19.8.2020 – no choice

(Gestern nachts um vier mit so richtiger Migräne aufgewacht und der Tag wurde auch nicht besser. Streichen wir den Tag.)

Heute morgen erstmal bei der Frau Doktor den wöchentlichen Vitamincocktail abgeholt, dann ein paar superangenehme Telefonate geführt und dann den Rest des Tages Websites von einem auf den anderen Server umgezogen. Manche geplant, manche ungeplant – aber ich war ja gerade so schön im Schwung.
Das ist jetzt nicht das, wofür ich mir den Job primär mal ausgesuchtdacht habe, aber wat mutt dat mutt, nicht wahr?

Das neue NAS hat sich auf dem Schreibtisch in die Reihe der dort stehenden Kisten eingereiht – und im Netzwerk tut es exakt was es soll. Sprich: Die hier vorhandenen Rechner sichern wieder ohne Fehlermeldungen und die Verbindung zu dem NAS auf dem ich arbeite und den ich liebevoll „meinen Server“ nenne, ist auch wieder stabil. Wir lernen daraus: Man sollte wohl nicht mehrere Macs auf ein Volume sichern.

Gestern Abend machte auf facebook ein Foto die Runde: Der Veranstalter der Podiumsdiskussion auf der sich heute Abend die Kandidaten der Parteien vorstellen postete stolz die fertig aufgestellten Reihen mit den Stühlen für heute Abend. Richtig: Reihen. Ohne Abstände. Dicht an dicht stehen die Stühle wie zu besten RyanAir-Zeiten.
Darunter diverse empörte Kommentare von Menschen, deren Empfinden von 1,50m Abstand irgendwie ein anderes ist – aber „das ist alles vom Gesundheitsamt und Ordungsamt abgesegnet“, so konnten wir lesen.
Heute kitzelte es mich mal zu hören, was Ordnungs- und Gesundheitsamt denn wohl dazu sagen würden. Die Google Suche nach „Gesundheitsamt Menden“ liefert eine Telefonnummer, bei der sich der Psychosoziale Dienst meldet. Leicht genervt, dass die Nummer immer noch im Umlauf ist, aber die Abteilung sei schon lange nicht mehr da und am besten solle ich mit dem Anliegen dann das Ordnungsamt anrufen.
Die Suche nach „Ordungsamt“ auf der Website der Stadt bringt mich zu einer Seite, auf der ich psychisch Kranke unterbringen oder Kampfmittel beseitigen lassen kann. Und die Faxnummer einer Teamleitung gibt es.
Also die Zentrale anrufen. Was ich denn wolle? Ah, ja damit wäre ich wohl bei der Teamleitung am besten aufgehoben, sie stelle mich mal durch. Nach 3 Minuten tut tut landete ich wieder bei ihr. Aber sie gab mir dann die Durchwahl – „die Leute vom Ordnungsamt wären ja auch viel unterwegs
Ich hab das dann den Tag über ein paar mal versucht, aber die sind wohl wirklich viel unterwegs.
Schade, mich hätte das wirklich interessiert.

Überhaupt: Diese Podiumsdiskussion. Wir haben im Jahr 2020 jetzt auch einen blaualternativen Bürgermeisterkandidaten hier im Ort und in den entsprechenden Gruppen tobt die Diskussion, ob man den nicht besser nicht einladen solle.
(Spoiler: Richtig)
Aber unser kleines Städtchen hat die letzten Jahre die Augen zu gehabt und man will wegen der Chancengleichheit in der Demokratie doch wollen. Auch der Lokalzeitungsredakteur belehrt die Leserinnen, alles andere als ihm ein Forum zu bieten sei undemokratisch. Jawohl.
Vermutlich glaubt der Moderator – immerhin sonst Unternehmer in der Stadt* – sogar, er könne ihn entzaubern.
Komisch: Alle Menschen, denen ich davon erzählte sagten wortwörtlich das selbe: Schade, er ist aber nicht Marietta Slomka. Manche benutzten noch das Wort Hybris.

*) Korrektur 2 Minuten nach Beginn der Veranstaltung: Es muss heißen „immerhin ehemaliger Chefredakteur der schon lange verstorbenen Lokalzeitung“. Ich war da falsch informiert. Sorry.

Überhaupt: Die Wahl. Seit ein paar Tagen hängen die Wahlplakate in der Stadt, vorgestern kam die Wahlbenachrichtigung an. Und ich bin ratlos.

Falls Sie nicht schon im alten Blog lange mitgelesen haben: Ich bin kein unpolitischer Mensch, auch nicht im parteipolitischen Sinne. Ich war viele Jahre Mitglied einer Partei, die Liebste saß ein paar Jahre hier im Rat der Stadt, ich immerhin in einem Ausschuss. Ich war Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft „Medien“ meiner Partei und habe ein in der Sache erfolgreiches Bürgerbegehren gegen den Rat der Stadt durchgeführt.
Und ich glaube so richtig tief an unsere Demokratie.

Aber wenn ich mich aktuell umschaue, wenn ich auf die Plakate schaue, mir die Flyer ansehe, die hier im Briefkasten landen – dann bin ich komplett ratlos. Niemand hat Antworten auf meine Fragen. Niemand hat neue Ideen. Niemand sagt auch nur ein Wort über die Themen, die mich gerade beschäftigen.

Und ich bin Ende vierzig. Ich frage mich sehr, wie das für Menschen sein muss, die gerade das erste oder zweite Mal wählen dürfen.

Nachmittags war Besuch da. Sehr hübscher Besuch, die hier gerade ein Stück Kuchen hypnotisiert. Und so ein Mensch.

Vorhin mit Erschrecken festgestellt, dass das neue Album von Dendemann auch schon wieder zwei Jahre alt ist. Und zur Feier erstmal richtig laut aufgedreht – dieses Lied hat er über dieses Städtchen geschrieben.
(Nur, um zu zeigen, dass auch Gutes hier aus dem Städtchen kommen kann)

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Um das Thema Rassismus nicht wieder von der Bildfläche verschwinden zu lassen, hier ein kleiner Beifang – ein Artikel bei den Krautreportern der versucht, die Frage zu beantworten:
Du willst etwas gegen Rassismus tun? Mit diesen drei Schritten kann das klappen
Das Leben ist komplex, und Menschen sind es sowieso. Alle Menschen machen Fehler und tun Gutes – oft sogar mehrmals am Tag. Genauso wie wir uns nichtrassistisch und rassistisch zugleich verhalten können.

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