Nachdem gestern Abend ja alles etwas zu viel war, hatte ich recht kurzentschlossen heute einen day off eingeplant. Und auch größtenteils durchgehalten, um das vorwegzunehmen.
Morgens packte mich irgendwann die Idee, dieses Wochenende könnte ja mal mehr passieren und ich fuhr den Berg runter, um das Auto zu waschen. In der Waschstraße begegneten mir zwei Menschen (erstaunlich entspannt, erstaunlich trocken), sonst keine besonderen Vorkommnisse.

Auf dem Rückweg kam ich an einer Wiese vorbei auf der (ungelogen) bestimmt 50 Raben saßen. Nun finde ich Raben an sich ja sehr super und würde mich sogar furchtbar gern mit einem anfreunden – die Tattoo-Artist hat einen Rabenfreund im Park und schickte mir Videos und ich will. das. auch! Auf jeden Fall hielt ich an, um wenigstens ein coles Foto zu machen, aber die Tiere sind intelligent genug, um genau zu wissen, ab welchem Abstand Fotos möglich sind. Sie wechselten auf das nächste Dach.
Ich wartete, denn wenn eine Wiese spannend genug ist, dass sie da in dieser Menge sitzen, dann sollten sie doch wieder kommen, wenn ich mich als ungefährlich heraus stelle?
15 Minuten später kann ich festhalten: Nein.

Nach 15 Minuten fiel mir aber wiederum auf, dass ich in dem guten Vorort stand und mich vermutlich arg verdächtig gemacht hatte. Falls ich also hier nicht mehr auftauchen sollte, schicken Sie mir bitte gerne den Kuchen mit Feile in den Keller der Schützenhalle – ich gehe davon aus, dass dort die Zellen der örtlichen Bürgerwehr sind.
Nix los also heute, kommen wir zum
Zeugs
Gut-konservativ katholisch aufgewachsen, war es in unserem Haus vollkommen normal, dass vor Weihnachten und Ostern auch mal „ein Schein in den Klingelbeutel“ fiel, denn das sind ja auch Menschen, Christian. Die Widerwärtigkeit in dieser Charity-Haltung, die bedürftige Menschen bedürftig und vor allem abhängig hält, habe ich erst deutlich später begriffen:
Wer darf heute noch anecken – und wer wird dafür aus der Debatte gedrängt? Diese Frage stellt sich besonders scharf, wenn Menschen mit Behinderungen nicht um Teilhabe bitten, sondern sie einfordern. 1984 gründeten Aktivist*innen in Hamburg „Autonom Leben“. Sie wollten kein Mitleid, sondern Selbstbestimmung – und störten damit bewusst die gesellschaftliche Ordnung. Ihr Protest war radikal. Und notwendig.
Gastkommentar von Jan Uhlenberg in dr taz:
Radikal ist, wer an die Wurzel will. Gerlef Gleiss war so jemand: Er gründete die Hamburger Assistenz Genossenschaft und grenzte sich bewusst von der Aktion Sorgenkind ab, deren mediale Mitleidskampagnen er für unvereinbar mit dem Selbstbestimmt-Leben-Ansatz hielt.
Menschen mit BehinderungMühsamer Weg zur Teilhabe
Ich spare mir alle Einleitungen, denn wir wissen eh alle, dass es in der Schule nicht gut läuft. Hier mal wieder ein Beispiel, was anders gehen kann, wenn Menschen denken, dass es anderes gehen kann:
Das Team um Heinrichs und Bordelais findet, dass Schule heute nicht mehr nur zum Lernen von Deutsch oder Mathe da ist. Die Rolle von Schulen und Lehrkräften habe sich geändert. Und sie sind mit dieser Meinung nicht alleine. Drei renommierte Bildungssoziologen haben in diesem Jahr ein Buch herausgebracht, in dem sie einen Kulturwandel fordern.
Lea schönborn bei den krautrepotern:
Das passiert, wenn eine Schule Beziehungen über Prüfungen stellt
(Als Mitglied darf ich Ihnen diesen Artikel zur Verfügung stellen)
Und zum Schluss noch die von mir mit großer Freude verteilte Klatsche an die, die sich über die bedeutungsvollen Lyrics in aktueller Popmusik unterhalten. Dass sogar Coldplay nicht mehr alleine schreiben … – naja, ich hab die ja schon immer für furchtbar überbewertet gehalten. Ich finds jedenfalls sehr lustig, aber ich bin ja auch ein arroganter alter Musiknerd.
Morgen haben wir was vor, bleiben Sie dran!
Vi ses.
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Ich erlebe den Umgang mit Behinderten ja gerade aus erster Hand und es macht mich wirklich unfassbar wütend.
Ein Aspekt ist, dass man so sehr um Unterstützung betteln muss, was ja auch der Artikel anspricht. Der Papierkram ist schon eine riesige Hürde und dann wird im ersten Anlauf auch fast alles abgelehnt. Am schlimmsten ist die Krankenkasse, gefolgt von der Rentenversicherung; die BG war mit Abstand am entgegenkommendsten (allerdings auch nicht involviert in die Schwerbehindeung, ich habe letztes Jahr ein bisschen viel eingesammelt).
Was mich gerade außerdem auf die Palme bringt: Leute, die meinen besser zu wissen, was gut für mich ist oder was ich kann, als ich selber (und die nicht medizinisches Fachpersonal sind – dem gestehe ich das durchaus zu). Gerade im Arbeitskontext ist das gerade (kurz nach Ende Wiedereingliederung) schlimm. Ich habe mehrmals deutlich gesagt, was geht und was nicht. Resultat ist, dass man mich für Dinge einplant, die *nicht* gehen (mehrmals erklärt, dass und warum dem so ist), mich dafür bei Sachen raus nimmt, die kein Problem sind. Es ist so unfassbar übergriffig.
Von Barrieren im öffentlichen Raum fange ich gar nicht erst an – das war mir alles vorher klar und es ist genauso beschissen, wie man es sich vorstellt, mit Rollstuhl, Rollator oder Krücken unterwegs zu sein (im letzten halben Jahr alles durchiteriert). Dass man Rollstuhlfahrenden nicht ungefragt an den Rollstuhl greift oder sie gar rumschiebt, ist hier glaube ich allen klar.