27.2.2025 – happy me

Ich denke, es war im April 1979, als ich mit dem Fahrrad auf dem ehemaligen Schulhof herum fuhr, der an das Grundstück meiner Elter grenzte. Vom Hügel gegenüber kam ein weitere Junge mit dem Fahrrad herunter gefahren und weil das mit sieben ja deutlich einfacher ist als später mal, waren wir ab dem Moment Freunde. Und weil das als „Zugezogener“ auf dem Dorf mit den „Alteingesessenen“ nicht so ganz einfach ist wie es sein könnte, hatten wir dann da auch sonst quasi niemand. Brauchten wir aber auch nicht.
Wir hielten das bis 22 durch, dann gabs einen doofen Streit, den wir ein Jahr später als albern abtaten, als wir auf einer Party zufällig aufeinander stießen. Trotzdem hatten wir uns in dem Jahr auseinander gelebt und hatten dann lange keinen Kontakt mehr. Also: Auch nicht keinen Kontakt, sondern einfach sehr viel anderes Leben. Vor zehn Jahren stieß ich auf eine Konzertankündigung einer Band, die wir mit 18 sehr gefeiert hatten, schrieb ihm, wir gingen gemeinsam hin, saßen stundenlang in einer Kneipe, fanden’s super und … nix. Vor 5 Jahren beschloß er, dass seine Firma mal eine neue Website brauchte, wir trafen uns zweimal*, begannen sogar nebenher die Arbeit an der Website, fanden’s super und … nix.
Vor drei Wochen entdeckte ich eine Konzertankündigung zweier Musiker, die wir mit 18 sehr gefeiert hatten, schrieb ihm, er will nicht mit, aber wir wollten uns treffen und gestern saßen wir vier Stunden in einem sehr hübschen Café im Ruhrgebiet.

Wir fanden’s super. Und weil sogar wir im hohen Alter noch lernfähig sind, haben wir diesmal einen Nachfolge-Termin ausgemacht. Happy me.

*) Einmal davon war hier im Haus, die Liebste kam auch dazu und meinte hinterher sowas wie „Ihr seid doch bescheuert, dass Ihr Euch nicht sehr. Ihr seid wie Brüder; das ist unfassbar


Heute Morgen begann ich mit einen Zoom mit einem Krautreporter. Der wollte nämlich seine Leserinnen besser kennen lernen und weil ich die Krautreporter ja eh sehr, sehr mag, machte ich sofort einen Termin, als die Anfrage im Newsletter kam. Ich fand das ein sehr angenehmes Gespräch; ich hoffe, er auch. Und ich hoffe, ich konnte den Kreis der Leserinnen-Personas um einen nicht boomerigen alten weißen Mann ergänzen. Die gibts ja auch gelegentlich und die wollen auch gern guten Journalismus lesen.
Happy me.

Dann direkt losgefahren zu einer Bekannten, die irgendwann mal zur Kundin wurde – und nachdem wir uns eh immer stundenlang privat festquatschen, haben wir heute nach einer Stunde direkt mal eine Kaffee-Verabredung getroffen. Happy me.

Danach 40 Minuten Telefon-Betreuung einer E-Mail-Account-Einrichtung, weitere 35 Minuten am Telefon über Dinge und ich kann Ihnen versichern:

Heftiger Kater nach Sozialer Interaktion is a real thing; ich könnte Ihnen da diverse körperliche Symptome aufzählen.
Aber: Happy me.

Nachmittags nach dem Einkauf die schönste Post der Welt im Briefkasten gefunden. Happy, happy me.

Zeugs

Frau Novemberregen wird auch besorgte lästige Bürgerin und ich freue mich sehr darauf. Vielleicht können wir ja eine Gruppe in irgendeinem Messenger aufmachen und uns dort austauschen, werte Frau Novemberregen? Nein, war natürlich nur Spaß.

Ich habe ja seit einigen Wochen ein neues Hobby, nämlich lästige Bürgerin sein. Man kennt sowas ja im Rahmen des Shareholder Activism, Leute, die einem den letzten Nerv rauben, ich freue mich auf viel Korrespondenz mit meinem/meinen Wahlkreisabgeordneten

Novemberregen
25. Februar 2025

Johannes hat aufgelistet, welcher Protest gegen diese unsägliche kleine Anfrage der C*U-Fraktion möglich ist. Vor allem die erste Petition ist wichtig, weil sie es erzwingen kann, dass die Anfrage im Petitionsausschuss behandelt werden muss. Warum ist diese Anfrage überhaupt problematisch – also abgesehen davon, dass sie ja seit Wochen vorbereitet in einer Schublade liegt und nun als erster Aufschlag der neuen Politik, der neuen Zeit, in der es „Keine linke Politik mehr gibt“ gelten muss? (Aka. „erstmal feste auf den Tisch kacken“ – ein gerade im sauerländer Business-Kreisen sehr beliebter Ausdruck)

Die Anfrage setzt zivilgesellschaftliche Organisationen unter Druck und könnte ihre politische Meinungsäußerung einschränken. Sie fokussiert sich selektiv auf progressive NGOs, während andere politisch aktive Gruppen unbeachtet bleiben, was den Vorwurf der Instrumentalisierung nahelegt. Zudem besteht die Gefahr, dass gemeinnützige Organisationen durch finanzielle und rechtliche Hürden eingeschüchtert oder delegitimiert werden, obwohl politische Bildungsarbeit und gesellschaftliches Engagement ausdrücklich erlaubt sind.

Johannes Mirus:
Wir müssen uns noch mehr wehren

Und Franziska Bluhm* blickt auf die Rolle der Medien in diesem sich selbst immer wieder mit Hype-News überholenden Wahlkampf und stellt acht Fragen, die helfen können, die eigene Rolle zu hinterfragen:

Wie verhindern wir, in ein Reaktionsmuster zu verfallen, bei dem jede Provokation zur Nachricht wird?
Wie kann unsere Redaktion gezielter und bewusster Themen setzen?
Wie stellen wir politische Akteur*innen zur Rede, ohne ihnen eine unangemessene Plattform zu bieten?
[…]

Franziska Bluhm
Newsletter vom 27.2.

*) Transparenz-Dings: Ich arbeite für und mit Franziska, dieser Lesetipp erfolgt allerdings aus Überzeugung und ohne Beauftragung oder auch Wissen von Franziska.

Bleiben Sie gesund!
Vi ses.

Sie haben Fragen? Sie wünschen sich ein Thema, über das ich mal bloggen soll?
Schreiben Sie’s auf!

Alle bisherigen Antworten finden Sie übrigens hier.

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