16.9.2024 – Streuseltag

Gestern Abend – genauer eigentlich heute Morgen – als ich schlafen ging und die Runde durchs Haus machte, noch die drei Sachen schnell in die Spülmaschine stellte, die Decke zusammenlegte, die Fernbedienungen in die Schublade, die Nacho-Tüte in den Müll und die Zeitschrift ins Regal legte, da überlegte ich, wie oft ich diese Runde schon gegangen bin. Die ganze Wucht der 19 Jahre, die wir hier wohnen, war auf einmal da. Wie oft habe ich eigentlich schon diesen blöden Inhalator ausgespült? Wie viele Erkältungen waren das? Das wievielte Geschirr ist das eigentlich? Wie viele Runden hat dieses Glas schon in der Spülmaschine gedreht? Wie oft ist mir diese Wolldecke beim Weglegen schon von dem Hocker runter gefallen, wenn ich schon zu müde war, um zu treffen?
Die Antwort war: Unendlich oft. Und das war gleichermaßen heimelig warm und zum Weglaufen furchtbar. Wir Menschen sind seltsam. Also ich.


Der Tag begann mit einem Anruf einer wirklich netten Frau der Ärztekammer, die sich offensichtlich wirklich meines (eigentlich gar nicht so) kleinen Problems angenommen hat, aber auch nur ernüchternde Dinge berichten konnte. Ohne auf Details einzugehen: Das Gesundheitssystem ist an viel mehr Stellen kaputt, als ich dachte – und ich hatte schon nie gedacht, dass es wenige sind.
Ach, und falls Sie gerne ihre Gesundheitsakte beisammen haben, bitten Sie Ihren Arzt am besten, Ihnen einmal im Quartal alles auszudrucken.

Dann drei Stunden Zoom mit dem Grafiker aus der Stadt. Wir haben gerade drei gemeinsame Projekte parallel laufen und hatten ein paar Dinge zu besprechen. Ich weiß nicht, wie’s Ihnen geht, aber nach drei Stunden intensivem Fachgespräch bin ich platt – daher den Rest des Tages nur noch Kleinkram und ganz eventuell bin ich auch nach dem Glück-Toast kurz eingenickert, als ich mit dem Stoov im Arm auf der Couch lag.

Heute ohne roten Faden das …

Zeugs

Franziska hat sich mit Rechtsanwalt Thomas Schwenke darüber unterhalten, wie man es heute (noch?) schaffen kann, einen rechtssicheren Newsletter zu verschicken. Die gute Nachricht: Vollkommen machbar. Die schlechte Nachricht: Einfach an alle Adressen, die sich über die Jahre im Outlook angesammelt haben eine Mail versenden geht immer noch nicht:

Jede*r, die oder der einen Newsletter verschickt, sammelt Daten, mit denen sorgsam umgegangen werden muss. Und Datenschutz im Newsletter-Marketing ist ein komplexes Thema – besonders, wenn internationale Plattformen wie Mailchimp, Substack oder Beehiiv zum Einsatz kommen. Welche Regeln gelten in Europa und den USA? Was muss bei der Nutzung von Daten beachtet werden, und wie können Bußgelder und Abmahnungen vermieden werden? Um diese Fragen, die mir in Beratungskontexten immer wieder gestellt werden, zu beantworten, habe ich mit dem Rechtsanwalt Thomas Schwenke gesprochen. Unsere Themen: Fallstricke, wie man rechtssicher Einwilligungen einholt und welche Datenschutzregelungen bei der Wahl des Newsletter-Anbieters besonders wichtig sind.

Franziska Bluhm:
Newsletter-Check 2024: Wie versende ich rechtskonforme Newsletter?

Transparenz-Dings: Ich arbeite für Franziska; diesen Linktipp gebe ich aber aus Überzeugung vom Nutzen und nicht, weil sie mich gebeten oder bezahlt hätte


Schweden empfiehlt, Kleinstkinder nicht vor einem Bildschirm zu parken. (Loriot-Tonfall) Ach was. In meine Timeline gespült wurde mir der Artikel allerdings mit der Überschrift „Schweden empfiehlt, Kinder nicht ans Handy zu lassen“ und nachdem eines (mehrere?) der skandinavischen Länder schon ein bisschen von der iPad-Nutzung im Schulunterricht zurückgerudert war und die deutsche Analogia das frenetisch als Resignation vor der Digitalisierung gefeiert hatte wollte ich wenigstens hier an dieser kleinen Stelle des Webs darauf hinweisen, dass es das nicht ist.
Hier wird wieder mal Gerät und Phänomen verwechselt; Ein Handy oder ein iPad bedeuten nicht, dass irgendetwas digitalisiert ist, man kann auch auf einem Bildschirm sehr analog-denkend arbeiten.
Und Kinder unter zwei können von der Digitalisierung gar nix haben. Die kann man nur von Bildschirm-Inhalten berieseln lassen – dass das oft das ist, was hierzulande unter Digitalisierung verstanden wird ist exakt das Problem.


Und dann noch eine Polemik. Ich teile nicht die Meinung dieses Artikels und ich bin mir auch relativ sicher, dass er nicht 100% so gemeint ist. Aber eine krasse Polemik, ein heftiger Rant können doch manchmal sehr erfrischend wirken und einem selbst erlauben, gerade in verfahrenen Situationen mal einen Schritt zurück zu treten und vielleicht sogar eine Situation neu zu bewerten. In diesem Sinne viel Freude bei einem kleinen Rant gegen „diese jammernden Ossis“:

Ein typisches Element einer toxischen Beziehung ist dabei, dass der eine Partner sich auf die Beziehung einlässt und an sie glaubt – sich commitet – während der andere das Spiel von Zustimmung und Ablehnung spielt. Manchmal geht es über die Zeit so weit, dass der toxische Partner letztlich sagt, dass er an dem anderen Partner kein Interesse habe, weil der sich nicht hinreichend bemühe. Das kommt immer wieder: wenn du anders wärest, dann würde ich dich auch mehr wollen, dann wäre unsere Beziehung gut. Der manipulierte Partner merkt dabei nicht, dass er sich immer mehr unter Wert verkauft, und übersieht, dass er auch andere Optionen hätte.
[…]
All das spielt der Osten Deutschlands mit dem Westen. Für ein kurzes Zeitfenster zeigte der Osten Zuneigung zum Westen, als die Mauer fiel, es Westgeld und -autos und Südfrüchte gab, und die Stasi abgeschafft wurde.

Sebastian Bartoschek bei den Ruhbaronen
Westdeutschland sollte die toxische Beziehung mit Ostdeutschland beenden!

Wie gesagt: Nicht zu ernst nehmen.

Vi ses!

Sie möchten meine kuratierten und kommentierten Linksammlungen unterstützen? Hier finden Sie die virtuelle Kaffeekasse und hier eine Wishlist für die, denen Mammon zu schnöde ist.

1 Kommentar

  1. Interessant. Als Ossi (*1982, also zumindest noch in der DDR eingeschult, aber dennoch eher Kindheit als echte DDR-Gesellschaft bewusst miterlebt) habe ich den ersten zitierten Abschnitt zuerst andersrum verstanden und war erstaunt, wie der Text weiterging.

    In Westdeutschland wohnende Menschen hatten nie darum gebeten, die DDR nebst Einwohner:innen noch dazu zu bekommen. Kein Commitment zur gemeinsamen Beziehung, als Ossi kann man es nie richtig machen, verkauft sich unter Wert usw…. Der Westen war ohne den Osten gut dran, der Osten ist per se defizitär und würde ohne den Westen nicht klarkommen – so geht das Narrativ in meiner Wahrnehmung. Mir ist bisher nicht untergekommen, dass der Osten dem Westen ähnliches einreden wollte.
    Wer ist hier für wen toxisch? Ich denke, diese Beziehung ist für alle Seiten schwierig

    Auch dass der Osten dem Westen unbedingt hat beitreten wollen (in der Weise, wie es geschehen ist), ist nur eine von mehreren Möglichkeiten. Meines Erachtens hatte man sich von DDR-Seite entweder eine echte Vereinigung auf Augenhöhe gewünscht oder einfach eine bessere DDR mit friedlicher Koexistenz zum westlichen Bruderstaat. Der Beitritt war halt der Weg, der am schnellsten umsetzbar war, sowohl auf praktischer als auch auf rechtlicher Ebene.

Hinterlasse einen Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Die Website setzt 1 notwendiges Cookie. Ich nutze Matomo, um zu sehen, welche Artikel Sie interessieren. Matomo ist lokal installiert es werden keine Cookies gesetzt, so dass Sie dort vollkommen anonym bleiben. Externe Dienste werden erst auf Ihre Anforderung genutzt.