19.5.2025 – so macht man das

Da lese ich bei Maximilian seinen Weg durch sein Viertel und prompt fällt mir doch wenigstens etwas Erzählenswertes ein, wenn es schon nichts zu bloggen gibt; keine große Geschichte, eher eine kleine Begebenheit in der sich aber bei genauerem Hinsehen vielleicht doch eine Menge an Hintergrund lesen lässt, so Sie es denn möchten. Über alle Beteiligten, mich vollkommen eingeschlossen.

Wir saßen nämlich in der Stadt, genauer: Vor dem Eiscafé, wo es sich dummerweise bei der herrschenden klimatisch vollkommen falschen wohltemperierten Dürre so gut sitzen lässt. Die Becher waren leer und wir lauschten einem mittelguten Straßenmusiker – es war also alles insgesamt sehr superst.
Eine ganz alte Bekannte – wenn man ehrlich ist, dann ist hier im Kaff ja eigentlich quasi jede im circa gleichen Alter eine alte Bekannte – lief sichtlich suchend vorbei, sah uns, grüßte, kam dann heran und sprach, sie suche gerade dringend einen Euro. Nun trage ich eigentlich kein Bargeld mehr bei mir, aber durch Zufall war da gerade ein Zwei-Euro-Stück, das ich da noch im Münzfach wusste und wenn jemand dringend einen Euro sucht und ich einen habe, dann frage ich nicht, dann verhandle ich nicht, dann gebe ich ihr den.
Sie bekam also das Zwei-Euro-Stück und freute sich, denn „sie wolle dem Straßenmusiker so gern etwas geben; als sie letztens ihre Freundin in New York besucht habe, da hatte die ihr erklärt, man gebe Straßenmusikern immer etwas – und so wolle sie es auch hier gern tun“. Und hüpfte davon.

Das Tattoo ist „healed“


Sonst? Wir sind beide etwas angespannt, beide hauptsächlich wegen Geschichten, die bei oder wegen Ärzten passieren. Ich zum Beispiel war heute morgen zur Blutabnahme in der Radiologie und nur durch großen Zufall entdeckten wir, dass die Kollegin statt MRT ein CT im Kalender vermerkt hatte und nur durch noch größeren Zufall war dann trotzdem am gleichen Tag noch ein Termin frei.
Naja, immerhin keine Blutabnahme.

Und wir sind ja jung und flexibel und mit Jobs wo das geht, gesegnet, wir können ja um-organisieren.

Nur: Ich will nicht unken, aber die Chance, dass ich dann in diesem „eigentlich für Notfälle frei gehaltenen Slot“ das Gespräch mit dem Arzt bekomme – das Gespräch, das mir der Neutologe auftrug, weil es ja nicht sein Job wäre, mir zur erklären, was die Radiologen in ihre Berichte schrieben, das Gespräch, zu dem mir die MTA schon bei der Terminvergabe sagte, so etwas wäre aber sehr unüblich und sie glaube nicht, dass sich da ein Arzt Zeit für nähme – dieses Gespräch also: ich sehe die Chance dieses Gespräch am Donnerstag zu bekommen, als noch geringer als vorher an.
Dank toller Menschen habe ich aber ein paar Möglichkeiten mehr und wenn ich wenigstens schon mal sichere Bilder von der Auffälligkeit im Kopf in der Hand habe, dann komme ich bestimmt besser weiter.

Zeugs

Wie gerne ich zu diesem Vortrag ginge – schon diese These im Teaser fügt in meinem Kopf ein paar Fäden zusammen, die bisher noch nach Anschluss suchten:

Der digitale Faschismus liebt generative KI: Trump wie Musk teilen massenhaft KI-generierte Bilder und Videos auf ihren Plattformen, und auch die AfD hat schon lange den Nutzen von Midjourney & Co. für den Wahlkampf erkannt. Das ist kein Zufall, denn die Technologie ist kein politisch neutrales Werkzeug.
Generative KI basiert auf der massenhaften Aneignung und Entwertung kreativer Arbeit, sie reproduziert und verstärkt rassistische und sexistische Klischees, und sie ist strukturell nostalgisch. Denn um ein Bild der Gegenwart oder gar der Zukunft zu generieren, ist sie auf Bilder aus der Vergangenheit angewiesen. Das macht sie anschlussfähig für eine globale Rechte, die sich nach einer Vergangenheit sehnt, die so nur in Bildern existiert.

Aus dem Programm der re:publica
Roland Meyer: Generative KI und die Ästhetik des digitalen Faschismus

Leider unfassbar passend dazu mal wieder ein Prachtstück aus der Reihe: Mit viel Geld kommt oft große Macht, aber nicht automatisch große Verantwortlichkeit:

Ask Grok about a Saudi Prince, baseball salaries or crypto wallets and you get back concern about Boers and Afrikaners.

mind-war.com:
Elon Musk Hacked His AI to Bring Up “White Genocide”

Ach komm, wenn wir doch schon „KI“ dissen – wobei: Wenn Sie aufmerksam lesen, dann wissen Sie ja, dass mir KI recht schnuppe ist und ich den Umgang der Menschen damit kritisiere – und deswegen verlinke ich Thomas’ Artikel:

Zweimal taucht Deutschland in den Randbereichen der Studienergebnisse auf. Nur 27% der Befragten Germanen überprüft die Ergebnisse, die ihnen eine KI auswirft – ein unterdurchschnittlicher Wert, der Durchschnitt liegt bei 31% (und das ist ja auch verstörend niedrig).
Vorne sind die Deutschen dagegen beim Zustimmen auf die Frage, ob die KI ihre Bedürfnisse versteht – rund 80% antworteten mit „Ja“.
Ist doch alles ganz einfach mit dieser KI, und dann wird das schon stimmen. Bereitschaft sich näher mit Funktionsweisen oder auch nur mit der Korrektheit der Ergebnisse zu beschäftigen – ach, anstrengend.

Thomas Knüwer:
Deutschlands bräsige Zufriedenheit

Wobei ich zu diesem Link drei Dinge anmerken möchte:
Die Beschreibung, wohin sich Konzerte entwickeln, hinterlässt mich ratlos. Ich möchte doch gar keine Kirmes, wenn ich Musikerinnen anhören gehe?
Zweitens las ich letztens eine Zahl, bei wie vielen der verbreiteten „KIs“ irgendwo stände, man solle die Ergebnisse aber prüfen* und/oder nicht produktiv nutzen – ich glaube sie war bei über 90% aber ich finde es nicht wieder.
Und drittens diese Beschreibung einer allgemeinen bräsigen Lethargie – ich nicke eifrig. Addiert man dann noch das argwöhnische Schielen darauf, dass es auch bloß niemand ZU gut macht, haben wir doch schon mindesten einen Hauptgrund – jaja, nichts ist monokausal – für mindestens die Hälfte aller großen Probleme. Echt, probieren Sie es mal aus: Nehmen Sie eines der Themen wo seit Jahren alle schlafen und betrachten es unter diesem Blickwinkel. Funktioniert erstaunlich oft.

*) Die NYT hat schon das Ggenteil des Pareto-Prozips ausgerufen: Oterap, Wie Pareto, aber andersherum – Ergebnisse in 20% der Zeit aber man braucht 80% um sie zu prüfen.

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5 Kommentare

  1. Geheilt und immer noch richtig, richtig gut! Da hat sich der ganze komische Weg bis dahin doch mal echt gelohnt.
    Und wegen MRCTDings: alles Gute und gedrückte Daumen.

  2. Das Tattoo ist sehr beeindruckend! Mit fehlt das richtige Adjektiv, aber in echt hätte ich vermutlich einfach wow gesagt.

    1. och, geschrieben sieht „wow“ doch auch sehr hübsch aus :)
      Ich liebe es auch einfach sehr.

  3. Habe erst heute alles verpasste nachgelesen- das Tattoo ist wirklich toll geworden!

    Gruß
    Birgit

Kommentare sind geschlossen.

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