22.7.2020 – Grateful, not dead

In scheinbarer endloser Wiederholung des ewig gleichen Tagesablaufes zwischen Streichen und See … Stop. Just kidding. Stimmt gar nicht. Heute war anders.

Der Tag begann mit einem Termin bei Frau Doktor, denn ich konnte heute morgen das Bludruck-Messdings wegbringen – und wir guckten uns auch gleich die Auswertung an. (Die Geschichte dieser Technik muss ich eigentlich gleich noch ins Techniktagebuch schreiben, fällt mir da auf)
Die Auswertung ergab: Alles supi. Da ich ja aber letzte Woche mit Symptomen auf dem EKG in der Praxis gelandet war, konnten wir das jetzt einschränken und ich weiß jetzt: Dem Herz gehts prima, dem vegetativen Nervensystem nicht.
Vong Stress her, wissen Sie?
[Loriot-Tonfall] Ach was.

Da sich die Stressfaktoren (Narzist im Angrifssmodus, Corona, Coronabedingte Schräglage im Auftragsbuch) nun nicht von heute auf Morgen ändern werden, taugt auch der Satz „Sie müssen halt weniger Stress haben“ nicht, das sah auch Frau Doktor ein und verschrieb mir mal was.
Unter anderem hat sie mir eine Portion Medivitan ins Sitzfleisch gerammt, was bei mir immer eine sehr direkte Wirkung zeigt.
Ich kam sehr erleichtert da raus.

Wieder zu Hause hab ich erstmal Schlaf nachgeholt. Auch wenn ich tatsächlich ein paar Messungen verschlafen hatte – Tiefschlaf ist das sicher nicht, wenn alle halbe Stunde dieses Ding losrattert.

Dann ein bisschen Musik gemacht und dann hatte ich einen Telefontermin zur Seelenmassage. Die Gute hatte mir ja letzte Woche in den letzten Minuten unserer Sitzung ein Türchen aufgemacht, was sich anfühlt, als könne es der Schlüssel zu allem sein. Quasi meine persönliche 42. Da wollte ich gern nochmal reden, bevor sie in den Urlaub entschwindet.
That was pretty sad and good.

Dann – ja, dann endlich – bin ich zum Streichen in der Liebsten ihre Schule gefahren. Ich würde sagen: Einmal noch, um ein paar Details auszubessern und dann ist dieses Kapitel auch abgeschlossen.
Which is great.

Auf dem Rückweg dann endlich getankt. Die App hat meine Kreditkarten wiedergefunden und dann fand ich das sehr bequem:

  • Mir auf der Karte die günstigste Tankstelle suchen
    (fiel aus, weil es nur eine im Umkreis gibt, die das Zahlen per App erlaubt, aber schon dafür ist die App gut)
  • vorfahren
  • in der App die Zapfsäule aussuchen vor der ich stand
  • tanken
  • wieder einsteigen
  • „Fertig getankt“ antippen
  • einmal alle Angaben kontrollieren und zahlen
  • und wieder losfahren.

Nichts gegen Menschen, aber ihnen in engen Tankstellen aus dem Weg gehen zu können finde ich super.

Und dann schrieb mir eine Leserin, sie hätte jetzt mal die beiden Geschichten aus der Vergangenheit gelesen – und die klängen aufregend.
Aufregend“ hatte ja nun erstmal gar nichts mit mir zu tun. Aber dann hab ich mal so auf mein Leben zurückgeschaut und musste zumindest anerkennen, dass es in weiten Teilen nicht dem entspricht, was man sich bei einem Jungen aus einem Upper-Middleclass mit freistehendem Einfamilienhaus, Gymnasium, Abitur und Studium vielleicht so vorstellt.
Und im nächsten Moment war ich sehr dankbar für alle die Zufälle, Dinge, Menschen abseits dieses straighten Weges, die ich erleben durfte.

Dankbar für die Musik, über die ich Menschen kennen lernte, die erfolgreich sein würden und welche die es nicht überleben würden. Die aber alle ihre Kreativität lebten und mich ein Stück mitnahmen.

Dankbar für die Zivistelle, die mir gegen jede Vorschrift zutraute, eine Gruppe im Jugendtreff zu leiten und pädagogisch zu arbeiten. Das war keine gute Gegend und meine frische Abitur-Arroganz knallte auf den Boden. Gut so.

Dankbar für den Jugendtreff in Menden, dem diese Referenz ausreichte und der mich aufnahm, gleich in die Leitungsvertretung hob und mir so ein sehr stabiles Standbein im Jugendamt Menden sicherte. Das war übrigens schon wieder keine gute Gegend.

Dankbar für den Kinderferienspaß den die (damals noch nicht) Liebste leitete und bei dem ich alles, aber wirklich alles über die Arbeit mit Kindern lernen durfte, während ich eben dieser (damals noch nicht) Liebsten bei der Arbeit zusah.

Dankbar dafür, dass ich Dank dieser ganzen Arbeit fürs Jugendamt auch weitere Jobs bekam. Und in Intensiv-Betreuungen in Familien reinschauen durfte, die ich als Gymnasialkind aus der Upper Middleclass sonst nie gesehen hätte. Das waren keine guten Familien für „meine“ Kids und falls da noch Rest-Arroganz gewesen wäre …

Dankbar dafür, dass ich über die Kolleg:innen bei den Jobs in die politische Arbeit in dieser Stadt reinrutschte. Ob im AK Asyl, bei der Nachtwache oder beim Deutschunterricht in der Asylbewerberunterkunft, bei den Grünen oder bei einem Bürgerbegehren gegen die Stadt – das sind gute Erfahrungen.

Das hat mich – wenn ich es aus „Karrieresicht“ anschaue – sicher alles viel Zeit gekostet. Aber es war unfassbar gut, ich möchte nichts davon missen.
Und vielleicht war es auch aufregend.

Ich fühle mich gerade sehr dankbar.

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