Da ich gestern dummerweise meine Krankenkassen-Karte zu Hause liegen gelassen hatte, begann der Tag mit einer Fahrt zur Radiologie. Dort war die Stimmung so richtig supi – ich schätze entweder durch Corona oder durch die DSGVO hat man dort ein System aus vielen aggressiven Schildern etabliert, die jeder deutlich machen, dass man gefälligt im Windfang (ca 16qm) oder gleich ganz draußen wartet, bis drinnen jemand winkt.
Und das finden alle so richtig scheiße – vor allem, wenn dann drinnen am Tresen nicht alle Plätze besetzt sind und es noch länger dauert.
Ich merke, es muss die DSGVO gewesen sein, denn in dem Windfang wird es schon zu warm, wenn vier Leute drin stehen – heute waren es neun und alle lachten fröhlich darüber wie gut es doch ist, dass die Pandemie vorbei ist. Etwas weniger lachten sie, wenn jemand neues reinkam und nicht sofort verstand, dass sie trotz Termins einfach warten musste wie alle anderen auch. Oder dieses dumme neu dazu gekommene Geschöpf nicht sofort begriff, wo das Ende der spiralförmigen Schlange war.
Ich kann nicht genau sagen, ob es der Mief oder der allgemeine Hass war, der die Luft derart zum Schneiden dick machte, aber es war nur so mittelschön.
Als ich dann drin gewesen war und am anderen Ende des Gebäudes auch mein Parkticket bezahlt hatte, kam ich auf dem Rückweg durch das MRT-Wartezimmer, wo gerade jemand begriff, dass sie zwar seit 35 Minuten schon da gesessen hatte, aber dass sie sich halt erst hätte anmelden müssen. Und jetzt von vorne starten musste.
Auch das: Nicht schön.
Den diversen Stellen im Körper, die plötzlich nicht mehr verspannt sind, entnehme ich, dass mir wohl ganz schön ein Stein von der Seele gefallen ist gestern.
Am Schreibtisch daher heute viel Klein- und Großkram und vor allem nebenbei ein hektischer Wechsel des Projektverwaltungs-Tools. Vor zwei Wochen hatte ich – hatte ich’s erzählt? – mein, nein: Unser gesamtes Leben in Trello hineingeworfen. Die erste Erkenntnis war: Ach deswegen fühlst Du Dich so überlastet – aber weil seitdem die Berge schrumpften, beschloss ich, dabei zu bleiben.
Dummerweise wuchs parallel zu den schrumpfenden Listen das ungute Gefühl, ausgerechnet jetzt einem amerikanischen Anbieter alles in den Rachen zu werfen (und auch noch ausgerchnet Atlassian, deren Name ich durchaus schon ein paar Mal im heise-Security-Feed gelesen hatte).
Und dann stieß ich auf Stackfield. Ein deutsches Unternehmen, alle Daten in Deutschland oder der EU, mehrfach zertifiziert und mit echter Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.
Und auch nur ca. fünfmal so teuer wie Trello. Aber: Einmal schlucken, mich erinnern, dass das wohl der gut kalkulierbare Preis dafür ist, ein Kunde und nicht die Datenbasis für irgendwelche amerikanischen TechBros zu sein (in den Auswirkungen gar nicht kalkulierbar) und dann heute hektisch alles umgetragen, was in Trello schon drin war.
Und mich beim ersten Umsehen gefreut, dass ich jetzt in zwei Programmen weniger Daten pflegen muss, um einen Überblick zu haben, dass viele Automatismen über offene Standards einfach so funktionieren, dass ich in einzelne Projekt andere Menschen einladen kann und einiges mehr, was sehr prima nativ funktioniert und nicht, wie bei Trello von Drittanbietern dazu installiert oder sogar gekauft werden muss.
Kaum wird man mal 50, dann klappts auch mit dem Projektmanagement.

Musiktipp des Tages: Sol Heilo – aufmerksame Mitglieder der Twitter-Bubble von 2010* werden sich an sie als die verrrückte Trompeterin, Schlagzeugerin, Gitarristin, Bassistin und Sängerin von Katzenjammer erinnern – hat ihr zweites/drittes** Soloalbum „Indigo Star Deluxe“ heraus gebracht und es ist ganz, ganz großartig.
Und wenn Sie das jetzt auch alle so fleißig hören wie ich, dann kommt Sol vielleicht auch mal wieder nach Deutschland auf Tour und ich kann wieder Fotos** machen und überhaupt. Gehen Sie und hören Sie!
*) Wenn Sie damals dabei waren, da an der Rennbahn in Hamburg, als wir Zaz hören wollten, dann sind Sie auch alt.
**) Je nach Sichtweise: ist eine Akustik-Version eines vorherigen Albums ein eigenständig zu zählendes Werk?
***) Auch sieben Jahre her. Holy crap.
Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
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Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.
Danke für den Stackfield – Tipp. Ich werd es beim nächsten Teammeeting an dem das Thema (mal wieder) kommt, vorschlagen.