Hier passiert nix, dafür gibts jede Menge
Zeugs
Wir erinnern uns: schwarze Menschen, die für ihre Rechte kämpfen sind zu aggressiv. Oder zu passiv. Frauen, die sich ihre Rechte nehmen sind bitchy, Frauen, die leise mahnen, sind so jammerig. Jugendliche, die streik… Verzeihung: die Schule schwänzen, sind frech, wer Kartoffelpüree auf eine Glasscheibe wirft, ein Klima-Terrorist. Man könnte fast das Gefühl bekommen, dass es vollkommen egal ist, wie man auf Missstände aufmerksam macht. Sebastian Leber stellt daher im Tagesspiegel fest: Die Boshaftigkeit und Schadenfreude vieler Kritiker sind unerträglich:
Wie sehr diese Argumentation nervt: „Das Anliegen der Klimaaktivisten mag ja richtig sein, aber ihre Protestformen sind unverschämt.“ Mal seien diese kindisch oder gefährlich, mal taktisch unklug, mal kontraproduktiv oder übertrieben – doch immer seien sie falsch. […] Die Disziplin „Sich über Protestformen von Klimaaktivisten beschweren, ohne selbst den Arsch hochzukriegen“ treibt immer wildere Blüten. Der Wunsch, jede Protestform zu canceln, wirkt zunehmend totalitär. Selbst wenn die Aktivisten künftig bloß noch Schweigeminuten veranstalteten, müssten sie sich vermutlich den Vorwurf anhören, sie atmeten zu laut. […] Ich stelle mir die Welt in 20 Jahren vor. Das Klimaziel endgültig verfehlt. Die Konsequenzen, um die schon jetzt jeder wissen kann, noch sichtbarer als heute. Die Schlauberger in den Talkshows werden dann nicht mehr sagen: „Die Anliegen der Klimaaktivisten mochten ja richtig sein, aber ihre Protestformen waren falsch.“ Sie werden eher darüber klagen, dass so viele gepennt und die Regierungen ihre eigenen Beschlüsse missachtet haben.
Sebastian Leber auf tagesspiegel.de:
Nervige Kritik an Klimaaktivisten: Die Nichtstuer hatten ihre Chance
(Via Kaltmamsell)
Vom Klima zu Fahrrädern ist es ja nicht so weit, da brauche ich nicht einmal eine Überleitung. Frau Hafensonne war in Kopenhagen und erzählt darüber, wie das dort ist mit dem Fahrradfahren. Menschen, die in deutschen Innenstädten versucht haben auf zwei Rädern weit zu kommen, einen dabei leise:
Was braucht man dafür? Standardantwort: Radwege. Radschnellwege. Klingt immer gut. Beinahe jede:r Lokalpolitiker:in verspricht vor Wahlen, mehr Radwege bauen zu wollen, mein eigener OB eingeschlossen. Was braucht man aber eigentlich? Eier. Eine Stadtverwaltung braucht dafür Eier. […] Kopenhagen hatte Eier und hat, soweit ich weiß, durchaus auch gegen Widerstände, die Innenstadt pö á pö vom Autoverkehr entlastet. Die Stadt ging dabei durchaus auch subtil vor, nicht alle Maßnahmen wurden wohl an die große Glocke gehongen. So verschwanden nach und nach immer mehr Parkplätze für Autos oder wurden immer teurer. Gleichzeitig wurde eine Fahrradinfrastruktur geschaffen, die eben nicht nur 2 km Radweg von A nach B beinhaltet, sondern durchdachte Streckenführungen in der gesamten Stadt, bei der die Radfahrer:innen wirklich immer mitgedacht und nicht nur mitgemeint wurden. Dazu kommen unzählige Möglichkeiten, Fahrräder gut abzustellen.
Frau Hafensonne:
Kopenhagen und seine Fahrräder
Ich mag ergänzend feststellen: Ich fahre jetzt seit 2017 regelmäßig nach Aarhus und es macht mit dem Auto dort jedes Mal weniger Spaß. Was ich sehr begrüße.
Kennen Sie Clara Rockmore, Daphne Oram oder Bebe Barron? Laurie Anderson oder Anne Clark aber? Arte stellt Ihnen auch die anderen Frauen vor:
Die Nische der elektronischen Musik hat sich seit ihren Anfängen im frühen 20. Jahrhundert zur musikalischen Weltmacht entwickelt. Von den unbegrenzten Möglichkeiten digitaler Synthesizer bis zur Demokratisierung des Musikmachens für eine Generation sogenannter Schlafzimmerproduzentinnen und -produzenten, die am Computer Musik erzeugen: Jede dieser Entwicklungen steht in direktem Zusammenhang mit der Arbeit und dem künstlerischen Schaffen der Frauen, die in „Sisters with Transistors“ ihren Auftritt haben. Clara Rockmore, Daphne Oram, Bebe Barron, Delia Derbyshire, Maryanne Amacher, Pauline Oliveros, Wendy Carlos, Eliane Radigue, Suzanne Ciani, und Laurie Spiegel gehören zu den Pionierinnen des modernen Klangs – und dennoch haben die allermeisten Menschen noch nie von ihnen gehört.
Video: arte, Doku, 53 Minuten:
Sisters with Transistors: Die verkannten Heldinnen der elektronischen Musik
„Klowände des Internet“, jaja, die älterenalten werden sich erinnern. ich aber liebe Blogs dafür, dass sie mir einen Einblick in andere Alltage verschaffen, von denen ich sonst nichts mitbekäme. Frau Klugscheisser zum Beispiel erzählt detailliert ihren Alltag als Flugbegleiterin und falls sie da Vorurteile haben: Schon die teile eins und zwei (ich hoffe auf drei und vier) sind gute vier Din A4-Seiten lang und es wurde noch kein einziger Saft geschubst. Am Ende von Teil eins hat noch nicht mal jemand ein Flugzeug betreten, am Ende von Teil zwei hat der Flieger den Boden immer noch nicht verlassen und ich las viele Details, die viel Sinn machen, aber einem natürlich nicht so klar sind:
Das Briefing beginnt nach der Begrüßung aller Crewmitglieder. Jetzt, wo Corona vorbei ist (sic!) schüttelt wieder jeder jedem die Hand. Dafür kenne ich keinen adäquaten Ersatz. Im Flugzeug werden wir uns auf engem Raum viele Male versehentlich oder bewusst berühren. Der erste Körperkontakt über die Hände überwindet eine psychologische Schwelle
Frau Klugscheisser:
[…]
Zum Schluß richte ich die allgemeine Aufmerksamkeit auf die innere Einstellung zu Mitreisenden, arbeitenderweise oder als Gast. Den Ton habe ich bereits in den ersten Sekunden durch Auftreten, Wortwahl und nonverbale Signale gesetzt. Was ich an dieser Stelle erzähle, ist zweitrangig, denn die Crew weiß schon, wie ich ticke und was sie im Team erwartet. Es gibt sehr viele, kleine Signale, die auch ich von den Mitarbeitenden aufgenommen habe und die mir ein erstes Bild der einzelnen Personen vermitteln.
[…]
Die Flugzeugtüren sind jetzt zu, es sei denn ich halte sie noch offen, weil ich mit einer Person noch eine Meinungsverschiedenheit bezüglich dessen Verhalten zu klären habe, damit sie uns gegebenenfalls wieder verlassen kann. Das kommt gar nicht mal so selten vor.
Workday Teil 1 / Teil 2
Beste Frau Klugscheisser: Ich hoffe wirklich auf weitere Teile!
Haben Sie ein Samsung-Hand? Oder ein Pixel? Oder eventuell ein Auto mit Sim-Karte (vermutlich ja). Dann sollten Sie vermutlich besser handeln, denn „Tests conducted by Project Zero confirm that those four vulnerabilities allow an attacker to remotely compromise a phone at the baseband level with no user interaction, and require only that the attacker know the victim’s phone number“:
„In the meantime, users with affected devices can protect themselves from the baseband remote code execution vulnerabilities mentioned in this post by turning off Wi-Fi calling and Voice-over-LTE (VoLTE) in their device settings.“
Project Zero:
Multiple Internet to Baseband Remote Code Execution Vulnerabilities in Exynos Modems
Und ja, Sie haben richtig kombiniert: In den nächsten Wochen trifft hier das internet-verbundenste Auto ein, das ich je besaß und ich bin schwer begeistert.
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Vielen Dank für den Tip zu „Sisters with transistors“ (toller Titel :))!