26.5.2023 – ABABCDCEBDB-B

Wenn ich noch einmal jemandem schreiben will: „Ich bin ab acht am Schreibtisch erreichbar“, dann halten Sie mich bitte ab. Ich hatte glatt vergessen, dass ich dann noch gar nicht sprechen kann.
Weil ich natürlich vor acht da saß, hatte ich schon mal ein paar kleine Korrekturen begonnen, weil sie mir selbst schon aufgefallen waren. Und als dann nicht direkt um acht der Anruf kam, sprang ich zu Thema B. Dann doch der Anruf, also zurück zu A. Korrekturen machen, Meldung rausschicken, abwarten. Alles ok, also B. Unterbrochen von C, was ich aber abwürgen musste, weil ich fünf Minuten später zu D mit dem Anwalt telefonieren wollte. Den angerufen, aber er war noch beim Gericht. Also doch C angerufen, kurz mit dem geklärt, dass ich nicht heute aber prinzipiell Zeit für E hätte. Dann zurück zu B, was eigentlich heute eh das Hauptthema sein sollte. Ah, der Anruf vom Anwalt*, (also D) danach wieder zu B, dann kam die Liebste mit Brötchen und nach dem Frühstück sprach die Vernunft: „Exakt jetzt ist es so leer wie heute oder morgen nie wieder im Laden, also fahr jetzt einkaufen!“ und wer bin ich, der Vernunft zu widersprechen?
Im Laden waren alle hektisch, nur ich nicht. Dafür habe ich viele neue Flüche gelernt, als zwei Verkäuferinnen mit den Gemüsewagen zusammenstießen und geschätzt 500 Cherrytomaten durch die Gemüseabteilung rollten. Ich werde das beizeiten nutzen.
Zurück aus dem Laden wieder zu B und da tatsächlich auch an den Punkt gekommen, dass alle Mails dazu von ihren roten Fähnchen-Markierungen befreit wurden.
Uff.

*) Apropos Anwalt: Ich bin sehr glücklich, dass dieser Anwalt mein Anwalt ist, denn er riet mir davon ab, ihn zu beauftragen. Kurzfristig hatte ich mich nämlich in einen kleinen Ärger gegenüber einer Firma hineingesteigert und ich glaube, ein guter Anwalt findet dann da die richtigen Worte um zu sagen „Komm mal runter, Christian“, ohne dabei „Komm mal runter, Christian“ zu sagen. Er fand, I like a lot.

Frühabends fuhren die Liebste und ich auf einen Kaffee in die Börde rüber und dann geschah noch etwas, was mir ein wenig den Magen zusammenzog: Ich entdeckte einen liebevoll zusammengestellten Büchertisch – Sie wissen schon, den der zentral im Eingang steht und hauptsächlich mit Spiegel-Bestsellern bestückt ist. Falls Sie also noch nicht wussten, dass wir uns mitten drin im Kulturkampf befinden …

Zeugs

Thema Sicherheit
Weil ich es letztens live mitbekam: Ja, es mag furchtbar bequem sein, wenn man in einem Laden direkt auf dem iPad der Verkäuferin die schicke mauve-farbene Bluse in einer anderen Größe direkt zu sich nach Hause bestellen kann. Ja, es mag sehr verführerisch sein, dass sie einem erklärt, dass man dann sogar die Versandkosten spare. Ja, ohne diese Bluse muss man sterben und XXS passt einfach nicht mehr, aber:
Man gibt keine Zugangsinformationen in ein fremdes Gerät in einem fremden WLAN ein. Punkt.
Endgültig blieb mir dann die Luft weg, als Klarna tatsächlich (angeblich) forderte, man solle sein Bank-Zugangsdaten eingeben, um sich zu authentifizieren.

Auf den Artikel von gestern hin fragte mich jemand nach Gründen, warum denn ein Mensch keine Selbstwirksamkeit fühlen könne. Ohne zu sehr in die Tiefe zu gehen ein paar Beispiele: Kinder, deren Eltern – aus welchen Gründen auch immer – eher „Du schaffst das nicht“ vermitteln, als zu empowern; egal, ob sie zu vorsichtig mit ihren Kindern sind oder einfach unfähig zu einem liebevollen, bestärkenden Umgang.
Genauso natürlich: Erwachsene, deren Eltern eher eine strafende und keine ermunternde Pädagogik lebten.
Kinder, die sich langsamer entwickeln als andere, schwerer lernen, die aber erst mal noch in altersgleichen Gruppen sind und da feststellen, dass sie – egal wie sich sich auch anstrengen – nicht so schnell, weit, klug wie ihre Freundinnen sind.
Menschen, die mit Depressionen oder anderen pychic struggles zu kämpfen haben und einfach nicht genug Kraft für die Kleinigkeiten und erst Recht nicht die großen Dinge haben.
Menschen, die in Armut leben und deren Leben von ihrem Fallberater bestimmt wird. Menschen mit ausländisch gelesenen Namen, die keine Arbeitsstellen oder Wohnungen bekommen, weil die dann doch lieber an MüllerMeierSchulze gehen.

All das sind Gruppen, die eben nicht oder sogar nie erleben, dass das was sie tun die Folgen hat, die sie sich vorgestellt haben – sondern die immer wieder scheitern. Und darum den Glauben daran verlieren, dass sie überhaupt irgendetwas tun können.

Sie haben Fragen? Sie wünschen sich ein Thema, über das ich mal bloggen soll?
Schreiben Sie’s auf!

1 Kommentar

  1. Diese Aufzählung der „lebenserfahrenen Männer“ – ich weiß nicht, ob ich weinen oder lachen soll 🤢

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