27.12.2023 – Der Prozess

Vor ca fünf Jahren arbeitete ich für eine Freundin. Sie hatte sich als Osteopathin selbstständig gemacht, eine Praxis eröffnet und benötigte eine Website. Als verantwortungsvoller Dienstleister buchte ich natürlich im Rahmen der beruflichen Kennenlernphase auch eine Behandlung bei ihr und war sehr begeistert – also schrieb ich auch eine Google-Bewertung. Vielleicht war es auch etwas anders. Aber natürlich vergaß ich alles sofort wieder.
Vor zwei Wochen bekam ich eine Mail von Google, dass meine Rezension nicht veröffentlicht werden würde (nach 5 Jahren, in denen sie online war), denn: „Inhalte, die gegen unsere Richtlinie zu Falschdarstellung verstoßen, sind nicht erlaubt. Dazu gehören irreführende Darstellungen oder Unterlassungen, die dazu dienen sollen, sich einen unzulässigen Vorteil zu verschaffen.
Da ich in meiner Aussage, ich habe mich in der Praxis sehr wohlgefühlt und mir sei dort sehr freundlich und kompetent geholfen worden, weder Irreführung noch Unterlassung finden konnte, legte ich Widerspruch ein. Gut, dass Big G. fünf Jahre für diese Erkenntnis benötigt hatte, irritierte mich auch, aber da wollte ich nicht nach fragen.
Jedoch:

Welche Richtlinien es genau sind, erfahre ich leider nicht.

Ähnlich kafkaesk alleine gelassen fühle ich mich gerade bei dem Verein, der dafür sorgen soll, dass ich Geld bekommen, falls irgendjemand mal meine Musik irgendwo spielt – also: vollkommen theoretisch und nur unter der theoretischen Prämisse dass ich Ende Januar ein Album veröffentlichen würde. Dort muss ich die Titel registrieren – logisch – und ich habe brav alle Angaben gemacht und mir passende Genres gesucht und nach bestem Wissen und Gewissen alle Häkchen gesetzt. 12 interne Mails, dass ich Titel registriert habe, scheinen auch eine gewisse Richtigkeit meiner Aktion zu bestätigen – aber die Übersicht meiner registrierten Titel ist leer.
Sehe ich aber mir den Tonfall und die Verfahrensweisen auf der Website an, vermute ich jetzt erstmal: Derjenige, der meine Formulareingaben in Lochkarten stanzt, hat noch Weihnachtsferien.


Die Liebste nutzt diese Tage nach Weihnachten traditionell gern, um in ein nicht ganz nahes aber auch nicht ganz fernes Outlet zu fahren; ich fahre gern mit, weil ich in diesen Tagen den Kopf frei für gemeinsames Einkaufen, Stilberatung und Bügelhalten habe und als ich heute morgen aufwachte, da dachte ich: Mach doch ein Win-win draus und recherchier vorher kurz, ob es auf dem Weg Plattenläden gibt – denn der inzwischen reparierte Plattenspieler ließ bei mir den Wunsch aufkommen, neues Vinyl ins Haus zu holen. Meine Mini-„Sammlung“ war nach dem Ausmustern der Metalhead-Vergangenheit irgendwie noch dünner geworden.
So landeten wir noch in Dortmund bei Black Plastic, wo ich mich spontan sehr wohl fühlte.

Aber dann: Wie anfangen? Du stehst in einem Laden mit diversen tausend Platten. Was nehmen, wenn „alles“ irgendwie keine Option ist, weil letzten Samstag wieder nur zwei Richtige beim Lotto raus gekommen sind?
Was bekanntes, weil Vinyl halt geil ist? Könnte gut sein, aber der Reiz, sich dann die Zeit zum Hören zu nehmen, ist vielleicht zu gering.
Was unbekanntes, weil: Der Reiz des Neuen wird schon reichen? Könnte klappen, könnte aber auch vollkommen in die Hose gehen.
Eine Interpretin erstmal komplettieren? Hm, Tina hab ich schon komplett auf Vinyl. Und Peter Gabriel ist keine Schallplattenmusi … ah, interessant. Es scheint im Hinterkopf eine Stil-Vinyl-Zuordnung zu geben.
Also einen Stil. Aber welchen? Hm, als Zivi war ich einmal die Woche bei Dragnet und kaufte … eigentlich immer Blues/Jazz/Soul. Hurra, ein Plan!
Als der freundliche Schallplattendealer dann Hilfe anbot, kam noch der nächste Geistesblitz und ich fragte ob ECM zwischen den anderen Alben beim Jazz stehe und nein, die stehen extra. Ich wurde zu der Extra-Ecke mit ECM-Veröffentlichungen geführt. Es ist ja auch immer gut, wenn man erst im zweiten oder dritten Moment als Noob auffällt.
Im Ergebnis also vier unbekannte Alben von vier Menschen die ich kenne und mag und ein Nostalgie-Kauf noch dazu. Wer das Cover dieses Nostalgie-Kaufs (ganz hinten auf dem Foto) erkennt, (und/oder den Film auch so gemocht hat) bekommt … nee, bekommt nix. Außer vielleicht der Gewissheit, alt zu sein.

Nachmittags dann – Überraschung! – Musik gehört. War gut gewesen. Happy me.
Vi ses!

Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
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Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.

4 Kommentare

  1. Ist es möglich, dass Ihr Name im Impressum der Website auftaucht und Google den mit dem Verfasser der Rezension verknüpfen kann?

Kommentare sind geschlossen.

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