Beim letzten Besuch beim Optiker hatte die Fachangestellte dort ihr Erstaunen darüber zum Ausdruck gebracht, dass der Liebsten Brille überhaupt noch in fester Form auf ihrer Nase verweile; auch der Begriff „morsch“ fiel. Nun ist es so, das abseits aller Moden hauptsächlich sehr kleine Brillen mit eher dickerem Rahmen zu ihrem Gesicht passen und alles andere bei allen Beteiligten ein überraschtes „Ach. Nee, stimmt, wirklich nicht“ hervorruft.
Nun kann es sich ein Kleinstadtbrillenfachgeschäft aber nicht leisten, sich über aktuelle Moden hinaus auch noch für Sonderfälle zu bevorraten und da auf der aktuellen Brille in englisch die Worte „Strahlen abhalten“ angebracht sind, suchten wir halt nach einer entsprechenden Fach-Filiale. Also in echt, nicht online, denn online Brillen ausprobieren … nee, nee.
Ooops, Köln. Aber wann, wenn nicht in den gemeinsamen Ferien soll man so etwas mal machen?
Aus Sorge von den Köln-üblichen Menschenmassen fuhren wir eher früh los, Liebste und Navi lotsten mich einmal über den Heumarkt ins Galeria-Kaufhof-Parkhaus und erstaunlicherweise waren da weder Autos noch Menschen und alles ging vollkommen glatt. Dann erstmal Frühstück mit einem unerwarteten kleinen Journelle-Gedenkmoment …


… und dann zum Brillenladen. Eine Angestellte im Crew-T-Shirt näherte sich und wollte helfen; wir schilderten das Problem und erklärten, im Idealfall suchten wir quasi exakt diese Brille wieder oder etwas sehr, sehr ähnliches. „Aha“.
Sie ging mit uns zum ersten Regal zog nach mir nicht erkennbaren Kriterien eine der vielen Wayfarer-Varianten heraus, überreichte sie und schien zufrieden. Die Brille war deutlich größer als das aktuelle Modell und auf der Nase viel, viel zu groß. „Nee, wirklich nicht“ sprachen wir, das Crew-Mitglied staunte, griff aber nach dem nächsten, staunte wieder und das Spiel spielten wir dann circa zehnmal.
Ich ärgerte mich, dass sie jedes Klischee der „das ist hier mein Brotjob, warum soll ich mich engagieren“-Generation so arg erfüllte, aber dann fiel ihr was ein: Ob wir vielleicht im VIP-Bereich mal schauen wollten? Der VIP-Bereich war oben und mit einer dicken roten Kordel vor der Treppe an güldenen Ständern abgesperrt. Sie fummelte die Kordel los und ging vor, ich fragte, ob ich nicht hinter mir wieder zu machen solle, aber sie verstand nicht, wieso. Ich musste lachen.
Oben gab es die gleichen Brillen aber mit dem Label einer italienischen Sportwagenmarken neben dem der Brillenmarke und ein Sportwagen-Logo verdreifacht logischerweise den Preis. Wir spielten trotzdem erfolglos noch mal fünf Modelle durch, guckten auch selbst, dann erklärte ihr die Liebste nochmal, quasi einen Abschied einleitend, wie schade das doch wäre, sie hätte ja gehofft, hier in der Markenniederlassung die größte Auswahl zu finden, denn sie liebe ihre kleine Brille und sie hätte auf ähnliches gehofft.
„Ach so?“ erhellte sich das bis jetzt doch sehr teilnahmslose Gesicht. „Aber nein, das ist ja schon seit bestimmt 5 Jahren aus der Mode“.
Beim Verlassen des Ladens erblickten wir zufällig eine Niederlassung des großen Mr-Online-Brillen-Anbieters, dort im ersten Regal zwei verschiedene kleine, sehr hübsche Modelle aus der aktuellen Kollektion des Ladens, den wir gerade verlassen hatten. Die Verkäuferin zeigte uns online jeweils noch zwei Farbvarianten und ein weiteres Mitglied der „das ist hier mein Brotjob, warum soll ich mich engagieren“-Generation hörte das Gespräch mit, ging kurz ins Lager und holte noch eine dritte.
Am Rande: Wo ich doch schon mal im Fachgeschäft war, hatte ich kurzentschlossen parallel nach Sonnenbrillen geschaut. Ich trage außer beim Autofahren zwar eigentlich ungern welche, merke aber in letzter Zeit, dass mich Helligkeit nicht nur irritiert, sondern richtig anstrengt und nun denn, niemand hat behauptet, alt zu werden würde Spaß machen.
Nun ist es leider so, dass abseits jedes Klassiker-Status auf mein Gesicht nur sehr wenige Brillen passen und gerade die Varianten Wayfarer oder Aviator, die nun wirklich jeder irgendwie stehen, bei allen Beteiligten ein überraschtes „Ach. Nee, stimmt, wirklich nicht“ hervorrufen.
Daran hat sich auch heute nichts geändert, aber als wir auf dem Weg zum Auto die Galeria wieder betraten, standen wir zufällig direkt in der Brillenabteilung und aus Verzweiflung ergriff ich ein besonders hässliches Modell, setzte es mit den Worten „ich nehm einfach sowas, es ist doch auch egal“ und uns beiden entfuhr ein „Ach. Guck mal an, gar nicht so schlecht“.
Jetzt muss ich nur in der Machart eine Brille finden, auf der am Bügel nicht Gucci steht.
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