29.4.2025 – zu Hilfe – aber gern!

Seit ein paar Wochen versuche ich, eine kleine Runde durch den nahen Wald in meinen Tag einzubauen; tut meinem Bürostuhl-gestählten Körper offensichtlich ganz wohl und treibt meine täglichen Schrittzahlen aus dem Bereich „indiskutabel“ hoch in „selbst für Menschen, die an den 10.000-Schritte-Myth glauben, fast akzeptabel“ und das ist ja auch alles egal: Es tut gut.
Heute morgen die Runde etwas abgewandelt und am Autofahrer-Briefkasten vorbei gegangen – ich hatte dort etwas einzuwerfen. Der Autofahrer-Briefkasten ist so eines dieser Dinge, die einen nur noch verwundern können, sobald man mal drüber nachdenkt: Er steht an einer Straße, an der auf der einen Seite Häuser stehen und ein Wohngebiet beginnt. Auf dieser Seite gibt’s einen Parkstreifen und einen Gehweg.
Auf der anderen Seite ist kein Gehweg und ein kleines Stück wilde Wiese. Ein Stück weiter rechts ist eine Kreuzung, die die Ausfallstraßen aus drei Wohngebieten mit der Umgehungsstraße verbindet.
Und wo steht der Briefkasten? Genau: Auf der Seite ohne Gehweg und Parkstreifen im Feldrand, nah genug an der Kreuzung, um zu Fuß von den meist eher schwungvoll ankommenden Abbiegern noch leicht auf die Motorhaube genommen werden zu können, wenn man nicht ins Unkraut springt. Und erst recht bis runter zur Kreuzung alle behindernd, wenn man kurz mit dem Auto da anhält.

In den Briefkasten fiel ein unterschriebener Vertrag in doppelter Ausfertigung!, nicht per Fax!, nicht per Scan! und ich bin etwas aufgeregt, denn vielleicht bekomme ich dann demnächst, also noch-ein-bisschen-hin-demnächst ein bisschen Geld ausgeschüttet, weil ich hier schreibe.


Dann an den Schreibtisch. Es ist ja nichts neues, das meine Arbeit in Wellen kommt, aber schon seit ein paar Monaten sind die Wellen jeweils so hoch und die Täler jeweils so tief, dass ich in einem Wellenberg ständig irgendjemanden vernachlässigen muss und das macht mich sehr unfroh.
Ich muss echt mal nachdenken.
Aber: Viel von diesen liegengebliebenen Mails beantwortet und jetzt kann ich den Boden der Inbox wieder sehen – und das ist grundsätzlich etwas, was mich deutlich entspannt.


Beim Frühstück erfreute ich mich über ein aus einem Überraschungspaket gefallenes Buch – hatte ich erwähnt, wie glücklich die mich immer machen? – mit alten Geschichten von Spirou und Fantasio, als ich auf diese Panel stieß:

… und ich kam nicht umhin zu bemerken, wie ungewöhnlich es (heute?) klingt, wenn jemand „Wie erfreulich!“ auf die Bitte um Hilfe antwortet. Mein alter-weißer-Mann-Kopf konstruierte sofort einen alternativen Text mit irgendwas wie „Komm mir mal nicht so direktiv, Du Narzisst – das ist hier nur mein Brotjob und ich muss überhaupt keine extra Meile gehen“ Das war kurzfristig lustig – aber dann auch erschreckend, denn ich will ja nicht zum Nuhr werden und ich fragte mich, wo denn dieser Missmut herkam.
Ach ja, das Weltgeschehen, das war’s.

Zum Glück noch bevor sich dann ein gemeiner Generationen-Gedanke hinein mogeln konnte, auf diesen Konzert-Ausschnitt gestoßen und diese Kids sind auf jeden Fall sehr allright. Note2myself: trotz allem weniger von reißerischen Trends catchen lassen. Muss wohl mal nachjustieren.

Nachmittags zu Frau Doktor gefahren und das Quartalsritual „Karte rein, Karte raus“ vollzogen. Ich will nicht lästern, früher musste ich für jedes Rezept hin.


Snippets:

  • Eine Verabredung für einen Kaffee, vermutlich sogar eher ein gemeinsames Essen, getroffen. Sechs Jahre drauf gewartet, in sechs Wochen treffen wir uns – es sind seltsame Zeiten.
  • Johannes brauchte ein Format zwischen Blog und Social-Dings und schreibt jetzt zusätzlich auf bloeg.li/johannes/. Allerschärftstes Willkommen!
    Wenn Sie dieser Gruß kurz melancholisch macht, sind Sie alt.
  • Meine Cloud-Buchhaltungssoftware hat jetzt eine OCR und nennt sie „KI“. Ich muss etwas lachen.
  • Aus der Reihe „das ist doch alles nichts echtes, Christian“:
    In der Inbox trudelt im CC eine Empfehlung ein. Geschrieben von jemand, den ich ewig kenne aber nur einmal vor ca zehn Jahren traf. Aber wir folgen uns seit immer eifrig überall in diesem Web und ich würde ihn ebenso sofort empfehlen.
  • Eine Influenzerin, deren USPs es sind, die Schwester einer berühmten Influenzerin zu sein und regelmäßig im Bikini zu Musik zu tanzen, tanzt auf Instagram lipsyncend im Bikini zu „Nur ein Wort“ von den Helden und dieser Clash von alter Popkultur und neuer Popkultur lässt in meinem Kopf irgendetwas implodieren, als gleichzeitig mein Herz wegen der Helden aufgehen und meine Verwunderung über dieses Geschäftsmodell nicht nur den Kopf heftig schütteln wollen.
  • Kritik an elektronischer Patientenakte wird lauter.
    Die elektronische Patientenakte, die jetzt 70 Millionen Versicherte haben, ist unsicher und Patienten sind kaum informiert, lautet die wiederkehrende Kritik.
  • Stephen Hawking hat auch was zu KI gesagt. Oder zum Kapitalismus?
  • Mo Gawdat auch.

Vi ses. Hoffentlich.

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