24.2.2023 – womit verbringt ihr eure Zeit?

Vormittags versucht zu denken, das klappte dann heute mal wieder nicht so. Also stattdessen Wasser geholt, den Internetbestellerkeller von Pappe befreit und so Dinge getan.
Rebellische Tat des Tages: Im Leergut eine volle Flasche Wasser versteckt und freundlich so gelächelt, dass es als „Ja“ durchgehen konnte, als der Mann hinter der Theke routinemäßig desinteressiert „Alles leer?“ in den Raum fragte. Ich Punk, ey.

Zwischendurch mit der Agentur überlegt, was unsere Marschrichtung im Meeting nächste Woche sein wird. Wir sind uns einig und das ist super.

Mittags mit der Liebsten ein spätes Frühstück zum Wochenendauftakt gefeiert und danach – weil ich mir was positives schaffen wollte – spontan losgefahren. Zum Zoo. Geparden gucken. Jaja, ich weiß: Zoo, nicht unproblematisch aber trotzdem. Als ich am Zoo ankam stellte ich fest, dass der Zoo schon geschlossen hatte. Gut, wenn man klug gewesen wäre, hätte man das vorher nachschauen können, im Internet oder so. Das hat also richtig super geklappt, mit dem „mir was positives schaffen

Immerhin gibt mir das Zeit für ein paar Fragen:

Sie fragen, Christian antwortet

wie kommt es dazu, daß geparde deine lieblingstiere sind?

Also erstmal sind Geparden ja nunmal Katzen und damit per se super. Sie sind meines Wissens die größten schnurrenden und miauenden Katzen, was unfassbar süß ist. Die Jungtiere sehen aus wie kleine Marsupilamis und was könnte es besseres geben?
Das ist die eine Ebene.
Die andere ist zum einen die Faszination für „schnellstes Landsäugetier, ey“; das ist schon echt krass. Und gleichzeitig, dass Geparden für diese Höchstleistung so spezialisiert gebaut sind, dass sie hart an der Grenze sind, sich damit selbst im Weg zu stehen. Ihre Krallen sind immer draußen und damit abgenutzt und nicht mehr scharf genug um gut zu klettern. Sie sind ziemlich klein, damit das mit dem Tempo klappt, aber dafür bei der Jagd nicht automatisch immer die Gewinner. Will sagen: Sie haben sich da ein bisschen in eine Nische entwickelt, zahlen für ihre Höchstleistung mit anderen Unzulänglichkeiten und da hab ich ein Herz für und kann da extrem gut relaten, wie man heute so schön sagt.
Und sie schnurren!


Wie hast Du herausgefunden, dass der Bass Dein Instrument ist? Welches war Dein erster Bass, und hast Du auch mal Kontrabass gespielt, vielleicht gar klassisch im (Schul?)orchester?

Haha, die Geschichte ist eher … so naja … weil, das war nämlich so: Langjährige Leserinnen wissen ja, dass ich in einem wirklich kleinen Dorf aufgewachsen bin und dort einen einzigen Freund hatte. Wir hatten beide klar, dass wir Musiker sein wollten, bevor wir auch nur eine einzige Klaviertaste gedrückt hatten, keine Ahnung warum; wir waren da noch so jung, dass nichtmal das Argument mit den Groupies eine Rolle spielen konnte.
Da seine Eltern ihn im Gegensatz zu meinen unterstützten, spielte er dann irgendwann immerhin VHS-Kurs-Wandergitarre und wir wusste, dass zwei Gitarren nur in Heavy-Metal-Band Sinn machten. Außerdem hatte ich ein tiefes Gefühl dafür, dass ich harmonietechnisch nicht so supi sein würde und beschloss: Ich bin Drummer, weil: Auf 1-2-3-4 kloppen kann ich. (Little did I know)
Ein Drummer ohne Geld, sich ein Kit zu kaufen oder sich Unterricht leisten zu können, aber wen kümmert das mit 14?
Dann passierte etwas doofes: Der einzig andere Jugendliche im Dorf der mit uns sprach, hatte sich ein Schlagzeug gekauft und mit jahrelangem Training im örtlichen Spielmannszug konnte er auch sofort ganz gut loslegen.
Als wir beeindruckt seiner Eltern Haus verließen und überlegten, wir wir mit diesem Konflikt umgehen würden – denn zwei Drummer braucht nun wirklich endgültig niemand – plante ich lösungsorientiert wie immer um und sprach: „Ich werd Bassist. Die spielen ja nur einfache Melodien und keine komplizierten Akkorde, das krieg ich hin.“ (Little did I know)
Wohlgemerkt: Zu dem Zeitpunkt besaßen wir beide zusammen als Ausstattung unserer geplanten Band eine 99-Marks 7/8Wandergitarre mit Nylonsaiten und große Pläne und sonst nichts.

Ich glaube mit 17 hab ichs dann geschafft, mir aus dem Sommerferienjob genügend Geld zurück zu legen, dass ich mir die billigste verfügbare JazzBass-Kopie aus Korea leisten konnte, die ich in meinen Ghettoblaster stecken und über einen 10cm-Speaker spielen konnte. Den ersten Amp hab ich mir dann zwei Jahre später er-jobbt – meine Eltern waren inzwischen von fehlender Unterstützung zu aktivem Boykott übergegangen. Daher auch nie Unterricht abseits der YouTube-Uni viele Dekaden später. Und einen Kontrabass hab ich exakt einmal in der Hand gehabt. Leider nicht öfter.
Circa ein Jahr später shuffelten wir dann los wie nix gutes, der Rest ist Geschichte.


Hotelmama fragt in ihrem Blog:

was mich eigentlich fast mehr als das finanzielle interessiert: was macht ihr auf eurer arbeit, womit verbringt ihr eure zeit? was davon ist fachwissen, das ihr gelernt habt, was musstet ihr euch selber erarbeiten? inwiefern war eure ausbildung für den job entscheidend?

hotelmama: … und von luft und liebe

Ich verbringe meine Zeit – neben Orga, da ich ja selbstständig bin, mit drei Teilbereichen: Ich konzipiere Websites, ich gestalte Websites, ich programmiere Websites. Dabei gibt es eine deutliche Reihenfolge in den Vorlieben, die sich nicht mit der Häufigkeit der Tätigkeiten deckt; aber das st ok, da ich alles drei sehr gern mache. Am liebsten denke ich, gern zusammen mit anderen klugen Menschen zusammen, darüber nach, wie man Websites so richtig, richtig super machen kann. Dann gestalte ich das und nun denn, programmiert werden muss das ja auch. Die Realität ist exakt andersherum, da viele Menschen mit sehr genauen Vorstellungen bei mir auftauchen oder aber finden „ich hab ja eh nix zu sagen“. Und auch, da ich durchaus gern zB für Agenturen die Programmierung übernehme.

Gelernt im Sinne einer klassischen Ausbildung habe ich davon 99% gar nicht. Mit 16 habe ich mal in einer Werbeagentur ein Praktikum gemacht und habe da ein paar Gestaltungsgrundlagen gelernt, aber den Rest habe ich mir selbst beigebracht – denn damals, als ich anfing, da konnte man den Job noch nirgends lernen.
Aber es gab Internetseiten, Foren und Mailinglisten, wo andere ihr Wissen teilten und getreu dem Motto „erst wenn Du es erklären kannst, hast Du es richtig verstanden“ habe ich mein Wissen sofort auf einer eigenen solchen Website und in Büchern wieder veröffentlicht. Die Liebste hat mal ausgerechnet, dass ich so in etwa die Dauer einer klassischen Ausbildung verbracht habe.

Vorher habe ich auf Lehramt studiert, genauer: Sonderpädagogik mit den Förderschwerpunkten „Sehen“ und „Sprache“. Obwohl man da ja auch den ersten Blick gar keine Zusammenhänge sieht, hat mir das immer einen leichten Vorsprung in allen Bereichen gegeben, die man unter „barrierefreies Internet“ zusammenfasst. Dummerweise interessiert das quasi niemanden. Und ein bisschen Wahrnehmung hab ich damals halt auch gelernt.

Sie haben Fragen? Sie wünschen sich ein Thema, über das ich mal bloggen soll?
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5 Kommentare

  1. Ich moechte zu den Geparden etwas hinzufuegen. Mein Lieblingstier in Kanada istder Gabelbock, mit den Giraffen und Okapis verwandt. Die flitzen hier mit 85km/h durch die Landschaft, voellig pointenlos, weil der amerikanische Gepard seit ein paar tausend Jahren ausgestorben ist. Und weil sie’s mit der Evolution ganz allgemein nicht so haben, koennen Gabelboecke nicht springen und quetschen sich deshalb in vollem Lauf unter den Zaeunen durch. (Was oft schlimm endet, weil viele Zaeune Stacheldraht haben. Da gibt’s jetzt einen Trend, den untersten Draht glatt zu haben, damit die armen Viecher durchkoennen.)
    Schnurren koennen sie allerdings nicht, da koennte man noch nachbessern.

  2. vielen dank, wie toll! sehr spannend, besonders der weg zum jetzt, die dr. web-story mit dem ganzen selbstverständlichen weitermachen, neues machen, altes anders weitermachen, so eine rundum-ausbildung kann sonst nix und niemand bieten, das geht nur so.

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