Gestern im Kino gewesen: „Das Prinzip Montessori“.
90 Minuten hin- und hergerissen zwischen großer Liebe für alles was ich sah und tiefer, tiefer Verzweiflung, weil Menschen eben im Allgemeinen nicht das tun, was gut ist, sondern aus irgendwelchen Gründen und oft sogar wider besseres Wissen das Gegenteil.
Im Film eben jetzt: Gute Pädagogik. Auch ohne eigene Kinder bekomme ich gerade von schulischer Erziehung als Lehrerinnengatte genug mit – und höre ich zu, was der Jahrgang „ihrer“ Kinder in der Schule gerade angestrengt übt und vergleiche, was die drei- bis sechsjährigen(!) Kinder im Film selbstverständlich schon konnten, kommen mir die Tränen. Um ein wenig Popkultur zu zitieren: das ist keine andere Liga, das ist ein anderer Sport.
Dieser Film ist eine wunderbare Dokumentation dessen, was Kinder auf die Beine stellen, wenn man sie lässt. Er zeigt, wie aktuell die Montessori-Pädagogik ist, denn sie schafft inmitten unserer hektischen Zeit Räume, in denen das Kind innehalten und sich völlig ungestört den Herausforderungen widmen kann, die es interessieren […]
Andrea Donath, Vorsitzende der Deutschen Montessori Gesellschaft, Leiterin des Kinderhauses der Freien Montessori Schule Berlin das-prinzip-montessori.de
Das ist natürlich das exakte Gegenteil einer Erziehung, die noch auf Nazi-Prinzipien basiert. Das Gegenteil eines Schulsystem, dessen Grundprinzip im Kaiserreich die Sortierung in Arbeiter, Leitungspersonal und Akademiker war. Und auch das Gegenteil einer Erziehung, in der mit spätestens vier schon japanisch gelernt werden muss, weil Thorben-Hendrik sonst ja Chancen verpasst.
Mich macht das tief traurig.
Mir bleib nach dem Film nur der Schluss, dass unser aktuelles Schulsystem Kinder zerstört. Dazu passt dieser Satz (den ich einmal las und dessen Quelle ich gerade leider nicht finde): Die meisten Kinder lernen nicht wegen, sondern Trotz der Schule.
Und das Schlimmste: Das ist alles ja nicht neu, jeder weiß, dass unser Schulsystem mit dem Gesicht vor der Wand steht – aber alle machen weiter.
Mich macht das wirklich tief traurig.
Schaut ihn Euch an. Es ist ein ganz wunderbarer, ein sehr stiller Film voller Liebe der und nicht nur eine „alternative Pädagogik“ vorstellt, sondern die Augen öffnen kann, wie unser aller Zusammenleben sein könnte.
www.das-prinzip-montessori.de | Läuft in diesen Kinos
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Ich muss mir den Film wahrscheinlich ansehen, um wieder Freund zu werden mit Montessori. Ich war nämlich die ersten Schuljahre in einer Montessori-Schule in Köln, und bin dort nicht zurecht gekommen. Das liegt vielleicht an mir selbst, es mag aber auch sein, dass die Lehrerinnen die Pädagogik nicht richtig umsetzen konnten. Hausaufgaben konnte man machen oder nicht, und ich habe mich für nicht entschieden. Daraufhin sollte ich doppelt Hausaufgaben machen, und zweimal Null ist? Meine Mutter, selbst Grundschullehrerin an einer konventionellen Schule gewesen, wurde einbestellt und hat denen erst einmal Bescheid gesagt, dass Kinder mit sowas überfordert sein können und eben nicht immer selbst das machen, was die LehrerInnen glauben, das gut für sie ist.
Nach einiger Zeit sind wir umgezogen und ich kam in eine normale Schule. Am ersten Tag, so erzählt meine Mutter, habe ich ihr gedankt, dass ich dort hingehen durfte.
Ich weiß aus dem Pädagogikunterricht in der Oberstufe: Montessori hat gute Ansätze, doch es gibt keine Patentrezepte für richtige Schulerziehung und die individuelle Förderung des einzelnen Kindes mit seinen Eigenheiten ist wichtiger als ein bestimmtes Prinzip.
Ideologien stehe ich immer skeptisch gegenüber und mir ist das Prinzip ehrlich geagt auch relativ egal; ich hab vor ein paar Monaten auch einen Film über Waldorf-Pädagogik gesehen und so wenig ich mit der anthroposophischen Lehre anfangen kann, so ähnlich ging es mir nach dem Film trotzdem.
Denn den wichtigen Satz hast Du ja schon geschrieben:
Und so lange „alternative Schulformen“ das im Gros so viel besser hinbekommen als unser auf Normung ausgelegtes Schulsystem jetzt, bin ich gerne bei diesen Alternativen und schaue mir da ab, wo sie gut funktionieren.
Im traditionellen Schulsystem fürchte ich gerade eher den Backslash, den unsere Gesellschaft auch sonst durchmacht, unsere Frau Kultusministerin in NRW zB arbeitet da gründlich dran.