Zwei Tage lang irgendwie geplättet, mit latenten Kopfschmerzen und ebensolchen Konzentrationsstörungen rumgelaufen. Als Kontrastprogramm dafür heute morgen frisch aus dem Bett gesprungen und die Liebste mit fröhlichem „ich glaub, ich fahre JETZT sofort einkaufen, sag mal, brauchst Du noch was, fällt Dir noch was ein, was meinst denn Du mit Rufkuchen, willst Du auch Brötchen, was denn für welche, Dinkel wie immer und wenn sie keine haben? Aber schon für nachmittags noch ein Schokocroissant? Steht am Bett noch eine Wasserflasche, die leere Kiste ist nicht voll“ überfallen. Die hatte erst einen halben Kaffee und knurrte vollkommen angemessenerweise zurück.
Am Laden parkte hinter mir sehr vorsichtig ein sehr tiefergelegter 80.000€-Benz ein und ein 18-jähriges Milchgesicht stieg mit sehr nervösem Gesicht aus. Kennzeichen und Aufkleberchen verrieten: Leihwagen; und ich konnte mir wenig anderes vorstellen, als dass er sich die Kiste gerade zum Wochenend-Protzen bei den Kumpels gemietet hatte und jetzt erst einmal eine Beruhigungsmilchschnitte brauchte.
Ich holte noch meine Klappkiste aus dem Kofferraum, er marschierte derweil schon ab und so konnte ich ihm dann leider nicht mehr sagen, dass sein Schiebedach noch auf stand und der Frühling ihm auf die gemieteten Ledersitze hagelte.
Naja, die Beruhigungs-Milchschnitte wird’s gerichtet haben.
Aus Gründen, die mit einer Parkplatzsituation vor dem Haus bei der Rückkehr zu tun hatte, gelernt, wie asozial das Wörtchen „asozial“ ist und beschlossen, es aus dem Wortschatz zu streichen. Aber wo wir dabei waren, noch schnell durch die gängigen Persönlichkeitsstörungen quergelesen und der Verwandtschaft zugeordnet – was man halt so tut an einem Samstagmorgen.
Dann die Doku „Hummeln im Hirn – ADHS bei Erwachsenen“ geguckt. Am Ende ziemlich enttäuscht über eine ziemliche „schau mal, eine Dame mit Bart“-Sendung, die meiner Meinung nach Menschen ohne Bock auf Empathie oder Genervtheit über das Thema viel zu gut als Vorlage für ein herzhaftes „Alles Freaks“
Wenn Sie trotzdem selbst gucken wollen?
Wir wechselten ins nächste Städtchen – eigentlich wollten wir noch nach einem netten Hemd gucken, nachdem sich in der letzten Einkaufstüte aus dem Lieblings-Klamottenladen ein 20%-Gutschein gefunden hatte. Im Laden verließ mich aber schnell die Lust und wir tranken nur einen Kaffee im Laden-eigenen Café. Ja, sowas gibts da und überhaupt hat der Laden echt dänische Qualitäten, stellten wir fest. Gute Auswahl, fähige, aber dezente Verkäuferinnen, angenehme Akustik, nett anzusehen, nie voll, nie unangenehm leer.
Die Liebste verschwand zur Probe, ich wollte eigentlich feste vor der Switch abhängen, bin aber irgendwie zwei Stunden bei Insta hängen geblieben.
Außerdem haben wir heute zwischendurch für uns ein paar der großen Themen geklärt, also: Nahostkonflikt, Klimakrise, Umgang mit schlechten Nachrichten zwischen Vermeidung und Doomscrolling und den Fluch der Pathologisierung von Autismus und ADHS. Na gut, zwei waren geschwindelt aber ich find die Quote sehr ok.
Musik des Tages: When I Get Home von Solange. Ein Dank der Tippgeberin <3