20.11.2020 – Frostphantasien

Ich gestehe: Wir sind alle viel zu verweichlicht. Haben uns zu sehr an Heizungen und warmes Wasser gewöhnt. Vollkommen abhängig von unseren vermeintlichen Errungenschaften der Zivilisation. Kein Wunder, dass wir wegen eines Läppchens vor der Nase unsere Freiheit bedroht sehen.
Aber wir, wir hier in diesem Haus, wir, die Liebste und ich, wir kehren jetzt zurück zur Natur! Ziehen in den Wald und erlegen ein Mammut und hüllen uns ins Fell, das wir mit den blanken Zähnen von den Muskeln reißen! Wer kein Fell bekommt, ist es auch nicht wert, zu überleben! In der Natur gewinnt eben nur der fittere! Und wir, wir gewinnen!

Nein. Ich gewinne nicht, ich bin verweichlicht und schwach. Mir ist kalt. Ich möchte in meine (warme) Badewanne.
Noch dreieinhalb Tage und vier Nächte ohne Heizung und warmes Wasser.


Die IT eines Kunden einer Kundin behauptet, dass der Mailserver nicht richtig konfiguriert ist und sie deswegen selbst Schuld ist, wenn ihre Mails nicht bei ihm ankommen. Es sprechen also: IT mit Kunde. Kunde mit Kundin. Kundin mit mir. Ich mit dem Support des Webhosters.
Ich bat um eine direktere Verbindung, das mag die IT aber nicht. Ob sie Angst haben, dass man mir schlechter als einem Büro mit Marketing-Expertinnen erklären kann, dass die Aussagekraft der Fehlermeldung „blocked“ volkommen ausreicht? Ob sie Angst haben, dass ich mich wundere, dass nur die Mails einer einzigen Kollegin nicht ankommen?

Ein geschätzter Kollege und ich tauschen uns einmal am Tag über eine Agentur aus, die auch noch an der Website rumschraubt. Genauer, sie SEO-en sich den Wolf und werfen dabei alles über Bord, was es an Gestaltung gab – egal, ob die ihre Gründe hatte oder nicht.
Or, in other words: Auch da hat Google unauffällig und sehr hintenrum eine unfassbare Marktmacht aufgebaut. Vor allem, wenn man als Gestalter einmal Regeln brechen möchte – und das Brechen von Regeln ist in vielen Fällen, wenn es bewusst geschieht, exakt das, was wir als kreativ oder sogar künstlerisch wahrnehmen – können wir davon ausgehen, dass das von Google abgestraft wird.
Heraus kommt eine bis ins letzte Pixel optimierte Einheitssauce, die zwar vielleicht auch hinter dem Komma optimalste Conversion-Raten einfährt, aber eben ungefähr so interessant ist wie ein Instagram-Stream, der nur aus Influenzern und nicht aus Menschen besteht

Ca alle 40 Minuten muss ich runter, einen Holzscheit nachlegen – damit das Haus nicht komplett auskühlt. Eigentlich eine gute Gelegenheit, mal Deep Work auszuprobieren, aber die Handwerker nebenan halten sich irgendwie nicht an diesen Rhythmus. Immerhin sprengen sie nicht mehr, sondern bohren, hämmern und sägen nur noch.

Ich präzisiere also meinen Wunsch: Vielleicht möchte ich gerne in eine ruhige Badewanne. Ohne hämmern und sägen.

Aus wirklich unerklärlichen Gründen habe ich mich trotzdem fast Inbox-Zero angenähert.

Heute Abend feiern wir mit ein paar Freunden im Zoom der Liebsten Geburtstag nach. Auch der #aktuellensitiation geschuldet, aber was können wir froh sein, das immerhin zu haben.

Til hamingju með afmælið! Heute hat einer der wunderbarsten, kreativsten, warmherzigsten, intelligentlesten Menschen die ich kenne, Geburtstag. Wenn Sie nicht vollkommen stuck in Charts-Musik sind, dann gönnen Sie ihm doch einen YouTube-Klick zum Ehrentage und schauen, was für wundervolle Musik er macht.

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jetzt.de: Interview zu Corona-Demonstrationen: Was verbindet Esoterik und Rechtsextremismus?
Die Finnlandschwedin Jenny Willner ist Dozentin für Komparatistik an der LMU. Sie unterrichtet psychoanalytische Literaturwissenschaft und forscht über Wissenschaftsgeschichte, Esoterik und politische Ideologie im 20. Jahrhundert. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, was Esoterik und Rechtsextremismus eigentlich verbindet.


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