„Schieflage“, das ist das Wort, das mir einfiel, als ich so auf alles guckte.
In der Warteschleife bei Arzt eins, noch viel mehr in der Warteschleife bei Arzt zwei, denn der lässt seine Zulassung ruhen, wie mir die Mitarbeiterin bei der Ärztekammer versehentlich mitteilte und „in der Zeit kann er Ihnen ja Ihre Unterlagen nicht schicken, nicht wahr“? Und was sind schon sechs Monate für eine Entzündung irgendwo im Kopf?
Als Spielball zwischen zwei Interessensgruppen beim Kunden. Controlling und Produktdsign. Wir haben uns gegenseitig versichert, dass wir alles getan haben, was gerade möglich ist – aber nur weil wir wissen, dass ein gutes Projekt eine gute Website verdient hat, weiß das erstaunlicherweise noch längst nicht jede. Also vielleicht doch keine Website? Braucht man die? Und was sind schon zwei Jahre Verzögerung, wenn aus Versehen mal jemand den Firmennamen googelt und der erste Treffer im April 2021 ankündigt, dass das Wunderdings Mitte 2022 auf den Markt kommt, während man selbst noch nicht einmal die Maschinen eingerichtet hat?
„Ach, das haben wir immer weg geklickt“, sagt die ehemalige Kundin, die nach 15 Jahren auf ihrer Website, die sie damals pro bono bekommen hat, etwas geändert haben möchte. Sie sagt es, als ich ihr sage, dass Ihre Website von meinem Browser, allen Virenscannern und Internet-Security-Lösungen dieser Welt und von Google als hochgradig infiziert gemeldet und nicht angezeigt wird; und dass ich ihr das auch ein paar mal geschrieben hatte. Weil sie die verlangten Updates nicht gemacht hatte. Jetzt kostet sie das Geld was sie nicht hat, aber was sind schon 15 Jahre für eine WordPress-Installation ohne Schutz?
„Entschuldigung, wir sind etwas hinterher“ schreibt eine Versicherung und verlängert ihre Bearbeitungszeiten von ca zwei auf ca acht Wochen und weil erst die Versicherung und im zweiten Schritt darauf aufbauend eine Behörde arbeiten müsste, verschiebt sich auch deren Bearbeitungszeit und was sind schon sechs Wochen, die man auf vierstellige Beträge wartet?
„Sie haben 56 ungelesene Nachrichten“, sagt mir die Web-Oberfläche von outlook.de, als ich nach langer Zeit mal rein schaue. Ich benutze die Adresse nicht und außer Microsoft kennt sie auch eigentlich quasi niemand und für unwahrscheinlichen den Fall der Fälle hatte ich eine Weiterleitung an meine eigentliche Adresse eingerichtet. Tja, die steht zwar in der Liste und ist auch aktiviert, aber sie funktioniert einfach nicht mehr. Aber was sind schon Häkchen in einem Web-UI, wenn eine von den 56 Nachrichten dann doch wichtig gewesen wäre. Letzten Monat wichtig gewesen wäre.
Aber auch:
Nach dem dritten Album geriet sie in einen Streit mit ihrem Manager, der (un)praktischerweise auch ihre Plattenfirma war und dann musste sie erst einmal einen Rechtsstreit ausfechten und bis der durch war, das dauerte ein wenig und dann hat sie ein paar neue Songs geschrieben – aber was sind schon zwanzig stille Jahre im Musikbusiness, wenn das Album dann hinterher richtig gut ist und klingt, als wären nur zwanzig Tage seit der letzten Single vergangen. Und wenn die Fans sich halt einfach freuen?
Abends am See. Da ists eigentlich immer gut. Vi ses!