24.10.2020 – We live, we learn

Zu früh aufgewacht, aber egal. Spazieren gegangen. Immerhin der Himmel hat sich Mühe gegeben.

Auf dem Rückweg Brötchen geholt und Sauerländer Bäckereifachverkäuferinnen verwirrt – denn wir wollten gerne Käsekrauti haben. Kennen Sie, oder? Käsebrötchen mit Krautsalat und Käse und Schinken und einem Salatblatt. Und weil der Schinken eben raus soll, war die Gute verwirrt. Ist sie jedes Mal, das läuft dann so:
Und zwei Käsekrauti bitte – aber ohne Schinken.
„Ohne Schinken?“
Ja, ohne Schinken.
„Aber mit Krautsalat?“
Ja sicher!
„Ja ich dachte … wegen dem Schinken“
Im Sauerland etwas ohne Fleisch bestellen ist immer noch nicht immer einfach.

Gestern Abend haben wir Borat Anschluss Moviefilm geguckt. Puh. Dass Borat eine nicht unumstrittene Figur ist, ist klar. Aber das, was er aus Menschen herauslockt, das finde ich durchaus bemerkenswert. Der Spiegel hat da einen wie ich finde ganz gut diffenzierenden Standpunkt formuliert und überlegt auch, ob Borats Humor heute noch funktioniert.

In dem Zusammenhang: Wussten Sie, dass Willi, also der Willi von Willi Wills Wissen gerade Zielscheibe eines Memes und daraufhin folgend eines Diss’ und eines kleinen Shitstorms wurde? Als 50-jähriger Mann lernt man doch nie aus.

Die Post brachte ein Paket. Gestern morgen um zehn hatte ich festgestellt, dass die eine Box auf meinem Schreibtisch bratzte. Mist. Aber was muss, das muss, also mal dieses Internet angemacht und nach Ersatz gesucht. Natürlich wieder nach Control Ones, etwas anderes kommt mir natürlich nicht auf den Schreibtisch.
Hm. Oder doch? Langer Rede kurzer Sinn, jetzt stehen hier zwei kleine Monitorboxen von Magnat, die waren gerade heruntergesetzt und damit halb so teuer wie die JBLs und ich bin sehr, sehr angetan.
Und: Ja wirklich schon heute. Keine 24h nach der Bestellung.

Sie verwundert das vermutlich gar nicht mehr so, sind wir doch alle eigentlich an sowas gewöhnt – aber genau diesen Gewöhnungseffekt muss ich mir wieder in den Kopf rufen, ganz nach vorne sogar rufen. Denn ich naher Zukunft muss ich jemandem, der „auch einen Shop“ möchte, aber „eher einen einfachen“ , so jemandem also erklären, dass wir da alle dran gewöhnt sind und wenn man einen Shop hat, dann nur einen sehr, sehr richtigen.

Nachmittags abwechselnd lazy saturday afternoon und Rasenmähen und wieder lazy und noch ein bisschen Kleinkram hier und da und abends holte ich Sushi zum Schlag den Star-Gucken.


Seit letzter Woche hatte ich einen unausgegorenen Gedanken im Kopf, irgendwann heut morgen an der frischen Luft bekam er er genug Raum. Ich hatte da nämlich gesehen: Eine Twitterunterhaltung wie ein Unfall. Es war furchtbar aber ich konnte nicht wegsehen. Beteiligt: Zwei (mir unbekannte) Menschen, eine Frage, eine Antwort, eine Erklärung, ein Mansplaining-Vorwurf, eine beleidigte Leberwurst, zu viele scharfe Worte, ein Block, eine Nonmention. Twitter halt.
Ich, auf meinem Beobachterstühlchen, fand im ersten Moment an dem Tweet mit der unerwünschten Erklärung nichts verwerfliches. Also Level zwei Diagnose (Hirn) angeworfen; ich habe schließlich gerade von Rebecca Solnit „Wenn Männer mir die Welt erklären“ gelesen. Ah, ein „Ich-bin-ein-Mann“-Problem. Ok. Lesson learned.

Aber es gärte noch etwas weiter. Nicht die gekränkte Eitel- oder Männlichkeit (war ja nicht mal meine Diskussion auf Twitter, ich war da vollkommen unemotional) aber Sie wissen, sowas soziologisches interessiert mich. Ich erinnerte mich an viele Momente, in denen ich viel gelernt hatte, weil mir jemand etwas erklärt hatte, von dem ich im Moment meiner Frage noch nicht gewusst hatte, dass ich danach überhaupt fragen könnte. Meist war ich dankbar gewesen.
Ja, ich bin ein Mann und vermutlich hatte das niemand getan, weil er in einer Christian-feindlichen Struktur aufgewachsen war und befand, dass ich per se weniger wisse als er. Das ist der wichtige Unterschied zum Mansplaining, ist klar. Das ist mein Privileg.

Wenn Sie wollen, fügen Sie hier einen Nebengedanken über toxische Männlichkeit ein und überlegen, ob ich (als „untypischer“ Mann) vielleicht vielen Machtmännern zu weich bin und sie mir vielleicht doch einfach ihre Macht reindrücken wollten. Von da aus lässt sich prima dahin abbiegen, dass Feminismus allen Menschen nützt, egal welchen Geschlechts.

Worauf ich hinaus will: Was passiert mit den Informationen, die nicht gehört werden, weil sie zwar einfach nur gut und ohne jeden Machtgedanken gemeint, aber leider in einer toxisch männlichen Gesellschaft geäußert und deswegen ganz richtig als Mainsplaining weggeblockt werden?
Ich vermute, die gehen verloren, bis es kein Mansplaining mehr gibt. Fazit: Tja, noch ein Grund mehr für die schnellstmögliche echte Gleichstellung aller Menschen.


Musik: Treue Leserinnen des alten Blogs erinnern sich an Katzenjammer, die lustige Band aus Norwegen. Zwei der ehemaligen Musikerinnen haben neue Singles herausgebracht, beide mag ich sehr:


Design: Und wo wir gerade bei schönen Dingen sind: Hier gibts 5 schnelle Gestaltungstipps für gute Präsentationen.


Daily Corona-Service:

Corona unter Kontrolle und weniger Einschränkungen – Japan zeigt, wie es besser geht. Wenn die Gesundheitsämter einen positiven Corona-Test zurückbekommen, greifen sie zum Telefon: „Wo könnten Sie sich angesteckt haben? Mit wem haben Sie sich getroffen?“ Im Frühjahr noch hatten die Menschen oft eine Ahnung, wo sie sich angesteckt haben. Sie konnten auch gut überblicken, wen sie getroffen hatten. Heute ist das anders: Statt fünf Kontaktpersonen gibt es schon mal mehr als 50, und in höchstens jedem dritten Fall finden die Ämter noch heraus, wo sich die Menschen infiziert haben. Diese sogenannte Kontaktverfolgung funktioniert in Deutschland immer schlechter. Das Virus breitet sich wieder schneller aus. Anders als in Japan, in einem Land, das Deutschland in einigen Punkten ähnelt.

Silke Jäger auf krautreporter.de: Kontaktnachverfolgung der Gesundheitsämter
Warum Deutschlands Corona-Strategie gerade zu scheitern droht

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2 Kommentare

  1. Dieses Foto! *dreamy smile*

    Vielleicht stehen Sie nicht so gern früh auf, aber für uns Leser lohnt es sich schon sehr.

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