17.2.2020 – rettet Eure Kinder!

Was bin ich ein braves Arbeitnehmerlein. Es ist Montagmorgen und Schnubbn, Laufnase, Niesanfälle, Fieber und Co haben sich über Nacht nach Virenhausen zurückgezogen.
Oh, wait, ich bin ja gar kein Arbeitnehmer …

Morgens also erstmal die Geschäftsinbox gesichtet:
75% Spam. (Ach was?)
Ein Hilferuf, der inhaltlich ziemlich genau sagte: Herr Fischer, wir haben uns jetzt ein Jahr nicht gekümmert und jetzt ist die Kaque nicht mehr am Dampfen, sondern kocht schon über, Sie müssen uns helfen! Jetzt sofort!
Ein Verein, der seine 2018 begonnene und zu 98% fertige Website jetzt gerne im nächsten Dezember endgültig besprechen möchte. Ich preise meine Abschlagszahlungs-Policy und grinse mir einen.
Ein Gelegenheitsuser, der mich bittet, den Spam zu reduzieren, der bei ihm ankommt.

Also: Nichts, was mich jetzt wirklich rausreißt; dann kann ich diese Woche jetzt vielleicht ganz normal arbeiten.

Viel Marlon Craft gehört. Schöner Flow, kann ich gut hören.
(Nehmt dies, die Ihr denkt, es gäbe für mich nur skandinavische, blonde Singer/Songwriterinnen!)

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Irgendwann nachmittags gemerkt, dass es jetzt auch reichte. Ich finde das vollkommen ok.

Die britische National Crime Unit hängt Plakate aus, in denen Sie verunsicherten Eltern Ratschläge gibt: „Steckt Ihr Kind auch immer nur hinter diesem Computer? Wissen Sie auch nicht, was es da tut? Schauen Sie sich ruhig um – hat es einen TOR-Browser installiert? Vielleicht sogar so etwas ungewöhnliches wie ein Linux? Oder einen WIFI-Tester?* Kommen Sie sofort zu uns, wir sprechen dann mit Ihrem Kind und zeigen ihm positive Alternativen
Das ist das Gleiche, als ob man dazu aufruft, in die Küche zu gehen und zum Schnüffeln nach etwas anderem als Buttermessern zu animieren – denn alles was größer als Buttermesser ist, kann für terroristische Anschläge benutzt werden und ist deswegen verdächtig. Viel Spaß, all Ihr Hobbyköche.

Ich halte das für gefährlich. Zum einen finde ich immer, dass Schüffeln keine gute Sache ist, sondern man ein Vertrauensverhältnis haben sollte.
Aber davon ab: Computer sind nicht nur die bunte App-Welt in den von Großkonzernen gelenkten Bahnen. Und wer alles, was aus diesem engen Rahmen herausfällt als potentiell gefährlich brandmarkt, der verhindert Fortschritt, Offenheit, Kreatibität und beweist außerdem einen bemerkenswert engen Horizont.

Erinnert sich noch jemand, dass die Emma auch einmal eine Schritt-für-Schritt-Anleitung veröffentlicht hatte, in der sie ihrer Leserinnenschaft erklärte, wie man den Browsercache auf einem Computer findet, dass man den nach JPGs durchsuchen kann und so dem miesen Ferkelgatten den Pornokonsum beweisen kann?
Da bin ich auch schon aus dem Kopfschütteln nicht mehr rausgekommen.

*) Ich wäre dann übrigens schuldig in nahezu allen Punkten. War trotzdem noch nie im Darknet.

2 Kommentare

    1. Dahinten, hinter dem TOR.
      Sorry, could not resist.

      Alternativ: Dahinten in Dunklen.

      Ich sprech da auch gar nicht von. Kenn das gar nicht.

Kommentare sind geschlossen.

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