3.1.2025 – social skills? Sure, Sir, sure!

Den Tag im Café begonnen. Während der Geschichten am Tisch ein zunehmend seltsames Gefühl gehabt und erst später dann begriffen, dass ein paar Mal zuviel von „diesen Schichten der Gesellschaft“ oder von „naja, in diesem Kulturkreis“ die Rede war, wenn vorher etwas Schlimmes erzählt wurde und „wie gut, dass wir in der Mitte der Gesellschaft bis jetzt wenig damit zu tun gehabt hatten“. Dunkle Erinnerungen gehabt, dass er und ich doch auch beim Impfen schon mal kräftig aneinander gerasselt waren und mich mies gefühlt.
Er: „… und dann waren da noch die Bauten der Indianer… ach ja, höhö, »Indianer« darf man ja nicht mehr sagen“ — ich „klar darf man, man signalisiert damit vielleicht, dass man eher ein Arschloch ist als keins, aber verbieten tut das niemand“ — er: „… genau, da waren dann also die Bauten der Indianer die wir noch sehen wollten …

Andererseits beim Rausgehen noch jemandem getroffen und zum neuen Jahr so kurz wie feste umarmen können, den ich nur sehr zufällig treffe und mich sehr darüber gefreut, dass der diesjährige Zufall schon heute Morgen vom Himmel fiel.

Wieder zu Hause folgerichtig in einem mehrstündigen komatösen Schlaf gefallen und danach aber auf ein bevorstehendes Telefonat vorgefreut. Nichts weltbewegendes, viel Sozialkontakte also – wie so ein normaler Draussie.

In einer kurzen Pause flüchtete mein Eichhörnchen-Gehirn sonstwohin und ersann eine lustige Konter-Idee für Unterhaltungen mit bigotten „Konservativen“: Wenn Sie behaupten, sie hätten ja nichts gegen Frauen/queere Menschen/BIPOC (und das „aaaaber“ gerade den Raum betreten will), stelle ich die These auf, dass Gott ja Frau/queer/schwarz sein könnte. Wenn sie dann empört sind, weil man Gott nicht beleidigen darf …
… naja dann eskaliert die Situation vermutlich. Ich werde das trotzdem ins Gesprächsrepertoire aufnehmen; manche Situationen müssen ja mal eskalieren.

Ja, ich denke mir Konter und Punchlines für solche Gespräche aus, um nicht davon so überfahren zu werden wie ich es im Endeffekt heute morgen trotzdem war.

Belassen wirs dabei, ich hab hier noch ein bisschen …

Zeugs

Spätestens seit der Pandemie stehen wir alle ja fest mit beiden Beinen auf dem Boden der nüchternen, klaren, unemotionalen Wissenschaft*, nicht wahr? Aberglauben ist Aberglauben**, spirituelle Menschen*** sind Esotheriker und Esotheriker sind Nazis und das ist alles gefährlicher selbstsüchtiger, neoliberaler sozialdarwinistischer Blödsinn.

*) also außer, wenn es sich um Sozial- oder Kommunikationswissenschaften handelt, die uns erklären, wie wir wirklich mit dem Nazi-Onkel sprechen sollten, wenn wir ihn zurück in die Familie holen wollen, wi aber lieber bei der Internet-erprobten aggressiven „Gegenrede“ bleiben.
**) also außer, wenn wir das soziale Netz bitten, uns die Daumen zu drücken, weil wir ein wichtiges Personalgespräch haben.
***) also außer, wir sind Christen.

Manifestieren“ zum Beispiel: Ganz großer Bullshit, nicht wahr?

Wenn man sich ständig erzählt, was alles nicht möglich ist, kann das Gehirn nicht unterscheiden, ob das eine Tatsache ist oder etwas, das ich mir ausdenke. Wenn ich mir also einrede, dass ich etwas nicht kann, wird das für mich zur Realität. Das ist eine Entscheidung. Ich kann mich aber auch dazu entscheiden, das Werkzeug meines Gehirns einzusetzen, um andere Absichten zu manifestieren.
[…]
Wir manifestieren die ganze Zeit. Aber wir tun es oft unbewusst. Jede:r von uns schleppt Gepäck aus seiner Kindheit mit. Die meisten Menschen sind sich nicht bewusst, wie sehr uns das beeinflusst. Es betrifft jede Entscheidung, die wir treffen, jeden Job, den wir wählen, jede Beziehung, die wir haben. Wenn man sich dieser tief eingebetteten Gewohnheiten nicht bewusst ist, ist es zunächst einmal schwer, sie zu ändern.

(Das ist zum Beispiel ziemlich exakt eine Beschreibung einer der wichtigsten Erkenntnisse aus meiner Therapie. Dass ich diese Gewohnheiten ändern kann, wenn ich mir ihrer bewusst bin, der folgerichtige nächste Schritt. Und in diesem Kontext ist mir egal, ob das jemand „psychologische Arbeit“ oder „Heilung“, „manifestieren“ oder „tralalaböms“ nennt, so lange ich meinen Kopf dazu bekomme, mehr darauf zu achten, dass 2025 in der Kassenschlange kein Säbelzahntiger lauert, als auf irgendeinen Trigger, der mein Stammhirn gern in den Panikmodus schalten möchte)

Wenn wir manifestieren, sorgen wir dafür, dass unser Gehirn aus all diesen Informationen diejenigen herausfiltert, die für das, was wir erreichen wollen, relevant sind. Dafür müssen wir eine bestimmte Absicht in unser Unterbewusstsein einbetten.

Beide: Theresa Bäuerlei im Interview mit dem Neurochirurgen James Doty bei den Krautreportern
Interview: Manifestieren ist kein Hokuspokus, sondern Neurowissenschaft

Anmerkungen:
Ihre persönliche Prägung wird Ihnen vermutlich vorschreiben, welche Teile des Interviews Sie als relevant wahrnehmen und daraus folgend, ob das ganze Interview ekelhafter Eso-Hokuspokus ist oder ein ganz interessanter Impuls.
Schulligung, dieser kleine mindfuck musste sein.
Und: Vollkommen unbeindruckt von solchen Artikeln halte ich die Eso-Szene auf Insta natürlich weiterhin für gefährlichen selbstsüchtigen, neoliberalen sozialdarwinistischen Blödsinn.

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3 Kommentare

  1. Zum Thema Manifestation gibt’s ’ne Dokumentation, die ich selbst jedoch noch nicht sah: https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzIxMTkwMzM

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