip

Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
Hier können Sie mir ’ne Mark in die virtuelle Kaffeekasse werfen,
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.

2 Kommentare

  1. Ich habe just heute das Interview zum Buch gelesen und bin einerseits froh, von einer Medizinerin über organische Ursachen zu lesen, wo es sonst oft heißt „Du hast nüscht, alle Werte sind in Ordnung“, andererseits bin ich enttäuscht, dass es doch vornehmlich um das Klarkommen mit den Einschränkungen geht statt um Wege, den Zustand zu verbessern.

    Wenn man post-C bei 80% der gewohnten Leistungsfähigkeit steht, kann man evtl. damit umgehen lernen, aber nicht, wenn der Akku nicht weiter als 35% aufgeladen werden kann. Dieser Zustand ist nicht akzeptabel. Mit über 80 ist es ok, wenn man sich halbwegs selbständig betun kann, aber keine großen Sprünge mehr. Mit Mitte 40 reicht das nicht, da hat man noch viel mehr vor.

    1. Ich bin da vollkommen bei Dir, das geht nicht, der Zustand ist nicht akzeptabel. (Meiner Meinung nach übrigens für keine Altersgruppe; alle haben ein möglichst fittes Leben verdient, finde ich).
      Aber dann stellt sich die interessante Frage: Wem sage ich das, an wen richte ich diesen Satz? An meine Ärztin, die (noch?) keine Ahnung hat? An „die Medizin“, die (noch?) keine Lösungen hat? An „die Politik“, die uns nicht vernünftig schützt? An „die Menschen“, denen egal war, was „die Politik“ gesagt hat und die statt dessen lieber auf einmal entdeckte, dass es ja ein Demonstrationsrecht gibt und man ausgerechnet gegen Lebens- und Gesundheitsrettende Masken demonstrierten? An Gott (wenn man an ihn glaubt), dass sie so etwas zulässt?
      Da bin ich ratlos.
      Was ist, wenn die Lösung bleibt, dass es keine Möglichkeit gibt, den Körper wieder zu reparieren? Ist mein Bein in den Schredder gekommen, dann ist es auch weg.
      Und dann bleibt nur, sich mit den neuen Realitäten zu arrangieren. Nur schwieriger als nötig, wenn die Menschen um mich herum mich nach Leistungsfähigkeit beurteilen, nach meiner Fähigkeit mitzumachen und nicht kompliziert zu sein, nicht zur Last zu fallen. Vielleicht wäre es einfacher, sich selbst zu arrangieren, wenn auch die anderen um eine herum mitmachen? Aber da ist ja zumindest jemand, an den man seine Bitte richten kann.
      Es ist kompliziert und es ist alles andere als Spaß.

Kommentare sind geschlossen.

Die Website setzt 1 notwendiges Cookie. Ich nutze Matomo, um zu sehen, welche Artikel Sie interessieren. Matomo ist lokal installiert es werden keine Cookies gesetzt, so dass Sie dort vollkommen anonym bleiben. Externe Dienste werden erst auf Ihre Anforderung genutzt.