Am Schreibtisch Schreibtischkram gemacht. Diesen sehr wahren Text von Maximilian so sehr nachempfunden, dass ich glatt nochmal in die Kommentare ranten musste; das ist mir auch länger nicht passiert. Sehr lustige Momente mit bislang unbekannten Kollegen gehabt – ich stelle die These auf, wenn man den Scheiß 25 Jahre macht, wird man auf Dauer doch etwas ruhiger und fühlt das auch beim Gegenüber direkt. Und wenn beide so drauf sind, kehrt auch in dümmste Projekte einfach mittendrin etwas Ruhe ein.
Als Wochenabschluss ein Telefonat das mit beiderseitigen Freudes-Bekundungen endete – so darf das gern sein.

Zu lesen begonnen:
Letztens brachte mir zur großen Freude ein Postmännchen dieses Buch von meiner Wunschliste. Tori hatte ich, seit ich sie mag – und das sind jetzt mal loker dreißig Jahre – für eine leicht neben der restlichen Welt lebende Elfe gehalten.
Und dann beginnt ihre Biografie mit einem Vorwort, in dem sie mal eben erklärt, dass diese gesamte Welt kaputt ist wie nie – vom Oval Office (und das war noch vor des orangenen Autokraten zweitem Wahlkampf) bis hinunter in die kleinsten Beziehungen zwischen den Menschen, die aus allem auf Teufel komm raus und über Leichen gehend ihren persönlichen Profit ziehen wollen und den anderen. Und wie sie gelernt hat, eine Haltung des Widerstandes zu entwickeln, die über reine Resilienz hinaus geht. Ich liebe schon auf Seite 10 alles daran.
Obwohl ich ja selbst immer am lautesten allen erkläre, dass man den Gedanken zwischen zwei und vier Uhr nachts nie trauen darf, weil einer da irgendein Hormon fehlt, habe ich heute doch lange über die eigenen Nachtgedanken von heute Morge, halb drei weiter gedacht:
Da packte mich nämlich das tiefe Entsetzen darüber, dass ich wohl nicht genug getan hätte, wenn jetzt die Faschos wieder so eine große Fresse haben können. Das Entsetzen und die persönliche alleinige Verantwortung ziehe ich mal als dem-fehlenden-Hormon-geschuldet ab, aber was ich ernsthaft überlege:
Ich habe in meinem Leben echt schon ein paar Dinge politisch gemacht: War Inner- und außerparlamentarisch unterwegs, habe mit Kerzen auf Straßen gesessen und habe einen Ausschuss-Sitz für den Rat der Stadt gehabt, habe Flüchtlingen Deutschunterricht gegeben und politische Jugendorganisationen in die Selbstständigkeit gecoacht, habe in Landes-Arbeitsgruppen einer Partei die Haltung einer Landtagsfraktionen geschärft. Und überraschenderweise sowohl beruflich als auch privat sehr viel in dieses Internet geschrieben.
Und natürlich: Je aktiver ich war, desto sinnvoller fühlte sich das alles an und desto mehr hatte ich das Gefühl, dass ich etwas bewege. Haben Sie schon einmal die Schließung zweier Beratungsstellen und zweier Kinder-Angebote aus einem Haushalt-Kürzungspaket heraus bekommen? Ich kann das für den Endorphin-Kick sehr empfehlen.
Aber kann man dem Trugschluss entgehen, dass man ganz dolle etwas bewegt, während man sich zu fünft in einem Hinterzimmer trifft oder mit Unterschriftenlisten im Regen steht, um diese im großen ganzen lächerlichen 5000,- für ein Kinderspielangebot aus dem Stadt-Etat zu bekommen? Ich halte es nach wie vor für nicht unwichtig, was wir da getan haben, aber im Verhältnis dazu, wie die Welt gerade aussieht ist es einfach lachhaft.
Und – weiter gedacht: Ich begegne so vielen Menschen, die heute, zwei Tage vor der Wahl, die diesen Bundeskanzler und diese zweitstärkste Fraktion zum Ergebnis haben wird und einen Monat nach dieser US-Wahl immer noch „aber das kann doch nicht so schlimm werden, Christian“ sagen. Gerade welche, die politisch wach und aktiv sind. Sind die betäubt von ihrem eigenen Sinn, weil sie letzte Woche doch zwanzig Kindergartenplätze gerettet haben?
Und ich glaube nicht, dass die alle dumm sind – und deswegen möchte ich die Systemik dahinter verstehen.
Hm.
Vi ses. Hoffentlich.
Sie haben Fragen? Sie wünschen sich ein Thema, über das ich mal bloggen soll?
Schreiben Sie’s auf!
Alle bisherigen Antworten finden Sie übrigens hier.
Ich glaube, man muss ein bisschen glauben, dass es nicht so schlimm wird, um nicht komplett zu verzweifeln und irgendwie weiter machen zu können. Zumindest merke ich das an mir, dass ich zwischen beiden Haltungen hin und her changiere, je nach Gesamtstimmungslage.
Ja, inzwischen ist diese Balance total wichtig. Als ich das schrieb, war ich ja nch ein bisschen mehr in der Vergangenheit, mer bei „hätten wir alle anders …?“ und ich denke bei diversen vergangenen Gelgenheiten „hätte man da mal gehandelt …“
Aber vorbei iszt vorbei – ist schon klar.
> Ich begegne so vielen Menschen, die heute, zwei Tage vor der Wahl, die diesen Bundeskanzler und diese zweitstärkste Fraktion zum Ergebnis haben wird und einen Monat nach dieser US-Wahl immer noch „aber das kann doch nicht so schlimm werden, Christian“ sagen
Wie vielen denn eigentlich? Einhundert oder eintausend? Ich begegne mitunter Menschen, die in ihrer händeringenden Sorge darüber, wie schlimm es werden sind, absolut nicht in der Lage sind zu sagen, was genau für wen und was man dagegen tun kann und das dann auch zu tun. Finde ich im allgemeinen Schlimmfinden viel schlimmer.
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht richtig, was Du sagen willst…?