25.4.2023 – No ice today

Ich spielte mal mit einem Gitarristen zusammen in einer Band, der sehr viel in Sprüchen kommunizierte. Er sprach in einer Art und Weise, die rückblickend viel an (deutlich später kommende) Tarantino-Filme erinnerte und erst, als ich vor ein paar Jahren mal versuchte, Twin Peaks zu gucken begriff ich, dass er keine Sprüche gemacht, sondern zitiert hatte.
Naja, wir sind ja alle nur Zwerge auf Schultern von Riesen.

Was er aber auch oft und gern sagte war: „Hasse Scheisse am Schuh, hasse Scheisse am Schuh“.
Wie kam ich gerad’ drauf … ach ja: Gestern Abend erinnerte ich mich, dass ich ja Grundnahrungsmittel im Dänemark-Shop bestellt hatte und klickte mal auf den Nachverfolgungslink und …

Naja, was soll schon schief gehen, wenn ein Paket voll mit Flüssigkeiten kaputt geht?

Kennen Sie das? Sie haben eine Idee, eine richtig schöne kreative Idee. Dummerweise sitzen Sie gerade im Auto und stehen sich durch den Feierabendverkehr Ihrer Stadt und auf den klugen Einfall, die Idee Siri in den Kalender oder in eine Mail an sich selbst schreiben zu lassen, kommen Sie in dem Moment nicht.
Schon beim nächsten Stau eine Woche später fällt Ihnen die Idee wieder ein und Sie nehmen sich ganz fest vor, zu Hause diesmal aber daran zu denken. Und die Woche danach wieder und …
Ich habe diesen Zyklus jetzt etwa drei Monate lang durchgespielt und gestern Abend endlich mal einen Termin für heute draus gemacht. Und heute vormittags ein Telefonat geführt – und ich bin zumindest nicht direkt ausgelacht worden. Wer je versucht hat, von einer Behörde etwas zu bekommen, was nicht mit Aktenzeichen behördlich geregelt ist, versteht meine Freude darob sicher.
Wenn aus der Idee ein (Foto-)Projekt werden sollte, sage ich Ihnen natürlich Bescheid.

Wieder beim Autoverkäufer angerufen. Mich an alle schlimmen Gespräche erinnert, wo Kundinnen mir Druck gemacht haben, mich an Formulierungen und Tonfall erinnert und dann Druck gemacht. Als Bedingung gestellt, dass ich den Wagen Ende der Woche habe – ich finde, das ist bei der Zusage „bis Ende April“ nicht so furchtbar unverschämt.
In einem Nebensatz erwähnte meine Kundenbetreuerin, man müsse da vielleicht auch mal finanziell sprechen das wäre ihr alles ja sehr unangenehm. Abgesehen vom möglichen Geld (das ich gar nicht will) beruhigt mich das – denn dann stimmte mein Gefühl von „da stimmt was nicht“.

Im Krankenhaus angerufen. Die Dame telefoniert offensichtlich gerne, deswegen (gezählte, nicht literarisch übertriebene) 27mal im Besetzzeichen gelandet. Gabs nicht früher mal so eine Funktion „drücken Sie die 5, wenn Ihr Anruf automatisch wiederholt werden soll“? Wo ist die hin, wenn man sie mal braucht?
Die Mailbox der Dame, die pünktlich um 14:58 den Dienst übernimmt lautet übrigens „(leicht paraphrasiert): Frau Bla, Abteilung Bla, ich bin jetzt nicht aber dann und dann erreichbar. (Dann wörtlich): Ende der Durchsage
Ende der Durchsage“ finde ich stilistisch so schön, das glauben Sie gar nicht. Freundliche Kundenorientiertheit in bürokratischer Reinkultur.
Jetzt hätte ich fast „Rheinkultur“ getippt, ich guter Deutscher ich.

Apropos „guter Deutscher“: Beobachten Sie auch, dass auf Produkten wieder häufiger betont wird, dass sie aus Deutschland stammen? Mein Liebstes war heute morgen dieser Salat „amerikanischer Art“. Wer sagts ihnen?

Toitscher Kohl“, ich komm’ echt nicht drüber weg. Sind Sie auch alt genug, dass sie zuerst an einen unangenehmen Kanzler denken müssen?
Aber mal im Ernst: Wenn Werbeagenturen ernsthaft auf die Idee kommen, dass das ein verkaufsförderndes Argument sein könnte … ich mag nicht weiter denken.

Nachmittags passierte dann noch das unfassbare: Der Polestar-Support rief an und am Freitag kann ich das Auto abholen. Offensichtlich ist wohl folgendes passiert: Als ich bestellte, bot Polestar noch eine sog. „Home-Delivery“ an – und ich kreuzte das voller Freude, mich nirgends zur Abholung hinbringen lassen zu müssen, an. Jetzt gibt es das Angebot nicht mehr und ich vermute, dass meine Bestellung quasi zwischen die Prozesse gerutscht ist. Und dass jetzt seit Anfang des Monats ein schwarzes Auto auf irgendeinem Hof rumsteht und niemandem aufgefallen ist, dass der Computer dafür keine weiteren Schritte ausgab.
Freuen Sie sich also am Freitag auf Live-Berichterstattung von der langes-Wochenende-Stau-vollen A1.

Abends Burger mit doitschem Kohlsalat nach amerikanischem Rezept und Sing meinen Song.
Und zwischen all diesen Dingen habe ich Gitterzäune freigestellt. Fragen Sie gerne Ihre Lieblingsgrafikerin, ob das eher eine Strafe oder eine Strafe ist.

Zeugs

Ich schrieb letztens schon bei einem Linktipp zu falsch verstandenem Wissenschafts(un)glauben über den etwas naiven Glauben, dass wir spätestens im Oktober auf dem Mars landen. Schön passend dazu ein Artikel zu den Problemen, die vorher noch angedacht werden sollten und die sich nicht nur auf die leider explodierende Rakete eines unsympathischen Unternehmers beziehen:

Als Wissenschaftler im Bereich Risikoinnovation bin ich mir aber nicht sicher, wie SpaceX einige der weniger offensichtlichen Hürden nehmen wird: Das Unternehmen wird auch mit sozialen und politischen Problemen konfrontiert. Um Elon Musk einen kleinen Vorsprung zu verschaffen, liste ich hier schon einmal einige der Hindernisse auf, die er meiner Meinung nach auf seiner Checkliste für die Marsmission haben sollte.

von Andrew Maynard, Arizona State University auf krautreporter.de (Übersetzung: Vera Fröhlich):
Die Hürden auf dem Weg zum Mars, die überhaupt nichts mit Technik zu tun haben

Wussten Sie, wie eng Adele und James Cordon befreundet sind? Seien Sie übrigens froh, dass Sie nicht mit Adele befreundet sind – niemand möchte so geweckt werden! Jedenfalls sitzt James beim letzten Carpool Karaoke ever auf dem Beifahrersitz und das ist das Video, was Sie heute sehen sollten. Also wenn Sie die beiden und Carpool Karaoke mögen.

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.


In meiner Blase geht gerade dieses Sharepic über Passwortsicherheit um und ich finde Sie sollten das auch sehen. Und hoffe, es war wirklich als Sharepic gedacht.

Quelle und mehr Infos:
www.hivesystems.io/blog/are-your-passwords-in-the-green


Apropos „wer sagts Ihnen“: bei Maximilian stieß ich auf diesen wirklich guten Artikel über die „Beschissenwerdung des Internets“ von Johannes Franzen. Er analysiert ziemlich auf den Punkt, was mir schon seit einer ganzen Weile bei allen sog. „Social Web“-Angeboten im Magen liegt:

Digitale Plattformen haben eine fast zwangsläufige Tendenz, zu verrotten […] Auch und gerade Soziale Netzwerke unterliegen dieser Tendenz. Facebook, Twitter und TikTok werden immer stärker überladen und optimiert, um noch mehr Engagement und Werbeeinnahmen zu erzeugen. Dabei wird die Qualität der Plattformen, die Nutzerfreundlichkeit, die Qualität des Content, immer mehr zerstört.
[…]
Ein eigentümlicher schwerer Nebel legt sich atmosphärisch auf den digitalen Raum: Das Internet fühlt sich gerade seltsam an, irgendwie ranzig und angestaubt. Enshittification ist eben auch ein ästhetischer und emotionaler Vorgang. Der Tech-Backlash, der sich schon seit längerer Zeit vollzieht, kommt langsam an seinen Explosionspunkt. Wir erkennen, dass die Menschen und Formen, die die kommunikative Infrastruktur, die wir seit Jahren nutzen, und auf die wir angewiesen sind, moralisch und intellektuelle vollkommen entkernt sind. Was eine gewisse Traurigkeit erzeugt, ist die zusätzliche Erkenntnis, dass sie die Macht haben, die digitalen Bindungen, die Menschen trotzdem aufgebaut haben, zu zerstören.

Johannes Franzen:
Die Beschissenwerdung des Internets

In das Loblied über selbstbetriebene Blogs, das Maximilian anstimmen will, steige ich gern aus voller Kehle singend mit ein und nutze den Monent um Ihnen, ja genau: Ihnen ganz persönlich mal für Ihr Mitlesen hier zu danken. Es ist schön, dass Sie hier sind.

Sie haben Fragen? Sie wünschen sich ein Thema, über das ich mal bloggen soll?
Schreiben Sie’s auf!

9 Kommentare

  1. Zu dem toitschen Kohl bzw. Toitschland quasi als Geschmacksverstärker: Die dunkle Interpretation ignoriere ich mal optimistisch und halte mich an die helle: Es soll klar werden, dass, wie in dem Aufkleber daneben schon steht, hier nix um den halben Erdball geflogen wurde, sondern klimafreundlich produziert wurde. Also, hoffe ich mal.

    Zu James Corden fällt mir nur ein, dass da offensichtlich (wie übrigens auch bei Will Smith) gerade auf tiktok auf allen Kanälen händeringend und betont unauffällig versucht wird, seinen schwer ramponierten Ruf wieder aufzuhübschen und ihn bzw. beide als Sympathen dastehen zu lassen. Honi soit etc. pp. Corden hat seit Jahren den allerübelsten Ruf bei seinen KollegInnen, insbesondere Untergebenen, als arrogantes Charakterschwein. Niemand will mit ihm zusammenarbeiten und in UK bekreuzigen sie sich und sagen „bitte behaltet den in USA“. Und Will Smith … ja gut, äh. Sehr interessante undercover-PR-Offensive, das.

    1. Danke für die „helle“ Interpretation, finde ich sehr nachvollziehbar (links ist noch ein „Klimaneutral“-Logo…). Mich wundert nur ein bisschen dieses „Mit“ deutschem Kohl. Sind auch andere Kohlanteile enthalten? Müsste es nicht „Aus“ heißen? Naja, bin vermutlich zu pingelig.

    2. Auf jeden Fall danke für die andere Interprtationsmöglichkeit, ich werde die wohlwollend mit einbeziehen (auch wenn die Formulierung seltsam … naja). Ich werde. sie. wohlwollend. mit einbeziehen.

  2. Ich habe den Blog erst spät durch Erwähnungen bei Twitter entdeckt und lese ihn jetzt sehr gern.

  3. Was lange währt…. oder auch: Yippieyayeah!!
    Bin sehr gespannt auf live-Berichte von der ersten Ausfahrt :-)
    (Tipp: Mikrofasertuch für die Displays einpacken, saugen ziemlich den Staub an, finden wir).

    Doof, dass das dänische Paket eine Ehrenrunde drehen muss… Dieses Blog lese ich nicht nur gern, es influencet auch ;-) Mein Paket kam heute heile an. Ein Teil der punschrullar wurde schon vernichtet, das Wassereis probieren wir morgen. Danke für den Tipp!

    1. Die erste Ausfahrt wird ja gleich mal eine Stunde Urlaubsstau auf der A1 sein – da will niemand Berichte schreiben und niemand will sie lesen :))

      Aber eventuell müssen wir uns sehr schnell aneinander gewöhnen, weil es gaaanz vielleicht schon sehr sehr bald an ein holländisches Stück Meer geht. naja, Strom haben die ja auch.

  4. im Kontext Arztbrief Krankenhaus an Hausarzt – ich würde ein kurzes, gleichlautendes Informationsschreiben zu diesem Vorgang an den Chefarzt der behandelnden Abteilung, die Krankenhausverwaltung und die eigene Krankenkasse senden. Und dieses Schreiben dem behandelnden Arzt/der Ärztin, der den Arztbrief schreiben muss, in Kopie zukommen lassen. Freundlich bleiben, aber doch Verwunderung darüber zum Ausdruck bringen, dass durch ein derartig unprofessionelles Verhalten eine Weiterbehandlung durch Hausarzt/Hausärztin verzögert wird.

    1. Der Bericht ist bei der Ärztin aufgetaucht, aber mein Schreiben (im vorgeschlagenen Stil) war schon halb fertig, ja.

Kommentare sind geschlossen.

Die Website setzt 1 notwendiges Cookie. Ich nutze Matomo, um zu sehen, welche Artikel Sie interessieren. Matomo ist lokal installiert es werden keine Cookies gesetzt, so dass Sie dort vollkommen anonym bleiben. Externe Dienste werden erst auf Ihre Anforderung genutzt.