29.10.2024 – alles ist, alles ist – alles ist relativ

Nach dem Urlaub sollte ich ja noch einmal zu Frau Doktor kommen. Die überraschte mich dann mit einem „och, ein EKG hätt ich auch gerne“ und weiter kann ich nicht so gut einschätzen, ob und wie gefährlich dieser eine erhöhte Blutwert ist – und das hinterlässt mich unsicher und unsicher kann ich nicht gut.
Das EKG war dann fein (yay) und wir nutzen außerdem die Gelegenheit, um mir sowohl rechts als auch links in den Oberarm jeweils eine aktuelle Impfe zu jagen. Als mein Kopf begann, das schon einmal möglichst SocialMedia-gerecht vorzuformulieren, blieb er kurz bei „got my two shots“ hängen und dann gings down the rabbithole in meine Jugend, als es eine Radiosendung gab, genauer: eine Hörerhitparade und über ein Jahr lang alle Hörerinnen unabgesprochen statt der drei Favoriten nur zwei aufschrieben und mit der dritten Zeile Mike Oldfields „Moonlight shadow“ einen ewigen Rekord sicherten:

he was shot two times by a doc on the run and she couldn’t find how to push through

… sang es für den Rest des Tages in leichter Abwandlung des Originals in meinem Kopf.

Wieder am Schreibtisch den Schluss-Sprint für eines der tollen Projekte eingeleitet. Schon während des Urlaubs hatte ich voller Freude beobachtet, wie die Kundin mein Template füllte und dabei die Möglichkeiten zur Gestaltung, die ich so angedacht hatte auch benutzte und jetzt hatte sie noch ein paar Anmerkungen. Keine Sorge, sie geht in wenigen Tagen online und dann kann ich aufhören hier so kryptisch rumzufaseln.

Thrombosengefahr hin, zu wenig Bewegung her: Mittags einen stupid walk for my stupid health. Es ist so: Spazieren hier macht mir keine Freude mehr. Ich war mehrfach an jedem vorstellbaren Ort und laufe eh durch Sauerländer Wälder seit ich sechs bin. Außerdem: ich habe das mehrfach kontrolliert und letzte Woche ja auch noch einmal mit dem Original abgeglichen: Hier ist irgendwie zu wenig Meer. Es langweilt mich; aber es muss ja wohl sein.

Abends dann der Anruf von Frau Doktor: Dem Blutwert ist die Medikation egal und ich habe einen Besuch beim nächsten Facharzt gewonnen – vielleicht ja doch eine Thrombose.

Parallel schreibe ich mir mit einer Tattoo-Artist, bespreche Motive und verdränge erstmal die vage Idee, dass die Einnahme von Gerinnungshemmern und geschätzt ein bis zwei Millionen Nadelstiche nicht so supergut zusammen passen. Es wird sich alles fügen.


Eva Schulz und Fahri Yardim ne gute Stunde zugehört. Ich mag Evas Art eh sehr und das ist sicher nochmal eine der besseren guten Stunden – die eh schon zu den besseren Formaten gehören.
Mittendrin aber trotzdem unwillig geguckt, als Fahri von seinen Erfahrungen mit Polizeigewalt spricht. Unwillig, weil er da recht klar so richtig Scheiße erlebt hat, aber sofort relativieren muss – es gibt ja auch tolle Polizisten und er will ja nicht verallgemeinern. #notallcops sozusagen. Und ich kam nicht umhin darüber nachzudenken, ob uns* diese ewige Relativiererei nicht das Genick brechen wird. Oder gebrochen hat. Weil sie die Flanke aufmacht für den sofortigen Gegenangriff, dass man das so ja wohl nicht sagen kann, dass ja nicht alle Männer, nicht alle Polizisten, nicht alle AFuckDler so sind und man das deswegen gar nicht so pauschal sagen kann und schon ist man weg vom Thema. Die Faschos relativieren nicht, die wollen einfach alle abschieben. Merz relativiert nicht, der will einfach allen die Grundsicherung abdrehen so weit es geht. Viel zu viele Männer verstecken sich hinter #notallmen und verhalten sich weiter gewalttätig gegenüber Frauen; oder gucken weg.
Sie verstehen, was ich meine?

*) Mit „uns“ meine ich diesmal einfach freiheitsliebende Menschen, denen das Geschick ihrer Mitbürgerinnen noch nicht am Arsch vorbei geht.

Passt aber gut in eine Zeit, die ich – während der Hass auf Social Media immer weiter explodiert – gleichzeitig als so konfliktvermeidend wahrnehme wie keine andere zuvor. Und ich immer nur denken kann: Damit macht ihr den Weg für noch mehr Hass immer weiter auf.
Aber ob es „ach Christian, ich bin doch nicht dafür verantwortlich, die Welt zu retten“ ist, oder der Freund im oberen Management, der mir die Freundschaft kündigte, nachdem ich Menschen die ihr Überstundenkonto selbst gegen die direkte Anweisung von HR überziehen „weil es ja ohne ihn nicht geht“ als „Stokholm-Syndrom-Opfer des Neoliberalismus“ bezeichnete – klare Worte gegen ein System sind nicht en vogue. Man könnte ja den einzelnen treffen, der die Ausnahme ist.

Schön passend mal wieder …

Zeugs

Eine Lösung, die sich immer häufiger beobachten lässt, ist das sogenannte „Coffee-Badging“: Mitarbeitende kommen aus dem Homeoffice für eine Kaffeepause ins Büro, um im Kontakt mit Kolleg:innen oder Vorgesetzten zu sein. Diese an sich gut gedachte Idee, die durchaus mit Aufwand und Engagement seitens der ins Büro kommenden Mitarbeitenden verbunden ist, hat jedoch auch einige wesentliche Nachteile mit Wirkung auf die Team- und Konfliktkultur: Gefahr der „Präsenz ohne Tiefe“, Unsichtbarkeit“ als Schutzstrategie, Gefahr der Unverbindlichkeit, …

Alexandra Bielecke bei KiO:
„Coffee-Badging“: Unsichtbar durch Präsenz – eine neue Strategie der Konfliktvermeidung?

(Transparenz-Dings: Ich arbeite für KiO, diesen Links gibts aber unbeauftragt und ohne Wissen der drei Psychologinnen)

So war das heute. Vi ses!

Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
Hier können Sie mir ’ne Mark in die virtuelle Kaffeekasse werfen,
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.

Die Website setzt 1 notwendiges Cookie. Ich nutze Matomo, um zu sehen, welche Artikel Sie interessieren. Matomo ist lokal installiert es werden keine Cookies gesetzt, so dass Sie dort vollkommen anonym bleiben. Externe Dienste werden erst auf Ihre Anforderung genutzt.