28.1.2025 – remembrance day 26.1.

(Tag 8)

Heute ist der 28. aber ich muss noch etwas nachholen, denn zwischen dem 25. und heute war ja der 26.1. und der ist auf eine seltsame Art ein Tag, an dem in meinem Leben viel geschah. Zum Beispiel war es der 26.1. vor 37 Jahren, an dem mir S. einen Korb gab – den ersten meines Lebens, direkt folgend auf den ersten Anbahnungsversuch meines Lebens.
Was mich dazu nötigte, das erste Mal in meinem Leben eine Strategie für den Umgang mit dieser Zurückweisung zu suchen. Zum Glück wurde ich später am Abend noch abgeholt und die Party, auf der das alles geschah, war eh recht unter Beobachtung und so war Alkohol keine Lösung und im lächelnden Rückblick-Moment dieses Jahr habe ich gedacht: Vielleicht habe ich einfach im Gegensatz zu vielen Männern meines Alters unfassbar Glück gehabt, dass ich schon beim ersten mal einen anderen Umgang finden musste und weder in Aggression noch in Suff gleiten konnte und stattdessen a) meine Trauer spürte und b) aushielt.
Und c) später zu Hause Rocky guckte und deswegen für immer in meinem Kopf „Eye Of The Tiger“ mit Liebeskummer verknüpft ist – aber das ist vermutlich höchstens anekdotisch amüsant.

S. und ich waren übrigens später Freunde und ich lernte ein ernst gemeintes c), nämlich, dass es sich lohnt, sich gut zu benehmen und ein guter Freund zu sein, auch wenn jemand nicht „mit einem gehen“ will.

Zwei Jahre später – im gleichen Partykeller übrigens, fünf Meter weiter auf der Treppe und nicht auf dem Sofa – knutschte ich das erste Mal mit H. Eigentlich war schon vorher alles klar gewesen, sogar das Wort Liebe war gefallen, aber wir hatten etwas gebraucht, weil wir eigentlich den gesamten Kennenlern- und Anbahnungsverlauf über Zettelchen im Geschichtsunterricht hinter uns gebracht hatten – und da hatte unser Abstand ja immer ein paar Meter betragen, so dass wir dann erst vorsichtig zur Nähe überzugehen üben mussten. Damals war ja auch noch niemand aus online-Beziehungen geübt.

Noch ein Jahr später stand ich – immerhin auf einer anderen Party in einem anderen Raum – das erste mal knutschend mit B. mitten auf der Tanzfläche und bevor ich total abgleite, wissen Sie jetzt zumindest, wieso ich vor etwas mehr als einem Jahr grinsend beschloss, dass der 26.1. doch ein prima Veröffentlichungsdatum für mein erstes veröffentlichtes Album Dance & Trance Music wäre.
Ein Jahr also ist das her; ein Jahr, in dem ich dann eher ungeplant viel über mich und vollkommen ungeplant und unerwartet wieder mal etwas über Menschen lernte. Zum Beispiel über Internetdienste und ihre vollkommen unreflektierte Benutzung, selbst wenn sie der letzte Dreck sind aber shiny genug glänzen – und wo die Schwellen liegen, bis diese eigene Bequemlichkeit überwunden werden kann.
Zum Beispiel über die Schwierigkeiten, die Menschen haben, etwas anzuerkennen, wenn es ein bisschen neben der Norm ist – wer auch immer diese Norm definiert. Oder die Schwierigkeiten, die Menschen haben, zB über Musik zu sprechen, wenn sie ihnen nicht gefällt (niemand muss meine seltsames elektronisches Geblubber gefallen, aber es nimmt einen so großen Teil meines Lebens ein, dass ich bei einem Kaffeetrinken davon zumindest gern mal erzählen würde, ohne dass mein Gegenüber hektisch das Thema wechselt)

Mary Spender – eine britische Künstlerin, die sehr offen über ihre Arbeit als Musikerin in dieser modernen Zeit und dabei auch über den Struggle, den sie so erlebt, auf YT berichtet – hat in einem ihrer Videos mal sinngemäß sowas gesagt wie: Du brauchst als Künstlerin drei Schichten von Leuten um Dich herum: Freunde, Fans und Zuhörer. Zuhörer sind random und kommen und gehen, Fans sind super, aber unter Umständen auch sehr kritisch, aber Freunde, die sind direkt um Dich herum. Und deren forkin’ Job ist es, bedingungslos alles zu feiern was Du tust – weil sie die Arbeit feiern und nicht das Produkt und Dich dabei empowern und schützen vor der Kritik die eh gnadenlos wie nichts bei Dir ankommen wird. Und weil sie dich damit am Laufen halten und Dir den Raum zum Atmen geben, in dem Du überhaupt Künstlerin sein kannst.
Diese Freunde zu finden ist am schwersten, hat sie in meiner Erinnerung auch gesagt – aber vielleicht erinnere ich mich da falsch und das ist nur meine eigene Ergänzung nach einem Jahr.

Eigentlich hatte ich übrigens geplant, den Nachfolger Circle & Square auch wieder am 26.1. zu veröffentlichen, aber das hat nicht ganz geklappt. Aber Sie wissen jetzt schon mal es aussehen wird.

Vi ses. Hoffentlich.


Ach ja: Spätestens beim dritten mal fand ich das auch wirklich seltsam, dass es schon wieder an diesem Datum geschah. Danach habe ich aber auch andere Daten als geeignet zum ersten Knutschen kennen gelernt.

Sie lesen abseits des üblichen Tagebuchblog-Betriebs auch gern mal so eine Geschichte? Sie möchten sich bedanken? Hier steht die Kaffeekasse und wenn Sie finden, Geld riecht unangenehm, dann freue ich mich auch über Überraschungspost von der Wishlist.

2 Kommentare

  1. Der 23.02. war es hier bei mir. Nur in der Jugendzeit, da aber sehr prägende Ereignisse in Zusammenhang mit diesem seltsamen Ding, das „Liebe“ genannt wird.

    Ähm, ja. Ich freu mich auf’s neue Album! wollte ich sagen.

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