28.11.2023 – Coping, coping, coping und immer an das Trinken denken

Heute morgen, nach menschlichem Ermessen noch tief in der Nacht brachen wir auf und fuhren in Richtung Zahnklinik. Dort wartete ein Vorgespräch – zu Vorgesprächen nehme ich keine lustigen kleinen Pillen, denn das Suchtrisiko möchte ich niemals unterschätzen – und so durfte ich bei vollem Bewusstsein die erste Zahnärztin der letzten 30 Jahre* erleben, die auf ihrem Zettelchen stehen hatte, dass sie auf Angstpatienten spezialisiert ist und sich auch danach verhielt. Streckenweise fühlte ich mich im Gespräch deutlich mehr wie in einem Anamnesegespräch bei der Therapeutin als beim Zahnarzt – und entsprechend dankbar fuhren wir wieder nach Hause.
Trigger sind trotzdem Trigger und darüber zu Wildfremden zu sprechen macht auch keinen Spaß, nur weil sie nett sind – und so war der Rest des Tages eine Mischung aus Ablenkung, Coping und Schlaf.

*) Davor habe ich noch keine solche gesucht.

Jaja, hier auch.

Gen Nachmittag sogar noch richtig gut ins Arbeiten gekommen und Dank guter Vorarbeit sogar um Tage weiter, als ich es am Wochenende bei einem vorsichtigen Blick auf die kommenden Tage gehofft hätte.

Der Blick ins Timehop zeigte mir heute einen Screenshot einer SMS von vor ein paar Jahren als jemand hier im Ort deutlich darum buhlte, mit mir befreundet zu sein. Als ich mich entgegen meinem Bauchgefühl etwas darauf eingelassen hatte, hat er dann später das Kunststück geschafft, sich in der ewig offenen Top-Ten der mir entgegen gebrachten Beleidigungen gleich auf Platz zwei einzureihen – was bei meinen Familienverhältnissen eine echt solide Leistung ist; und was ich eigentlich sagen wollen würde, würde ich Ratschläge geben: Wenn Sie ein Bauchgefühl haben, dann hören Sie ruhig drauf.


Mein Held des Tages:

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Nachdem sich meine Ahnung, dass die Tage des sog. „Social Webs“ vorbei sind, ja in beeindruckender Geschwindigkeit bewahrheiten, mag ich Stellen, an denen Menschen darüber nachdenken, was jetzt kommt. Und wie es gehen kann. Hier ein Manifest für das Posten online in 2023:

Your time and attention are not public property. You get to spend them however you see fit.
Just because somebody shouts loudly in your inbox does not mean that that they are entitled to be heard. Often, it is in fact a good indicator that they are not worth listening to.
Refuse to …

Sara Tasker:
Manifesto for posting online in 2023

Sie kennen das vielleicht: Sie legen zwei Kindern zwei Süßigkeiten auf den Tisch und verlassen den Raum – nicht ohne ihnen vorher zu erklären, dass sie mehr bekommen, wenn Sie wieder kommen; jedenfalls, wenn die Süßigkeiten auf dem Tisch bis dahin unangerührt bleiben. Aus dem Ergebnissen dieses kleinen Experimentes haben Menschen, vor allem Stockholm-Gefangene des neoliberalen Kapitalismus, lange Jahre herausgelesen, dass es sich wirklich lohnt, die Zähne zusammenzubeißen und das man alles erreichen kann, denn: Die Kinder, die warten konnte, waren später im Leben erfolgreicher. Dieses sog. Marshmallow-Experiment ist allerdings leider – wie so viele aus dieser Zeit – schlecht konzipiert:

Das Stanford Marshmallow Experiment wurde weltberühmt. Das Problem nur: Es ist falsch. Denn man hatte vergessen, eine wichtige Variable zu checken: den sozialen Hintergrund der Eltern. Und siehe da: Kinder aus materiell wohlversorgtem Elternhaus konnten auf den Marshmallow warten, Kinder mit armen Eltern nicht.
Die Erklärung ist einfach: Arme Menschen haben gelernt, mit Knappheit zu leben – und sie nehmen lieber das, was da ist, sofort – bevor es zu spät ist. Sie müssen eine von Knappheit geprägte Gegenwart meistern, und was sie tun, muss sich daher unmittelbar lohnen.
Der Glaube, dass Leistung sich lohnt, ist so verbreitet wie falsch. Reiche tun so, als hätten sie mehr geleistet. Haben sie aber nicht!

Wolfgang Gründinger
Die Marshmallow-Lüge: Warum harte Arbeit nicht reich macht – und was wirklich zählt

2 Kommentare

    1. Ich gehe zumindest sehr davon aus, das Anavid nicht mehr seinen alten Job hat 😆
      Aber ich glaube, er mochte den Job auch gar nicht so sehr …

Kommentare sind geschlossen.

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