Keine gute Nacht. Seit ein paar Wochen schleppe ich einen etwas undifferenzierten Schmerz im Bein mit mir rum. Mal schwächer, mal schlimmer, mal dumpf, mal spitzer und aktuell habe ich noch den Kopf im Sand und hoffe, dass er alleine wieder verschwindet.
Gestern Nacht wachte ich das erste mal vom Schmerz auf und das war nicht wirklich launefördernd.
Deswegen um sieben direkt an den Schreibtisch verschwunden. Ich muss da dringend das Lieblings-CMS an aktuelle DSGVO-Richtlinien anpassen und hatte a) Lust darauf, ein bisschen zu knobeln und b) wollte ich dringend den Kopf wieder in den Sand bekommen.
Es waren sehr erfolgreiche Stunden. Voll gut.
Als irgendwann die Liebste vorbeischaute, guckten wir uns das Wetter an der holländischen Grenze an und beschlossen, den letzte Woche ausgefallenen Ausflug nach Schloss Moyland nachzuholen.
Das Schloss bietet zum einen ein recht hübsches Schloss, drumherum sehr viel herbstwaldliche niederrheinische Landschaft, einen hohen Turm um eben diese anzusehen und hauptsächlich innendrin ein Museum.
Sowohl die Website als auch ein Schild vor der Treppe warnen recht eindrücklich vor den dreißig Meter Aufstieg: „Der Aufstieg zum Turm erfolgt auf eigene Gefahr! Das Tragen von festem Schuhwerk wird empfohlen. Zudem wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Aufstieg körperliche Fitness erfordert. Personen mit Höhenangst oder körperlichen Beschwerden wird vom Besuch der Aussichtsplattform abgeraten“
Körperliche Fitness? Schwindelfreiheit? What have possibily gone wrong?
Nichts ist wrong gegangen. Ich habs hoch geschafft, weder die Enge der Treppe noch die Höhe haben etwas gemacht und ich bin sehr, sehr glücklich darob.
Die bringen echt was, diese Montagstermine.
Das Museum beschäftigt sich hauptsächlich mit Joseph Beuys. Den kannte ich als Kind hauptsächlich als eine Art lebendiges Beispiel dafür, wie pervers die Welt geworden war – wenn schon so jemand sich Künstler nennen durfte.
Später begriff ich dann, dass der künstlerische Horizont der Person, die versuchte, mir diese Werte zu vermitteln, in etwa vor dem blauen Reiter aufhörte. Und beschloss, mir mein eigenes Bild von Kunst zu machen.
Beuys war mir bisher noch wenig begegnet und nach dem, was ich heute so las, müsste mir gut gefallen, was er so gemacht hat – so als ständig aneckender Freigeist.
Nach dem, was ich heute sah, hab ich aber voll keinen Zugang gefunden. Kopf sagt ja, Bauch sagt och nö.
Wie gut, dass auch das vollkommen ok so ist. Denn wenn ich für mich etwas über Kunst gelernt habe, dann dass man durchaus darauf hören darf, ob sie einem gefällt oder nicht.
Falls Sie, liebe Leserin, Respekt vor Museem haben und sich nicht rein trauen – aber irgendwie auch schon mal möchten, kann ich folgendes Vorgehen empfehlen: Jedes Bild bekommt 10 Sekunden Zeit, um zu gefallen. Tut es das nicht, geht man weiter. Man ist fix durch und hat hinterher seine Zeit nur mit schönen Dingen verbracht.
Klappt übrigens auch gut mit Kindern, hab ich gehört.
Und Hüfte wegen des ewigen Rumstehens hat man hinterher auch nicht.
Und vergessen Sie um Himmels Willen die ganzen Fragen aus dem Kunstunterricht. Die Frage, was uns das sagen will, hat vermutlich mehr Menschen von Kunst abgebracht, als alle anderen Gründe zusammen.
Musik: Henning Wehland hat ein neues Album gemacht und er ist ziemlich wütend. By the way: So, liebe Germanistikpopper, geht das mit deutscher Rockmusik und klaren Texten. Ohne „Ein Hoch auf unsere Zeit die so geil war, dass sie nie aufhören soll“ und ähnlich selbstreferentiellen Scheiß.
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