26.10.2018

Gestern Abend hat Michi Beck bei #tvog den perfekten Ausdruck für das gefunden, was mich an typischen Musical-Sängerinnen und Sängern so stört. Er sagte:

Die ist mir so theoretisch.

Perfekt. Danke Herr Beck.

Die Kirchen dürfen  bei der Jobvergabe nicht mehr immer eine Konfessionszugehörigkeit vorraussetzen und ich feiere das hart. Diese Extrawürste, die der alte-Herren-Verein sich da mit der mit der supi Begründung „wegen Gott“ heraus nimmt, gehen mir schon lange furchtbar auf den Senkel. Na gut, manchmal begründen sie das auch mit „weil das schon immer so war“. Was natürlich viel besser ist.
Liebe Leserin, ich versuche sehr, Ihren Glauben zu respektieren und mich über niemanden hier lustig zu machen, egal ob ihr höheres Wesen Jahwe, Gott, Allah, Shiva oder Spaghettimonster heißt.
Aber wenn die katholische Kirche als Institution Privilegien weggenommen bekommt, dann geht hier ein Sektfläschchen auf. Ich hoffe sehr, Sie können da differenzieren und fühlen sich nicht persönlich getroffen.

Wollen Sie diese Frau Dico von der ich ständig rede auch mal erleben? Ganz bequem von zu Hause, von der Couch aus? Sonntag Abend um neun wäre eine Gelegenheit dazu.

Eigentlich stand hier ein Absatz zu einer bestimmten Gattung Dienstleister – oder genauer: zu Dienstleistern aus einem bestimmten Sektor. Aber der war erstens schlecht formuliert und zweitens sah ich gerade, dass Sylvia das deutlich besser hinbekommen hat. Scrollen Sie also bitte bis zu wütend und genervt, da steht alles, was hier stehen sollte schon in feinsten Worten zusammengefasst.
Ergänzend sei gesagt: Ich erlebe das im Moment bei 3 (in Worten: drei) Jobs exakt so. Das ist nur so mittel schön.
Wer schon mal mit mir gearbeitet hat weiß, dass ich eher locker formulierte Mails schreibe. Wer schon mal länger mit mir gearbeitet hat weiß vielleicht auch, dass ich – wenn ich mich ärgere – eher förmlicher und vor allem sehr, sehr freundlich werde.
Ich zeigte heute morgen die Mail die ich gestern schrieb der Liebsten und sie sagte: „Ach guck, und wenn Du richtig, richtig genervt bist, dann biste ja auch nicht mehr nett.“
Und ich möchte das nicht. Gar nicht. Es macht mich hilflos, wenn mich eine Situation oder ein Mensch ohne Anlass dazu treibt, nicht mehr freundlich zu sein. Es fühlt sich falsch an.
Noch so viel zu lernen. Ach ja, das sagte Sylvia ja auch schon.

Eine alte Freundin zum Frühstücken getroffen. Mitten im Gespräch gedacht: Wenn wir uns heute erst begegneten – ob wir da Freunde würden?
Weiter gedacht: Ist ja auch egal. Sie ist da und sie ist einer von den Menschen, die Dich schon lange begleiten. Mal näher, mal weiter weg, aber seit über 20 Jahren irgendwie da. Wie schön das ist.

Manchmal schaue ich so zurück auf mein Leben und versuche mir alle die Menschen vorzustellen, die da sind und vor allem die, die da waren. Vom heroinsüchtigen Mitmusiker bis zum katholischen Priester, von der Sozialpädagogin bis zur Tochter aus gutem Hause. Und denke, dass sie alle Begleiter waren für ein Stück meines Weges. Dass sie mir etwas mitgegeben haben von ihrem Leben, ihren Ideen, ihren Werten. Wie schön das erst ist!
Hoffentlich habe ich ihnen damals auch etwas gegeben.

Hätte ich viel Zeit, würde ich sie alle besuchen wollen. Einen Kaffee trinken, ein Stündchen über damals reden, ein Foto von ihnen machen und die Fotos und Geschichten alle in einem Buch sammeln.
Und am Ende vielleicht das Buch anschauen und fürchterlich gespannt daraufhin prüfen, ob das Buch jetzt von mir handelt.

Vielleicht braucht man dafür auch gar nicht viel Zeit, sondern nur Google, ein Auto, ein paar freundliche E-Mails und eine Kamera.

Hm, das ist alles da.

5 Kommentare

  1. Mich freut mich v.a. die mal korrekte Verwendung des Wortes Privilegien. Hier sind es nämlich welche: *Von jemanden, an jemanden aktiv verliehene Rechte, die ihn* oder sie* begünstigen*, frei nach Wiki und Duden. Alles andere wäre (mit Verlaub) Soziologen-Denglish. Das unterscheidet diesen Punkt u.a. von Haar- und Hautfarbe, die in manchen Situationen Vorteile bringen, wie u.a. Polizeikontrollen, in denen manche Kontrollierende nunmal rassistische Arschkrampen sind und als solche wild Diskriminierungen verteilen. Doch ich schweife ab :-).

    Inhaltlich seh ich das Urteil anders, ich gönne jedem seinen Savespace auch Kirchen. Solange es Alternativen gibt soll sich doch jede*r sein Soziotop bauen wie es der Verein es wünscht. Und wenn ich den Verein wegen seiner Regeln kacke finde, warum dann da arbeiten wollen und drauf klagen, dass erschliesst sich mir nicht. Weiss doch jede*r auf was mensch sich da einlässt, ist ja nicht so, als wuerde da ein Geheimnis draus gemacht. (das ich diese Form der Abschottung nicht gesund finde, steht auf einem anderen Blatt..). So war es also keine persönliche Auseinandersetzung und es war nur ein weiterer Punkt, um der Institution einen auszuwischen. Na dann. Allein, mir fehlt der Glaube, das deswegen die Welt ein besserer Platz wäre, wenn der Verein wird jeder Schützenverein behandelt würde, doch das wundert den Autor sicher nicht :-)

    1. Mein Gott (haha) machst Du hier viele Fässer auf. Kurz zur Hautfarbe: Nicht die Hautfarbe selbst schafft die Privilegien, sondern dass jemand beschlossen hat, dass sie „die richtige“ ist – und alle anderen „die falschen“. So wie irgendjemand beschlossen hat, dass sein höheres Wesen das richtige ist und er deswegen die Deutungshoheit über diverse Lebensbereiche inne hat.
      Und wenn der Verein sich nicht herausnehmen würde, sich ständig in alle diese möglichen Lebensbereiche einzumischen – egal, ob es dabei um Vereinsmitgleider oder nicht -mitglieder geht; wenn der Verein nicht außerdem staatliche Förderung bis zum geht nicht mehr für diese Arbeitsstellen bekäme – dann könnte er sich von mir aus sein Soziotop bauen wie er will.
      Von allem anderen, was der Verein sich so herausnimmt mal vollkommen abgesehen.

  2. PS zu „Hoffentlich habe ich ihnen damals auch etwas gegeben.“: Ja, Danke! Für damals und heute. Ein Kaffee wäre fein.

  3. Es gibt die herrliche Szene in Detlev Bucks uraltem Film „Männerpension“, wo er Heike Makatsch zu irgendeinem Vorsingen (oder -sprechen?) begleitet, und ich weiß gar nicht mehr, was ihn da genau stört, aber jedenfalls guckt er sie an und sagt dann:

    „Wir gehen, das ist hier VIEL zu theoretisch.“

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