29.7.2023 – not ready yet?

Ich werfe einen Blick auf den Kalender. „Urlaub“ steht dort in einem dunkelblauen Balken – dunkelblau ist die Farbe meiner kleinen Firma in unserem gemeinsam geführten Kalender. Meine private Farbe ist ein dunkles Petrol, unser gemeinsamer Kalender ist grün, der der Liebsten ist … ups, ich glaube, ich gleite schon im zweiten Satz ab.
Dieser Balken, dieser dunkelblaue Balken mit dem weißen Wörtchen „Urlaub“ darin, er hat gestern geendet. Ich habe wirklich genau hingesehen, habe den Kopf und den Bildschirm in verschiedene Winkel geneigt um auszuschließen, dass es sich um eine optische Täuschung handelt. Sicherheitshalber habe ich auch von meiner privaten E-Mail-Adresse aus eine E-Mail an meine Firmenadresse geschrieben um nachzusehen, was der Autoresponder so sagt – der wird ja schließlich Bescheid wissen. Aber es kommt keine Autoresponse und das bedeutet hauptsächlich, dass dieser blaue Balken wohl recht hat: Gestern war mein Sommerurlaub 2023 zu Ende und heute ist schon nur noch ein schnödes Wochenende, ein ganz normaler Samstag, vorangestellt einem ganz normalen Sonntag und am Montag werde ich dann wieder an diesem Schreibtisch sitzen.
Ich habe mich selbst sehr gründlich geprüft und ich bin dazu noch nicht bereit.

Sehr viel Hoffnung hatte ich mir nach diesem niedergeschlagenen langen Winter auf diesen Urlaub gemacht, ich hatte Bilder im Kopf gehabt von sonnigen Tagen an denen eine träge Stille über dem Haus liegt. Tage, an denen die Liebste und ich morgens um den See laufen und den Entenküken beim Wachsen zusehen und dann eine Liegeposition suchen an einem Ort, wo ein gütiger Kamineffekt etwas Luft bewegt. Tagen, an denen wir uns später auf dem Weg zur Dusche begegnen, wo wir unsere Füße abkühlen wollen und uns „Morgen ans Meer?“ fragen und nicken um dann wieder an diese Liegeposition zu verschwinden.
So ca. nichts davon hat statt gefunden und ich bin noch nicht wieder bereit.
Es gab Gründe hier, es gab Gründe da – während ich dies hier tippe macht die Liebste die Haustür auf und ich höre, dass die Nachbarin wieder die Einfahrt saugt und ich muss kurz bis 32 zählen, was mir gut zeigt, dass ich noch nicht wieder bereit bin und – wo war ich? Ach ja: es gab wie gesagt Gründe. Es gibt immer Gründe: Wohlbefinden, Wetter, Freunde, die Hilfe brauchen, Verwandtschaft die Hilfe braucht, das Klima, irgendwas ist ja immer. Das Wetter ist übrigens ganz normal, es gab schon immer Dürreperioden in Deutschland und der Herr Nachbar ist ein Bauer und der findet das Klima prima – so habe ich es erfahren, als ich mit jemandem aneinander rasselte, der in einem meiner sog. Streams forderte, man solle die Klima-Aktivisten verbrennen. War natürlich nur Spaß, aber die machen ihm schlechte Laune und er will sich nicht die gute Laune von ein paar Gutmenschen verderben lassen, die sich diese Sommerloch-Themen nehmen und versuchen, damit Angst zu schüren und am Mittelmeer gabs auch schon immer Waldbrände, nämlich. Und mein E-Auto ist doof, weil es so leise ist, mit ’ner Biogurke rettet niemand die Welt, deswegen: Verbrennen. Also im Spaß.
Immer wieder abgleichen, immer wieder nachjustieren, denke ich mir und drücke nach einer längeren und ebenso interessanten wie unerfreulichen Diskussion auf den Knopf mit dem großen „mute“ darauf. Schade.

Ein erster Blick in die Mailbox vorgestern und heute zeigte: Das geht genau so verrückt weiter wie es aufgehört hat und ich bin mir sicher: ich bin dazu noch nicht bereit. Aber vor ein paar Wochen war ich bei einem Konzert, es war eine deutlich vielfältigere Erfahrung als man hätte annehmen können und ich bin dort herausgegangen mit dem Gedanken „ich kann alles“. Ich werde morgen mal darüber nachdenken, wie ich diese beiden sich so arg widersprechenden Gefühle in einen Kopf bekomme.

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