*Brrrp* macht das Handy und in der Vorschau lese ich: „PayPal: Sie haben eine Zahlung über …“ und freue mich. Denn das passiert gelegentlich und es bedeutet im Normalfall, dass eine von Ihnen mir etwas in die Kaffeekasse geworfen hat. Also, wenn ich nicht gerade etwas in irgendeinem Kleinanzeigenportal verkauft habe und das habe ich gerade nicht.
Ist ja erstmal egal, aber als ich eine Stunde später genauer schaue, steht da„PayPal: Sie haben eine Zahlung über 138,00 € erhalten“ und bei allem Selbstvertrauen in mein kleines Blog vermute ich da etwas anderes. Tragischerweise natürlich zuerst eine neue Betrugsmasche.
Nein, scheinbar nicht. Offensichtlich hat dort einfach jemand irgendwo etwas gekauft und mir dafür das Geld geschickt. Gut, PayPal bietet einen einfachen Weg das zu lösen, aber ich frage mich schon: Wie unbesorgt und ohne zweiten Blick schicken Menschen Geld in die Gegend? Die Geld-Senderin zeigt auch kein Zeichen von „Ups“ oder so, sie schreibt nur: „Ach, das ist falsch. Bitte senden Sie’s zurück“.
Ich bin jetzt über 50, ich darf da jetzt den Kopf schütteln.
(Und ein Teil von mir wartet natürlich immer noch auf die Betrugsmasche)
Ich erwähnte ja letztens, dass ich ein wenig um eine Influenzerin bange. Das an sich ist non-digitals vermutlich schon schwer zu vermitteln, jetzt aber hat sich gezeigt: Die Sorge war berechtigt, es geht ihr nicht gut und die Kanal-Kollegin hat ein Erklärvideo gepostet.
Dieses Video macht mich auf ganz vielen Ebenen noch betroffener, denn es zeigt das riesige Dilemma, in dem die beiden jetzt stecken: Zum einen ist gerade durch einen Vorfall ihr Leben vollkommen aus der Bahn gerutscht, so weit, dass es jede von uns in existenzielle Angst werfen würde; es ging um Leben und Tod und um vermutlich jahrelange folgende Kämpfe zurück ins Leben. Das begreift man nicht in ein paar Tagen.
Aber: Der Algorithmus will gefüttert sein und die beiden haben ihr Lebensmodell darauf aufgebaut, dass sie ihr Geld mit fröhlichen Videos eines perfekten Lebens verdienen – und das wird jetzt nicht mehr gehen. Das Leben wird nicht mehr im klassischen Sinne perfekt und hübsch sein und darum muss eine sich schon eine Woche nach dem Vorfall vor die Kamera setzen und versuchen zu erklären und nicht zu viel und nicht zu wenig zu weinen. Genug erzählen, aber plötzlich Privatsphäre wahren. Noch gar nichts wissen weil die Ärzte nichts wissen, aber 10 Minuten füllen. Angst haben, aber irgendwie trotzdm good vibes.
Die Kommentare sind überwiegend erschrocken, wohlwollend und mitfühlend aber es gibt auch Stimmen, die meckern: Das habe ja jetzt etwas lange gedauert, schließlich werde man ja sonst auch mehrfach täglich wenigstens mit einem schnellen Reel auf dem Laufenden gehalten. Und wo denn die andere wäre, man könne doch mal kurz vom Krankenbett einen Gruß senden?
Der Algorithmus ist unerbittlich und jetzt sitzt da eine junge Frau, die vor ein paar Jahren beschlossen hat, Influencerin zu sein und sie hat es gut gemacht bis jetzt. Sie haben Abonenntinnen, sie finden in anderen Medien statt, sie verdienen Geld, sie haben eine schöne Wohnung, sie haben ein Anliegen und können das unterbringen.
Eine Frau, die erst in diesem Moment begreift, was sie da beschlossen hat. In einem Moment, wo sie diverse andere Dinge zu begreifen hat, Dinge die für uns alle unbegreiflich wären und es tut mir weh zu sehen, wie sie zwischen Unsicherheit und Tränenschlucken schwankt und versucht, wenigstens die richtigen Floskeln noch zu bedienen. „Genau. Auf jeden Fall hab ich Euch alle lieb und ich versuche, Euch weiter mitzunehmen“ beendet sie das Video und ich muss schlucken.
Am See gewesen, der Wand testweise einen weißen Streifen verpasst, Tour de France Femmes und Tour de France geguckt. Uns darüber gefreut, dass BK jetzt alle Whopper mit Veggie-Patty anbietet. Ein guter Tag sonst so.
Sie haben Fragen? Sie wünschen sich ein Thema, über das ich mal bloggen soll?
Schreiben Sie’s auf!
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So eine Fehl-Überweisung auf Paypal hatte ich auch vor einiger Zeit. Da hatte sich jemand schlicht mit der E-Mail-Adresse vertan.
Ich glaube, bei Paypal kann man solche Überweisungen auch einfach wieder zurückschicken. Das muss aber vom Paypal-Guthaben bezahlt werden. Daran erinnere ich mich ganz gut, weil von dem falsch eingezahlten Guthaben schon ein Abo was abgeknabbert hatte und ich erst wieder Kohle ins Guthaben reinbuttern musste, damit ich das Ganze rückabwickeln konnte.