27.11.2018 – ein Tag sie zu testen und alle zu quälen

In der Stadt gewesen. Der Kühlschrank brauchte Füllung und die immer noch kranke Liebste ein Rezept/Ihr Asthma-Spray.
Ich versuche ja, hier die positiven Dinge aufzuschreiben – machen wir’s doch so: Ich schreib auf und Ihr sucht selbst, ok?!

  • Die Ampel am Bahnhof ist kaputt und der Kleinstädter ist damit komplett überfordert. Woher soll man auch wissen, dass dieses gelb-weiße Schild an einer blinkenden Ampel bedeutet, dass man (vorsichtige) Vorfahrt hat. Lieber erst mal stehen bleiben und nachdenken.
  • Im Laden keine besonderen Vorkommnisse. Vielleicht merken wir uns das für die Positivliste.
  • Die Praxis, zu der ich musste, ist am Krankenhaus. Die Mendenerin unter den Leserinnen lacht jetzt schon auf, allen anderen sei gesagt: Dort ist Parkchaos galore. Ich also gleich ins Parkhaus. Keine Ahnung warum so viel los war heute Morgen, aber ich schwöre Euch, ich musste so weit hoch fahren, dass ich an Petrus vorbei kam, der vor seinem Tor saß und die Neuzugänge bearbeitete.
  • Der Doc ist im Ärztehaus am Krankenhaus im obersten Stock. Heute war aus Gründen Aufzugtag für mich. Vor mir schob sich eine alte Frau mit Rollator zwischen die aufgleitenden Türen, stellte sich dort quer und blieb stehen. Ein anderer Mann und ich schoben uns dran vorbei und als die Türen zugingen, drehte sie sich quer – mit dem Rücken zur Anzeige.
    Wir starteten die wilde Fahrt auf Etage Null. Nächster Halt: Minus Eins. Sie dreht sich mühsam halb aus dem Fahrstuhl und ließ sich von drei Menschen bestätigen, dass das hier nicht die Zwei war. Sie dreht sich wieder in ihre Türbewacherpostition zurück. Wir wiederholen das Spiel auf Minus Zwei, Nochmal der Null und Eins. Versteht mich nicht falsch, sie tat mir sehr leid; es dauerte trotzdem alles sehr lange.
  • Auf Zwei stiegen wir alle aus und gingen hintereinander in die Praxis; ich liess sie natürlich vor.
    Die Arme hatte sich dann noch mit ihrem Termin vertan und abgesehen davon, dass sie mir noch mehr leid tat, vergingen die nächsten 5 Minuten damit, dass die Helferin und sie ausdiskutierten, ob heute wirklich kein Termin für sie eingetragen war.
  • Dann ich: Hallo, meine Frau hatte angerufen und ich soll ein Rezept abholen. – Für was? – Weiß ich ehrlich gesagt nicht, sie hatte ja auch angerufen … – Anrufbeantworter? – Bitte was? – Hatte sie auf den Anrufbeantworter egsprochen? – Kann gut sein, ja. – Den hören wir erst mittags ab. Der nächste bitte!
    Ich stand etwas fassungslos da und mischte mich wieder dazwischen: Äh Moment, das heisst, ich soll jetzt gehen und meine Frau kriegt bis morgen halt schlecht Luft? – Jo. Der nächste bitte!
    Ja, so hab ich auch geguckt.
    Also wieder: Nee, stop. Ich möchte jetzt echt gerne mein Rezept. – Ja für was denn? – Ich könnte sie anrufen und fragen? – Oh, das ginge? Na gut. Aber dann müssen Sie noch warten – Kann ich ja tun. – Ach? Na gut.
    Ich telefonierte dann kurz mit der Liebsten und nannte den Namen des Asthmasprays, durfte ins Wartezimmer, scrollte mich zehn Minuten durch Instagram und hörte dann (immer lauter werdend) Frau Fischer?! … Frau Fischer?!! … Frau! Fischer!! … FRAU!!! FISCHER!!! … äh Herr Fischer?, bekam das Rezept und marschierte aus der Praxis.
  • Unten im Ärztehaus ist direkt eine Apotheke. Die nette junge Frau, die ich an dieser Stelle ausdrücklich belobhudeln möchte nahm das Rezept, schaute drauf und seufzte: Es wäre sooo schön, wenn die da oben endlich lernen würden, dass es diese Größe nicht mehr gibt. Da kriegt Ihre Frau Probleme mit der Krankenkasse. Nicht, dass ichs  denen nicht schon fünfmal erklärt habe … Ich konnte nur noch groß gucken.
    Die gute ist dann vier Etagen hoch und hat versucht, ein umgeschriebenes Rezept zu bekommen.
    Vergeblich.
    Wir seufzten gemeinsam und versicherten uns gegenseitig, es läge an diesem Tag und nicht an uns.
  • Auf dem Weg zurück zum Parkhaus muss man durch die Ausfahrt-Schranke und dort stand eine Frau, die den Parkchip mit viel Schwung in den Park-Chip-Auswurf-Schlitz geworfen hatte statt in den Einwurf. Der Chip war verwirrt und blieb dort stecken.
    Der Mann hinter der Frau kommentierte das mit wiederholtem Hupen im (ungelogen) Sekundenabstand. Sie quetschte sich aus dem Spalt zwischen Schrankenautomat und ihrem Auto und ging zu ihm nach hinten und erklärte, er hupte währenddessen weiter und brüllte, er habe keine Zeit für sowas.
  • Abgesehen von der Frau, die nicht verstand, dass ich im Gegensatz zu ihr schon auf der Rampe sein durfte, die sie gerade gegen die Fahrtrichtung hoch kam passierte danach nichts wirklich Wichtiges mehr. 45 Minuten parken für ein Medikament – who cares?
    Das Parkhaus hat zwei Ausfahrten, ich nahm die freie; und wenn man einmal weiß, dass an der Bahnhofsampel alle hilflos stehenbleiben kann man recht einfach durchfahren.

Und Ihr so?

Aber man hat einen schönen Blick über die verwinkelten Gassen der Altstadt von da oben.

Unzufrieden gearbeitet. Mich lässt ein Dienstleister hängen, deswegen muss ich einen Kunden hängen lassen und das mag ich nicht. Dummerweise reagiere ich dann auch nicht so supi souverän.

Weiter im Büro geräumt. Die neuen Boxen haben jetzt einen eigenen Verstärker und eventuell ist es ja ein bisschen snobby, einen eigenen Mac Mini nur als Empfänger für Netzwerkstreams im heimischen LAN zu nutzen aber herje, er stand halt noch hier um.
Außerdem hat halt die alte Technics-Kopie wieder Platz und ich kann auch wieder Vivyl hören. Me like a lot.

Aber was anderes: Gestern Abend spülte mir twitterperlen.de noch einen ziemlich alten Tweet in die Facebook-Timeline …

https://twitter.com/sternhagelproll/status/715270373605027840

… und der ist natürlich erstmal ganz lustig. Aber auf den zweiten Blick …
Ja, der Typ hatte vermutlich Hunger, so wie Raubtiere, die Vogelnester ausräumen halt.
Und so spielt der Tweet irgendwie in der gleichen Liga wie die Leute, die mir erklären, dass wir Menschen ja nun mal einen Magen/Darm oder ein Gebiss dafür haben um Fleisch zu essen …

(… und diskreditiert die. Das wird bestimmt zu einem freundlichen Meinungsautausch beitragen – aber egal.)

Ich denk dann immer: Ja, das mag sein. Aber wenn ich alles tue, was in meinem Reptilienhirn angelegt ist, dann bespringe ich auch noch jedes Weibchen das gut riecht und kontere den Besitzanspruch des anderen Männchens, der vorher auf dem Weibchen drauf war mit der Keule.
Will sagen: Der Mensch hat sich ja nun entwickelt. Hat den Humanismus und andere mehr oder weniger kluge Dinge entwickelt und sollte mal damit aufhören, ständig die Triebe als Grund zu nehmen, sich scheiße zu benehmen.
Wir haben diesen Planeten schon ziemlich gegen die Wand gekachelt und könnten langsam mal damit anfangen unsere ganzen Fähigkeiten dazu zu nutzen, die Kurve noch zu kriegen. Und nicht in jedem Moment, wenn es unbequem wird auf einmal wieder das Reptilienhirn verantwortlich zu machen.

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