27.7.2021 – (day 18)

Der Tag begann etwas unsanft, als mitten im letzten Morgentiefschlaf die Türklingel ging. Während mein Kopf noch sowas wie „Pech gehabt“ aus den noch schlafenden Synapsen klaubte, war die Liebste etwas heller im Kopf als ich und wusste: Wir hatten einen Handwerker vergessen, der die Heizung warten sollte.
Ich nehme auch das als gutes Zeichen dafür, dass sich irgendwie so etwas wie ein Urlaubsgefühl verankert hat. Was natürlich nichts daran änderte, dass das heute dann der letzte Urlaubstag war.

Vormittags verbrachten wir mit einer Freundin beim Frühstück. In einem Café, das war dann wieder ein kleiner Teil Gewöhnung. Vermutlich bin ich pünktlich zum nächsten Lockdown wieder einigermaßen auf dem Level meiner außerhäusigen sozialen Skills angekommen …

Vor der Haustür sind die ersten Brombeeren reif – das mögen die spazierengehenden Kleinstädter, da stehen sie gerne mal gegenüber unserer Haustür und pflücken und naschen. Heute die, die wollte dann allerdings nicht zur Seite gehen, als wir mit dem Wagen die Einfahrt runterkamen. Das war neu. Die guckte nur entrüstet zurück, als wir sie freundlich baten, kurz einen Schritt zur Seite zu machen und das war etwas seltsam.
Ist leider Futter für meine Beobachtung, dass immer mehr Menschen immer entrüsteter reagieren, wenn sie auch nur einen Millimeter Rücksicht auf andere nehmen sollen.

Wie gesagt: Morgen wieder ins Büro; ich bin so semi-begeistert. Immerhin beginnt der Tag direkt mit einem Telefonat mit jemandem aus meiner entfernteren Bubble und ich freue mich, sie kennen zu lernen.
Außerdem ist tatsächlich das Stück Ferienmusik heute in dem Status „könnte so wohl fertig sein“ angekommen.

Zeugs:

Sie kennen doch auch die Schoko-Bon-Werbung, in der das Kind warten soll und – wenn es wartet – einen zweiten Bon als Belohnung bekommt? Die Werbung ist inspiriert vom sog. Marshmallow-Test – einer Studie, die damals zu dem Ergebnis kam, dass Kinder, die warten können später im Leben auch erfolgreicher sind.
Das ist natürlich ein schönes Framing für alle „man kann alles schaffen wenn man nur will“-Rufer – ist aber wohl auch falsch. Wie so oft, war beim damaligen Test wohl die Gruppe der Testpersonen etwas einseitig ausgewählt und ein neuer Test mit mehr und unterschiedlicheren Kindern ergab: Blödsinn.

Die Neuauflage des Experiments zeigte: Kinder, deren Eltern einen Universitätsabschluss hatten, schnitten bei späteren Prüfungen ähnlich gut ab – egal, wie lange sie sich beim Marshmallow-Test zurückhalten konnte. Das Gleiche traf auch umgekehrt zu: Kinder von Nicht-Akademikern schnitten bei späteren Tests vergleichbar ab.
Eigentlich zeigt der Marshmallow-Test: Arme Kinder wollen schneller ihre Belohnung, weil sie sich nie sicher sind, eine zu bekommen“

Ich mag sehr, wenn solche ehernen Grundsätze der Leistungsgesellschaft fallen.

kontrast.at:
Marshmallow-Test widerlegt: Erfolg ist keine Frage der Willensstärke

Ach ja: Frau Brüllen und ich gucken gerade parallel Serien, so scheint es mir. Aber ich kann mich ihrem Tipp nur anschließen:

Tales from the Loop“ (das kann ich ihnen wirklich ans Herz legen, eine schöne, melancholische, traurige Sci-Fi-Serie, bisschen wie Black Mirror, nur in traurig und schön statt gruselig und beängstigend) [letzteres kann ich nicht beurteilen, weil ich Black Mirror nicht kenne]


Und zum Schluss noch ein ziemlich interessanter Artikel über etwas, was wir natürlich alle längst wussten, aber noch nie so an einem Stück gelesen haben – nämlich warum wir alle ständig am Handy hängen:

… in den letzten zehn Jahren haben die App-Entwickler ein Arsenal von psychologischen Tricks und perfiden Mechanismen entwickelt und immer weiter perfektioniert, mit dem wir bei der Stange gehalten werden.
[…]
Für die meisten Digitalfirmen ist es […] zentral, […] Zwischenstopps oder Endpunkte von Intervallen möglichst zu eliminieren.
[…]
Wozu das führen kann, wies der US-Ernährungsforscher Brian Wansink nach, als er 2005 Testpersonen Suppe löffeln ließ. Zwei Gruppen von Probanden sollten so lange essen, bis sie das Gefühl hatten, satt zu sein. Die eine Testgruppe bekam ihren Teller dabei von einem Kellner nachgefüllt. Bei der anderen Gruppe füllte sich der Teller durch eine Öffnung im Boden unmerklich von selbst nach. Das Ergebnis: Die Gruppe mit ewig selbst nachfüllenden Tellern aß 73 Prozent mehr

Christoph Koch auf krautreporter.de:
Leben mit dem Smartphone – Wer nicht scrollt, gewinnt

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