16.3.2021 – Fragmente

Es ist schon erstaunlich, an welchen Orten überall Situationen lauern, die irgendwas in der Seele antriggern. Ich kann damit umgehen – im Sinne von: Ich kann mich aus der tiefen Retraumatisierung selbst raushalten und auch wieder selbst aus dem Sumpf holen. Was immer noch ein unfassbar gutes Gefühl ist, was mich auch tief beruhigt aber es überrascht mich wo und wie leicht es mich erwischt.
Im Moment also wieder Müdigkeit und Konzentrationsstörungen.

Die Rückmeldungen zur neuen Website haben mich sehr gefreut, echt mal.
Im Rückblick ist gefühlt die meiste Zeit der Arbeit damit drauf gegangen, Bilder zu finden, in denen Frauen mit Computern arbeiten, ohne dabei die Hand nicht an der Maus, sondern malerisch versonnen blickend an der Tasse Kaffee zu haben.Bei den Texten habe ich mich ja bemüht alles zu gendern und bin sehr gespannt, ob mir das direkt die falschen Anfragen vom Hals hält. Ich kann es mir vorstellen/befürchte es.

Gestern vor neun Jahren saß ich in einem Konzert und schaute alle zwei Minuten auf mein Handy um nachzusehen ob die E-Mail da immer noch drauf war. „She’s expecting you after the show“ stand da drin und das war ein Anfang von etwas, was ich oft heute noch nicht begreife. Starstruck sein ist ’ne komische Sache. Ich erinnere mich an keine einzige Sekunde aus dem Konzert.

Heute Abend die erste Pizza am Feldrand. Das war schön.

Die Corona-Einschläge kommen gerade wieder nähe… ups, Verzeihung, Corona ist ja durch, so als Thema. Ich sitz hier derweil und befürchte – ausgestattet mit ein paar Dispositionen – dass ich eine deutlich zu hohe Aussicht auf LongCovid habe. Und lese Margarete Stokowskis letzte Kolumne und begreife: Joah, das würde dann wohl niemand interessieren, wie’s mir dann geht. Oder ich soll mich dann nicht so anstellen.
Solide ausgestattet mit einer PTBS, mit Angststörungen und depressiven Schüben kenne ich mich mit einem besonders gut aus: Nämlich mit dem Umgang der Umwelt mit Krankheiten, die man nicht so sieht und die man nicht mit einem Gips/einer Tablette in der Frist einer üblich AU wieder wegkriegt.
Booster-Termin in 13 Tagen.

Der Fiat wollte kurz in die Werkstatt und als Ersatz hatte die Liebste einen Corsa und ich habe viel über meine Privilegien nachgedacht, niemals ein so lieblos zusammengezimmertes Auto gefahren haben zu müssen.
Und dann viel über Digitalisierung. Dieses Auto, das war nämlich offensichtlich digital an jeder Ecke, jedenfalls so, wie man es so versteht, so mit Assistenten und Touchscreens und das alles war so schlecht gemacht, dass ich verstehe, wenn Menschen gar nichts digitales um sich wollen. Wenn man gar keine smooth funktionierenden schönen und nützlichen, arbeitserleichternde Systeme kennt, sondern nur zB einen Tacho, auf dem das Auto stolz bestätigt, dass man gerade einen Knopf gedrückt hat …
Naja, sowas halt.

Ich habe so einen unfassbaren Respekt vor Lena (tafka Lena Meyer Landrut), das können Sie sich gar nicht vorstellen. Ich bekomme nichts von ihr mit, was ich nicht großartig finde. Und dann bekomme ich trotz Interesses noch eine Menge von ihr nicht mit – und das ist ebenso großartig.

Polestar – Sie erinnern sich: Die Marke, um die ich gerade herumstreiche – hat das Ziel, bis 2030 ein komplett klimaneutrales Auto zu bauen. Also den kompletten Herstellungsweg. Und weil sie offensichtlich klug sind, haben sie nicht die Hybris, das alleine stemmen zu wollen, sondern rufen „Forschende, Universitäten, Zulieferer, Regierungen, Unternehmer, Expertinnen und Experten, Innovatoren, Investoren und Behörden“ auf, sich an der Forschung zu beteiligen. Ich kann gut mit einer Idee, die nicht monopolistisch, sondern kolaborativ bearbeitet wird.

Beim Warten in der Fiat-Werkstatt eine Autozeitung in der Hand gehabt. In jedem Artikel ein kleiner Seitenhieb: Dass Elektromobilität natürlich nicht die Lösung ist. Wie gut es ist, dass Audi und Mercedes mit ihren neuen Top-Modellen beweisen, dass Strom nicht alles ist und ein schöner fetter Diesel immer noch besser ist. Wie gut es ist, dass XY endlich wieder einen echten vier-Meter-fünfzig-SUV und nicht so eine kleine Schachtel rausbringen. Und das alles in diesem „Wir sind uns doch einig“-Tonfall, dass ich das Ding nach 20 Seiten in die Ecke gepfeffert habe.

Heute auf ein altes Foto von damals gestoßen. Falls ich nochmal von früher erzähle, von der zeit „im Studio“, dann sollten Sie immer dieses Bild vor Augen haben. Glamour pur.

3 Kommentare

  1. Kurz und knapp: sei versichert dass es Menschen gibt die es schon interessiert wie es Dir geht. Du wirst jetzt einschränkend sagen dass die Dich persönlich ja alle garnicht kennen. Aber trotzdem ist es so. Jeden Tag. Jeden Tag neu.

    1. Was Uwe sagt!

      Ansonsten teile ich tatsächlich die „Corsa- als-Leihwagen“-Erfahrung.

      Was ich mich frage: Warum wird einem Kleinwagen das Gewicht der Ausstattung mit einer Rückfahrkamera aufgebürdet?

      Die ganze Technik, ob smooth oder nicht, wiegt schließlich was – Gewicht braucht Treibstoff, egal, welchen.

      Meine Frage beantworte ich mir damit, das nackensteife Menschen vielleicht nicht wendig durch die lächerlich verengten, unnötig kleinen Fenster hinten hinaus sehen können?!

      (Da lobe ich mir doch meinen deutlich spritzigeren kleinen Franzosen, der rundum viel mehr Sonne herein lässt …)

  2. Hmmm.

    Ich musste gerade des öfteren grinsen und auch zustimmen nicken, als ich Deine Posting las.

    Vieles davon kommt mir sehr bekannt vor – etwa die Gedanken zu Corona und – ja- auch zum Corsa und zu den Autozeitschriften.

    Danke für den Link zu Margarete Stokowskis Kolumne.
    Die hatte ich doch glatt übersehen, obwohl ich regelmässiger Spiegel-Leser bin..

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