27.5.2025 – alles wie auf Insta

Darüber hinaus war das gestern ein Abend, der immer schön zwischen „gescheitert“ und „absurd“ pendelte. Unser Lieblings-Sushiladen hatte Ruhetag, der Asia-Tapas-Laden wirkte zwar erst prima – vor allem die Idee mit iPads immer wieder frisch bestellen zu können, mochten wir. Jedenfalls so lange bis der Server abstürzte und wir doch von der Karte bestellen mussten und dort dann sahen, dass 98% der Tapas mit Fleisch oder Fisch waren. Also Lokalwechsel.
Wir landeten dann in einem dieser typisch modernen Dingsis mit Burgern, Nudeln und Pinsa – das war alles auch sehr lecker. So weit fein.

Dass um uns rum allerdings hauptsächlich wannabe-Geissens saßen – nun denn.

Das erste Pärchen setzte sich und man sah, dass ein gut geübtes Ballett begann. Er tönte ein bisschen herum, sie drapierte die Louis Vuitton gut sichtbar auf dem dritten Stuhl, er drehte den Stuhl noch ein bisschen besser ins Blickfeld der vorbeigehenden. Er griff nach der Karte, dehnte die Arme so weit es ging, blinzelte, sah ganz offensichtlich gar nix aber schwadronierte derweil schon über Weine, blinzelte noch mehr, sie griff unterdessen nach der Tasche, kramte irgendwas raus und legte sehr nebenbei ihr Brillenetui auf den Tisch. Er griff danach, setzte ihre Brille auf, motze, dass sie ja eine für ihn vollkommen ungeeignete Brille trage und sie murmelte an den passenden Stellen „ja, Honey“.
Aber dann wars doch das falsche Restaurant und sie gingen wieder. Vermutlich zu viel vegetarisches.

Zwei Tische weiter ein Date; er erklärte ihr, welchen Mercedes man heute fahren muss – also alles, wo nicht AMG drauf steht geht eh nicht, aber seiner ist gerade in der Werkstatt, sonst würden sie auch noch ’ne Runde fahren aber heute halt nicht, M4 ginge auch ganz gut, wenn man BMW möge aber eigentlich schon nur AMG – während sie unterm Tisch WhatsApps tippte. Hat er aber nicht bemerkt. Ich denke, das wird was solides mit den beiden.

Dann kamen wieder zwei an den direkten Nebentisch, diesmal zwei Mädchen. Bestellten eine Menge Extrawünsche und saßen dann schweigend mit den Handys in der Hand voreinander – unterbrochen nur davon, wenn die eine ein besonders schönes Glamour-Kleid gefunden hatte und es wortlos der anderen unter die Nase hielt.

Aber wir wissen ja jetzt, dass der Sushi-Laden montags zu hat.

Mein neues Projekt-Management-Tool macht seltsamste Dinge mit mir – vor allem, dass ich jetzt schon zweimal am Ende des Nachmittags „Fertig“ dachte – und nicht „Uuuuh, noch so viel zu tun, aber ich kann nicht mehr denken“. Ich glaub, ich bin da was ganz heißem auf der Spur.

Sie lesen abseits des üblichen Tagebuchblog-Betriebs auch gern mal so eine Geschichte? Sie möchten sich bedanken? Hier steht die Kaffeekasse und wenn Sie finden, Geld riecht unangenehm, dann freue ich mich auch über Überraschungspost von der Wishlist.

2 Kommentare

  1. Na gut, vielleicht revidiere ich meine Meinung von gestern nochmal. Vielleicht müssen wir die Kriterien etwas anpassen, nach denen wir entscheiden, welche Frauen in der Lage sind, die Welt zu retten. Aber irgendwas ist ja immer.

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