Gestern morgen kurz auf Laune, Wehwehchen-Status und Wetter-App geguckt und spontan ans Meer gefahren. Bzw genauer: An einen Aussichtspunkt an einem Hafen. Ich mag Häfen, ich mag Möwen, das schien eine gute Idee.
Wie heute bemerkte, habe ich aber nicht allzuviele Bilder gemacht, …



… aber mir fast wichtiger als das Ziel war im Endeffekt das Unterwegs sein selbst – am Ende des Tages war das Beste, dass ich wieder genug Energie für so einen Tag auf der Straße habe. Es gibt da ja eine vollkommen beknackte Idee, die wir eigentlich vor ein paar Wochen verworfen hatten; eine Idee, die aber trotzdem irgendwie nicht aus meinem Kopf raus kann. Und so betrachte ich den Tag gestern als Probe; als gut gelaufene Probe sogar: Ich kann wieder ohne große Ermüdungserscheinungen und mit zwei Ladesäulen-Nickerchen 7 Stunden Auto fahren. Das reicht wieder bis Aarhus.
Abends kam die Liebste aus dem Theater nach Haus und rief mich direkt von der Haustür aus raus, weil Glühwürmchen durch die Einfahrt schwirrten. Eine halbe Stunde stilles Glück nachts um halb zwölf.
Der Tag heute begann gemütlich mit Herumgammeln, ein bisschen Musik, einem Frühstück vor dem Dokufernsehen. Ein europäischer Archäologe in Ägypten wurde dabei begleitet, wie er ein paar Gräber sucht. Vollkommen begeistert stellt er nach dem Ausgraben fest, dass alle Siegel unverletzt sind und noch niemand das Grab „geschändet“ – ja, er selbst sagt „geschändet“ – hat. Und öffnet das Grab.
Vielleicht ist das grundlegende Merkmal westlicher Zivilisationen eurozentristischen Chauvinismus tatsächlich, einfach nichts zu merken.
Weiter gezappt: „Traumzüge der Welt“ – na, da kann ja nichts schiefgehen.
„Der Lokführer muss auf vieles achten. Es gibt Signale zum Stoppen und Signale, wo er langsamer fahren muss“ (Das ist ja wie beim Autofahren, was wir alle täglich tun! Nur weniger!) „Übersieht er etwas, kann es zu schweren Unfällen kommen, 2009 übersah ein Lokführer ein Signal und stieß mit einem anderen Zug zusammen“ (Ah, vor 15 Jahren. Kann es sein, dass Züge sehr, sehr, sehr sicher sind und ihr nur verzweifelt eine Sensation gesucht habt?)
Vielleicht ist aber auch nur mein Sensor für Absurdes heute sehr empfindlich.
Apropos: Diesen – sehr deprimierenden aber quasi perfekten – Text von Constantin Seibt auf republik.ch hatten Sie gelesen? (via Kaltmamsell)
Als Kind entdeckte ich die Frage meines Lebens: Was zum Teufel übersehen alle? Ein halbes Jahrhundert später fand ich die Antwort.
Constantin Seibt:
Ein Kind meiner Zeit
Ich möchte mich dieser Lebensgeschichte anschließen und merke: ich werde langsam sauer auf Menschen, die mir immer noch mit „ach, jetzt unk’ doch nicht immer rum, wir wollen jetzt auch mal über was Fröhliches reden“ entgegen stehen.
Hatten Sie sich auch gerade letztens noch mit einem Schlucken diese Zahl gemerkt „alle drei Tage wird eine Frau von ihrem (Ex-)Partner getötet“?
Bitte korrigieren Sie, es sind jetzt alle zwei Tage.
Stellen wir uns den Aufschrei vor, die Täter wären nicht Männer, sondern „Ausländer“; oder die Opfer nicht Frauen, sondern Kinder. Wir würden längst die Todesstrafe diskutieren.
Später wieder auf die Autobahn, wir hatten noch was vor. Sie werden sich vielleicht erinnern? Ich war ja doof gewesen und hatte zwar letztens bemerkt, wie sehr gerne ich Hania Rani live sehen würde, ohne zu gucken, ob sie vielleicht mal live spielt. Zum Glück hatte die Liebste dann ja geguckt.
Heute spielte sie dann also und wir waren da und es war noch viel besser als ich gehofft hatte. Und meine Hoffnungen hatten schon einmal kurz den Wunsch nach „in die TopTen der besten Konzerte einreihen“ beinhaltet bevor ich mich da zurückgenommen hatte.
Aber: Die Hoffnung wurde erfüllt. Hania kam auf die Bühne, stellte sich mit dem Rücken zu uns an einen Synthesizer (vermute ich) und baute erstmal eine viertelstündige Klangwelt auf, die mich umhaute. Und dann am Flügel die nächste und dann sang sie auch mal was und … puh, war das gut. Mein malader Körper signalisierte mir dummerweise nach einer Stunde, dass ich zu oft am Schreibtisch sitze und zu selten rhythmisch wippend auf Konzerten stehe und wir mussten echt deswegen gehen, aber puh, war. das. gut.

Vi ses!
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