(irgendas mit ok geschlafen)
Da mich sowohl „Stars und Sternchen“ als auch dieses Ding was wir mangels eines besseren Wortes „Influencertum“ nennen irgendwie faszinieren, folge ich auf Instagram auch einigen Menschen, die in eine oder beide Kategorien passen.
In den letzten Tagen konnte man dort lustiges beobachten: Mehrere der von mir abonnierten waren von einer Kreuzfahrtgesellschaft eingeladen, eine kleine Tour mitzumachen. Man begegnete sich an Bord, fotografierte und filmte sich fleißig gegenseitig, taggte und verlinkte sich natürlich ebenso fleißig und es entstand der Eindruck eines fröhlichen Promi-Party-Events mit Pool und Animation an Deck.
Nur eine, die saß offensichtlich immer auf der jeweils anderen Seite des Schiffs, die war nicht da wo die Party war und war auch weder getaggt noch verlinkt noch fotografiert. Die aß gut, machte viel Yoga und guckte viel aufs Wasser.
Abgesehen davon, dass das für so ein Schiff natürlich nicht doof ist – ich zum Beispiel hätte gar nicht so viel Lust auf professionell animierte Poolparty, sondern eher darauf, zu essen und aufs Wasser zu gucken – hatte ich ein bisschen das Bild von der vor Augen, die beim Sport immer als letzte gewählt wird und auch sonst nicht mitmachen darf. Was natürlich totaler Blödsinn ist, aber zeigt, wie mächtig die alten Erzählmuster im Kopf sitzen und was man sofort denkt, wenn man eine fröhliche Gruppe und eine einzelne Person sieht.
Letztens fragte ich auf Twitter, ob jemand Lust hat, sich im Sommer mit mir Joe Jackson live anzusehen. Angenehmste Begleitung fand sich schnell, wir kauften Tickets und dann bemerkte ich plötzlich: Hey Christian, das Konzert ist ja in nahe bei Aachen. Und den Joe Jackson, den hast Du ja damals in Deiner Zeit in Aachen vom U. kennen gelernt, der war ja ein riesen Fan. Da ist es irgendwie nicht so unwahrscheinlich, dass der U. mit seiner Freundin, der V. dann auch auf dem Konzert ist.
Und die V., die war die Sozialpädagogin, über die ich schon im letzten Oktober schrieb:
Manchmal schaue ich so zurück auf mein Leben und versuche mir alle die Menschen vorzustellen, die da sind und vor allem die, die da waren. Vom heroinsüchtigen Mitmusiker bis zum katholischen Priester, von der Sozialpädagogin bis zur Tochter aus gutem Hause. Und denke, dass sie alle Begleiter waren für ein Stück meines Weges. Dass sie mir etwas mitgegeben haben von ihrem Leben, ihren Ideen, ihren Werten. Wie schön das erst ist!
Jetzt bin ich etwas aufgeregt.
Ich möchte mit Ihnen über Arbeitszeiten sprechen. Als Selbstständiger habe ich es da ja leicht, glauben viele, denn „ich kann mir das ja selbst einteilen“. Das ist nur eingeschränkt richtig, denn wenn der eine Kunde denkt, dass ich klassisch von 9:00-17:00 Uhr für ihn erreichbar bin und die andere denkt, dass ich als freier ja auch abends um halb zehn auf Facebook ansprechbar bin und die dritte sich freut, dass ich ja nicht an Bürozeiten gebunden bin und „bestimmt auch am Wochenende arbeite“, dann kommt im Ergebnis da am Ende für mich nur noch eingeschränkte Nahrungsaufnahme, ebenso eingeschränkter Schlaf und viel Schreibtischzeit bei raus.
„Ja, da musst Du Deine Kunden erziehen“ höre ich jemanden sagen. Schon nicht falsch. Und wir alle müssen im Rahmen dessen weg davon, dass Arbeits-Zeit etwas mit Arbeits-Qualität zu tun hat. Oder mit Fleiß. Oder mit sonstwas.
Die eine braucht zwölf Stunden am Tag, um produktiv sein zu können, der andere braucht vielleicht sechs Stunden super-effizientes Arbeiten und dann viel Freizeit. Beide machen nichts falsch und das ist eigentlich keine Grabenkämpfe wert.
Wenn man aber mal erlebt hat, wie eine Firma unter anderem daran auseinanderbrechen kann, dass der eine früher kommt (und deswegen auch früher geht) als der andere, der weiß: Still a long long way to go.
Eigentlich wollte ich auch nur diesen Artikel verlinken. Weil ich es aus eben dargelegten Grünmdem schön finde, wenn Strukturen aufbrechen, die aus Zeiten stammen, als Dampfmaschinen den Takt des (Arbeits-)Alltags bestimmten.
Und dann habe ich noch eine Mail an einen Künstler an der Tattoo-Nadel abgeschickt und jetzt bin ich erst recht aufgeregt.
Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
Hier können Sie mir ’ne Mark in die virtuelle Kaffeekasse werfen,
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.
„Und wir alle müssen im Rahmen dessen weg davon, dass Arbeits-Zeit etwas mit Arbeits-Qualität zu tun hat. Oder mit Fleiß. Oder mit sonstwas.“
Ich erhebe mich und klatsche stehend Beifall. Das ist sowas von wahr.
Ich bin mitaufgeregt, habe ich beschlossen.
Ach, Sie weiß ich gern an meiner Seite.