20.10.2022 – ein Geräusch, als wenn 100 Menschen leise Crrrck sagen

Schon gestern Abend hatte ich das ungute Gefühl, dass aus einem leichten ein schwereres Überforderungsgefühl geworden war. Dass ich um sieben mit diesem altbekannten Ziehen im Magen aufwachte und um zwei nach sieben am Schreibtisch saß, bestätigte mich.
Na gut – ist geschwindelt. Ich saß erst um fünf nach da und hatte vorher noch das obligatorische Sunrise-Bild gemacht.

Je länger ich da saß und so flüssig, wie mir das Coden heute von der Hand ging, desto mehr hatte ich das Gefühl, es sei doch alles nur eine Organisationsfrage; aber dann rief mittendrin eine Kundin an, die in zwei Wochen eine Veranstaltung hatte und deren Anmeldeformular nicht ging. Weil ihr der Hoster zwischendurch den Account gesperrt hatte, weil der Account nämlich Spam verschickt hatte. Sie hatte das vorbildlichst schon alles selbst geregelt und nur die Stelle an der sie das neue Passwort eintragen musste, die war nicht für sie freigeschaltet und deswegen rief sie überhaupt an. Prinzipiell also alles total überschaubar …

… aber:

Wenn wir Webentwickler hören, dass ein Account Spam verschickt, dann denken wir alle zunächst an das Kontaktformular der betreffenden Website. Und dann haben wir Angst. Denn so ein Kontaktformular, das tut ja nun auch nichts anderes als Mails zu versenden, aber wenn die Entwickler des PlugIns geschlampt oder Pech gehabt haben, dann kann man ihre Formulartechnik auch quasi an dem eigentlichen Formular vorbei erreichen und kann damit Mails versenden. Viele Mails. Spam halt.
In anderen Worten bedeutet also so eine Nachricht in den meisten Fällen, dass man nun schleunigst dieses Formular reparieren muss. Oder mit den PlugIn-Entwicklern in Kontakt treten. Und herausfinden, wo die Lücke ist, ob es schon ein Update gibt – und dummerweise muss man das nicht nur bei einer Site, sondern bei quasi allen, denn so ein Kontaktformular hat ja quasi jede.
Das war also der nächste Moment mit einem sehr soliden rechten Schwinger – aber da es in diesem Fall nicht das Kontaktformular gewesen war – auch der Mann an der Hotline mit dem ich sprach, betonte das „in diesem Fall“ sehr deutlich war ich angezählt, konnte aber nochmal aufstehen.

Mittags wollte ich an den Teich, vorher ein kurzer Briefkastenstop und als ich da den Wagen wieder anmachte, teilte der mir unmissverständlich mit, ich solle ihn wieder ausmachen und die Werkstatt anrufen. Kühlwasserproblem. Es fühlt sich an, als würden in meinem Inneren 100 Menschen leise Crrrck sagen und als wäre dabei etwas wichtiges gerissen. Ach ja: Der letzte Nervenstrang vielleicht. Aber wozu ist man denn hochfunktional, nicht wahr? Also: Werkstatt anrufen. Steht schließlich da im Display.

Werkstatt-AB: Alle im Gespräch, bitte hinterlassen Sie eine Nachricht, wir melden uns.
Ich: Stehe da und da, bla, bitte schnell, Warnmeldung, bla, danke!
Ich: warte
Ich: beginne, Langeweile zu bekommen und scrolle durchs Handy. Rufe Mails ab. Sehe, dass die Werkstatt zwei Minuten später zu Hause angerufen hat. Höre die Nachricht ab:
Werkstatt auf meinem AB: Sie hatten ja angerufen aber jetzt sind Sie ja nicht da, schade, wir melden uns morgen!
Ich: gucke blöd. Rufe wieder an. Hinterlasse eine im Tonfall geringfügig unfreundlichere Nachricht.
Ich: warte
Ich rufe nochmal an und beschimpfe so lange den Sprachcomputer bis ich mit einem Menschen spreche.

So kann man dann also auch mal ne halbe Stunde rumbringen. Also: Wenn man will. Ich wollte eigentlich nicht.

Ich fasse zusammen: Die Werkstatt hat, wie alle anderen auch, extrem zu wenig Personal und kann frühestens nächste Woche was tun. Mit Blick auf meine Mobilitätsgarantie bekomme ich einen Leihwagen (Hybrid – was ein Fehl-Konzept / neuer A3 – erstaunlich hässlich) und man wird mich anrufen.

Immerhin komme ich auf dem Weg von der Werkstatt an der Liebsten Schule vorbei, wir treffen im Auto zufällig aufeinander und gehen auf den ganzen Scheiß erstmal Kuchen essen. Jetzt ists auch egal.

Später dann überraschend doch schon ein Anruf der Werkstatt: Sie konnten doch kurz reinschauen und es ist nur der Kühler und nicht die Pumpe und mit grob geschätzten 1000 Euro bin ich dabei. Ach guck, wieder dieses Crrrck-Geräusch.

Es gibt echt so Tage, die braucht keine. Torte hin oder her.
Ich werd dann wohl den emotionalen Werkzeugkasten mit all den guten, montags gelernten Skills weiter öffnen und schauen, was noch so drin ist – um jetzt nicht in irgendwelche unangenehmen Geisteszustände abzurutschen. Ist ja erst Oktober, das ist zu früh für ’ne Winterdepression.

Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
Hier können Sie mir ’ne Mark in die virtuelle Kaffeekasse werfen,
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.

2 Kommentare

  1. Holy Shit!

    *eineSchiffscontainerladungStahlnervenrüberschieb*

    Hm. „Container“ … „Container Love“ – wer sang das noch gleich … ?

    *Ohrwurmbekomme* ^^

Kommentare sind geschlossen.

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