Eine der lustigsten Verwirrungen, die mein Kopf so produzieren kann, ist die totale Fixierung auf ein bestimmtes Ereignis: Wenn ich etwas aufregendes/freudiges/großes/anstrengendes vor mir habe, dann kann mein Kopf exakt bis dorthin denken und alles danach ist nicht mehr existent, quasi ein schwarzes Loch, in das ich nicht hinein sehen kann. (Ich hab das allerdings auch schon von vielen Menschen gehört – geht’s Ihnen auch so?)
Vollkommen logischerweise war ich heute morgen maximal verwirrt und bar jeder Ahnung, was ich wohl so vor hätte oder was in Inbox oder ToDo-Liste stehen könnte. Auf gestern hatte ich mich schließlich sowohl gefreut als auch eine Ahnung gehabt, dass es eventuell etwas anstrengender sein könnte.
Also Inbox-Sichten und die bedrohliche 127 auf eine realistische 9 herunter kürzen, den AB abhören, mich wundern was Menschen treibt, die mir am Freitagnachmittag nach 8 Wochen endlich die im September „total wichtigen“ Fotos schicken und Montagvormittags schon telefonisch nachfassen, weil sie sich doch „ein wenig wundern“, dass die Änderungen noch nicht online sind. Prioritäten gesetzt und mich erstmal um die Menschen gekümmert, die unter meiner letzten Krankheitsphase gelitten haben.
Kleinkram abgearbeitet und die 9 auf 3 herunter gekürzt. Zufrieden geguckt.
Eine Bassdrum leiser und den Attack eines Fender Rhodes weicher gemacht. Zufrieden geguckt. Dann das Rhodes in den Offbeat geschoben und noch viel zufriedener geguckt.
Die Teile des Dauerregens, die trotz unserer Baumaßnahmen im Sommer immer noch lieber aufs Parkett tropfen, statt draußen zu bleiben, unzufrieden angeguckt.
Viel darüber nachgedacht, wie es heute ist, ein Künstler zu sein. Nachdem uns vor einer Dekade erst versprochen wurde, dass die sozialen Netzwerke es uns allen total einfach machen würden, uns selbst zu vermarkten, uns aus den Klauen der bösen Verlage und bösen Label zu lösen und selbstbestimmt unsere Kunst unters Volk zu bringen, hängen wir inzwischen noch viel fester in den Klauen der „don’t be evil“-Netzwerke und ihrer Algorithmen. Entweder wir produzieren so, wie es das jeweilige Netzwerk will, oder wir sind unsichtbar.
Der Algorithmus aber ist natürlich längst ohne menschliche Kontrolle unterwegs und macht das, was „KI“ am besten kann – platten Durchschnitt produzieren und überraschenderweise machen die davon abhängigen Künstlerinnen eben das selbe. Zumindest über Musik kann ich sagen: Der Massenmusikmarkt ist tot und garantiert frei von jeder Form von Kunst.
Freitagabend hab ich lange mit der wunderbaren Julie Weißbach telefoniert und mit ihr über eine Idee herum gesponnen, die mein Hinterkopf vor ein paar Wochen produziert hat. Natürlich geht es – wie in jeder wichtigen Ebene, wo wir gerne noch ein wenig die Kontrolle behalten wollen* darum, sich zu vernetzen und so sichtbarer zu werden. Bei aller Skepsis und Desillusionierung ist es genau das, worin das Internet eben auch gut ist: Menschen vernetzen; und ich sichte aufmerksam die mögliche Wirksamkeit einer Idee sowie die Chancen, die damit verbundene Anstrengung und überlege, ob ich mich darauf einlassen will, eine Plattform für solche Vernetzung aufzubauen.
*) Glaube übrigens, dass der feste Schulterschluss mit Gleichgesinnten die einzige Chance an jeder der aktuellen Fronten ist – egal ob gegen schlechte Musik oder schlechte Politik oder auch jeden anderen Missstand. Oder?
Mein Musiktipp des Tages ist deswegen auch das ganze Album der wunderbaren Lolli Wren. Sie hat sich mit Reaction-Videos auf YouTube eine sehr ok-e Basis aufgebaut und vor ein paar Tagen ihr erstes eigenes Album veröffentlicht. Ohne Label, ohne Verlag, ohne Manager und ich kann da überraschenderweise sehr relaten.
Es ist wundervolle Musik tief aus der Seele, die ich sehr liebe und exemplarisch packe ich hier mal ein Video rein. Aber nehmen Sie sich ruhig die Zeit für das ganze Album!
Was anderes: Falls Sie auch mit WordPress arbeiten und Ihnen auch der Button zum Speichern unter dieses unnütze STRG-K-Fensterchen gerutscht ist: STRG-S (bzw CMD-S auf dem Mac) tun es auch im Backend von WordPress.
40 Prozent der Achtklässler laut Studie nicht fit am PC
„Klicken und wischen“ statt digitaler Kompetenz
… lese ich bei der Tagesschau und grinse über die falschen Anführungszeichen in der Headline und Text. Gerade bei dem Thema ist es natürlich sehr schön, wenn die berichtenden Computer-Bedienerinnen nicht gelernt haben, mit der Maschine umzugehen und sich stattdessen auf die Automatismen der Software verlassen.
Nochmal gegrinst, denn WordPress lässt mich inzwischen keine Zoll- statt Anführungszeichen mehr eingeben – hier funktioniert der Automatismus also und ich muss Ihnen eine Screenshot einfügen, um zu zeigen, was sich meine:
Hoffen wir, dass ich nie Zollzeichen vor und nach einem Wort brauche.
Sonst gibt’s da natürlich wenig zu grinsen und gerade im Zusammenhang damit, dass wir ja gerade beginnen, uns endgültig nur noch darauf zu verlassen, dass uns nicht mehr eine unpersönliche Maschine, sondern eine „künstliche Intelligenz“ mit sympathischen Namen sagt, was und wie wir es machen sollen freue ich mich auf die nächste Erhebung. Aber vermutlich wird die dann schon von einer KI selbst durchgeführt und die redet uns das dann schön.
Nein nein, Siri, ich spreche natürlich nicht von Dir!*
*) Wer weiß, ob es nicht klüger ist, wenn man sich gut mit ihnen stellt?
Die schmerzhafte Einsicht des Tages kommt von Rick Rubin; verlinken kann ich sie leider nicht, da Rick immer nur ein Posting in seinem Stream hat und konsequent alles ältere löscht (ich liebe das übrigens und wünschte, ich hätte diesen Mut).
Sinngemäß aber sagte er, dass die, die exakt das Gegenteil von dem tut, was andere erwarten genauso von den anderen abhängig ist wie die, die alle Anforderungen erfüllt – und als alter Kleinstadtrevoluzzer ist das kein netter Gedanke.
Ich muss nachdenken. Vi ses!
Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
Hier können Sie mir ’ne Mark in die virtuelle Kaffeekasse werfen,
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.
Seit meinen mehr oder weniger seligen TeX-Zeiten schreibe ich ganz automatisch immer Kommakomma und Hochkommahochkomma.
Ist aber doof, wenn man gemeinsam mit anderen Leuten an Texten arbeitet. :-)
Habe im Sommer einer 14jährigen Einser-Gymnasiastin eine Word-Schulung geben (nachdem ich die Datei mit ihrer ersten Bewerbung gesehen hatte). Wo haben wir angefangen? Bei Windows … und Tastenkombinationen … Ihr war nicht mal klar, wo seit vier (!) Jahren ihre Sachen gespeichert werden und dass man Unterordner anlegen kann und wo der Unterschied zwischen dem Speichern auf der Festplatte und der installierten Cloud ist. Da wundert mich der Beitrag samt Fehlern nicht. Sie war so froh hinterher, dass in einem halben Tag alle Fragen der letzten Jahre beantwortet worden sind. Und ich war fassungslos …
Ich befürchte sowieso, dass unsere Generation (zwischen 40 und 60) die einzige ist, die „Computer“ so richtig verstanden hat. Diejenigen, die wesentlich älter sind, sind noch weitgehend analog aufgewachsen. Und die Jüngeren? Siehe oben.
„Wir“ haben Computer noch selbst zusammen gebaut und evtl sogar noch in der Zeit vor Windows die ersten Schritte gemacht. Alle anderen sind nur Anwender.
Wobei in „unserer Generation“ auch nicht alle so im Thema waren – aber: Damals konnte man sich noch aussuchen, ob man eintauchen wollte oder nicht. Die Chance hat eine ja heute nicht mehr – irgendwie gehen alle davon aus, dass die Bildschirm-Dingsis egal welcher Größe bedient werden können. Von allen.