(irgendwas mit einem Alptraum, der in einer neuen Liga spielte)
Deswegen reichlich unausgeruht in den Tag gestartet – aber wenn man eh schon schlechte Laune hat, kann man ja auch noch fix ein paar Sachen bei den Kleinanzeigen reinstellen.
Kennen Sie das? Sie lernen jemanden online kennen (also per Blog, Twitter oder so), finden die oder den anderen sympathisch, die oder der andere Sie wohl auch, Sie beginnen, sich mehr zu unterhalten und im Laufe der Zeit bemerken Sie so viele Gemeinsamkeiten, dass es nahezu unheimlich wird?
Ich bin ja grundsätzlich ein großer Freund davon, diese netten online-Menschen auch persönlich zu treffen – das muss ich ja auch nicht mehr erklären, es ist ja nicht mehr 2003. Aber ich muss Ihnen etwas gestehen: Ganz tief in meinem unsicheren Seelchen habe ich jedesmal furchtbare Angst, dass die andere mich dann offline gar nicht mehr nett findet. Eine große Menge an Gemeinsamkeiten macht das nicht besser. Also, ich lasse mich davon nicht abhalten, aber …
Mittags fuhren wir ins Museum, genauer ins Westfälische Schulmuseum, dort gibt es nämlich (noch bis Ende März) eine Ausstellung zum Thema „Die Mutter ist auch für den Vater da“ – vergangene Rollenbilder in Schulbüchern. Meine Herren. Wir wissen ja, es hat sich viel geändert, aber wenn man das so in Schulbüchern zementiert sieht.
„Die Mutter ist auch für den Vater da“, heißt es in einem Aufklärungsheft für Erst- und Zweitklässler aus dem Jahre 1970 aus dem Besitz des Westfälischen Schulmuseums. Wofür die Mutter genau da ist, wenn es um den Vater geht, erfahren die Kleinen auch: „Sie kocht für ihn. Sie wäscht seine Wäsche oder bügelt seinen Anzug.“ Die Mutter ist für andere da: für die Kinder, für den Vater. Auch für sich? Eher nicht – zumindest nicht in den Schulfibeln, mit denen die Kinder der 1950er und 60er Jahre das Lesen lernten.
(Westfälisches Schulmuseum)
Puh. Kann man sich gut mal ansehen; kostet nichts und – naja, Dortmund Marten ist jetzt sonst nicht wirklich eine Reise wert aber man kann zum Beispiel danach noch an den Phoenixsee fahren und dort Sushi essen.
(Und Fotografieren, ich nehme meine Verantwortung gegenüber dem Internet da sehr ernst. Und bin recht angetan von der Kamera des neuen Telefons.)
Wir haben auf dem Rückweg noch überlegt: Die Fibeln dieser Zeit haben – aus heutiger Sicht schreckliche, aber immerhin: Werte vermittelt. Die Liebste meint, das würde heute in der Schule eher nicht mehr passieren. Auf den ersten Blick begrüße ich das, aber dann …
Ich muss nachdenken.
Wir schwenken jetzt vom Tagebuchbloggen zu etwas Tech-Talk. Aber immerhin rund ums Blog.
Noch ein paar Worte zur WordPress und ProcessWire, ich bekam da gestern noch Nachfragen. Ich hatte mich vor fast genau einem Jahr da schon einmal sehr ausführlich zu geäußert – wer also tiefer einsteigen mag, darf gerne rüber gehen ins alte Blog und da lesen.
Wer von Ihnen einfach ein Blog führen will, ohne weiter drüber nachzudenken – die sollte es lieber sein lassen. Eine Website ins Netz stellen ohne zu denken, das geht nicht. (Hihi, das kam unerwartet, nicht wahr?)
Für alle, die aber ein paar Gedanken nicht scheuen: Für ein Blog ist WordPress eine solide, gute Sache. Dafür wurde es konzipiert und dafür taugt es auch. Sollten Sie mit dem Gedanken spielen, ein WP-Blog anzufangen habe ich ein paar Empfehlungen für Sie:
- WP ist beliebt, ist sehr weit verbreitet und deswegen auch ein beliebtes Angriffsziel für Menschen, die gerne „hacken*“. Deswegen: Installieren Sie sich das PlugIn „Wordfence“, das bietet nach meinen Erfahrungen schon mal eine Menge Schutz vor den gängigen Angriffen.
- Machen Sie Updates. Wirklich. WordPress erinnert sie daran, Wordfence wird es auch tun und es hat gute Gründe. Tun Sie’s einfach. Und sollte einmal etwas schiefgehen (ist mir in 18 Jahren und bestimmt ~ 50 Installationen noch nicht passiert), dann haben Sie ja ein BackUp, denn …
- Machen Sie BackUps. Wenn dann mal was passiert, müssen Sie nicht für teures Geld mich beauftragen, „gute“ und „schlechte“ Daten wieder auseinander zu friemeln, sondern spielen das BackUp vom Tag davor ein und sind fertig. Ehrlich: Ich kann das zwar, aber es macht mir keinen Spaß und ich hab eh gerade genug zu tun. Also: Installieren Sie das PlugIn UpdraftPlus und lassen sich jeden Tag ein BackUp in die DropBox (oder irgendwo anders hin) schicken.
- Anmerkung: Für beides gibt es bestimmt auch andere PlugIns, aber mit denen habe ich gute Erfahrungen gemacht, deswegen erwähne ich sie.
- Überlegen Sie: Brauche ich dieses oder jenes PlugIn wirklich? Es ist verführerisch, sich mit einem Klick mal eben hier und da und dort noch eine lustige Funktion als PlugIn zu installieren, aber: Je mehr PlugIn, desto instabiler und unsicherer wird das ganze Konstrukt. Und langsamer auch. Und: weniger ist ja eh das neue Schwarz.
- Installieren Sie sich nur PlugIns und Themes, die im WordPress-Verzeichnis gelistet sind und oft installiert sind und die in jüngster Zeit gewartet wurden. Und den Bewertungssternchen zu vertrauen ist auch keine doofe Idee. Meiden Sie die superduper Funktion von einem Hinterhof-Programmierer aus Kasachstan. Nicht wirklich etwas gegen Kasachstan, ich kenne das Land nicht, aber Sie verstehen was ich meine.
- Lassen Sie Jetpack aus Ihrem WordPress raus. Ich weiß, da gibt es viele hübsche Funktionen, aber Jetpack ist greedy bis zum gehtnichtmehr und das fühlt sich nicht gut an. Dass ich mir nicht sicher bin, ob man es überhaupt DSGVO-konform einsetzen kann kommt noch dazu.
- Machen Sie Updates!
- Machen Sie Backups!
- Echt!
Und falls Sie mit dem Gedanken spielen, sich eine Website, die nicht ein Blog ist zuzulegen: Tun Sie es nicht mit WordPress. Das geht nur mit vielen PlugIns und riesigen Themes und wenn Sie die Liste oben gelesen haben, dann wissen Sie, wie der Satz zu Ende geht.
Und statt dessen? Jetzt komme ich zu ProcessWire. (Es gibt viele andere CMS, aber das kenne ich halt besonders gut) PW ist super, wenn Sie zufällig Entwickler sind; deswegen liebe ich es. Sie werden hier keine Themes finden, deutlich weniger Erweiterungen aber Sie werden, falls Sie Entwickler sind ungeahnte Freiheiten vorfinden und sprichwörtlich tun, was Sie wollen. Matthias, der mir PW zeigte, sagte damals: „Es ist nie die Frage, ob etwas geht, sondern immer nur, wie am elegantesten“.
Sind Sie zufällig keine Entwickler, dann sind Sie bei ProcessWire vermutlich falsch.
Haben Sie kein Geld, aber Lust zu basteln UND ein Auge für Design UND Ahnung von Informationsarchitektur, dann gehen Sie auch gerne zu Squarespace oder Jimdo oder ähnlichem. Ja wirklich, ich als Webdesigner erwähne das. Bedenken Sie, dass Sie da mit einer Menge Einschränkungen leben werden müssen und Ihre Daten auf einem fremden Server liegen – aber wenn Sie echt gar keine Kohle haben ist das ok für den Anfang.
Und wenn Sie wenigstens ein bisschen Geld ausgeben können, dann melden Sie sich gerne, is’ klar, ne?
*) Ja, ich weiß, „hacken“ ist technically der falsche, aber (leider) der verbreitete Begriff.
Mein Problem mit einem Umstieg auf ein besseres System wie meinetwegen ProcessWire (I’ll take your expert word for it) ist, dass ich seit 2005 halbwegs gut mit WordPress klar komme. Und was als Blog anfing, ist nun eine Portfolioseite und hat einen Shop. WordPress ist ein Monster, und wenn ich mal groß und reich bin, kann ich mir vielleicht einen Experten leisten, der mir das alles mal richtig hinstellt und geradezurrt und für SEO optimiert und so weiter. Aber bis dahin bin ich auf Gedeih und Verderb diesem WordPress ausgeliefert, wie’s aussieht. Meh.
Jetpack habe ich nicht drin, aus denselben Gründen, aber wenn ich z.B. nach dem neuesten Update die WooCommerce App auf dem iPhone mit dem Shop verbinden will, geht das nur, wenn Jetpack installiert ist. Also habe ich WooCommerce vom iPhone geschmissen und gucke wütend, denn es kann ja nicht mehr lange dauern, bis sie den Käse auch auf der Website zum Pflichtplugin erheben.
Ich habe sogar unlängst mit dem Gedanken gespielt, zu Squarespace zu wechseln, denn 99 von 100 wirklich coolen Seiten sind dort. Oder anders gesagt: Wann immer mir in den letzten zwei Jahren oder so eine Seite (eines Fotografen oder Künstlers) auffiel, weil sie gut designed war, schnell performed hat, dann war es eine Squarespace Seite. Ausschließlich das riesige Unbehagen, meine Daten nicht auf meinem Server zu haben, hält mich davon ab. Außerdem ist die Shoplösung dort nicht mit den gesetzlichen deutschen Anforderungen kompatibel und ich sehe auch nicht ein, von jedem Verkauf Prozente abzugeben, wenn ich doch letzten Endes alles selbst mache und ohnehin schon für Hosting bezahle. Aber es ist verlockend.
Long answer short: Ja, klar. Versteh ich vollkommen, machte ich genauso.
Dieses Gefühl beimTreffen von Online-Menschen kenne ich. Lustigerweise ist mir „Fand ich online toll und offline dann eher so mittel“ noch nie passiert, umgekehrt aber schon mehrmals. Dafür, dass man uns früher immer gewarnt hat, dass seien alles potenzielle Axtmörder, finde ich das sehr okay so.
@Matthias: Geht mir eigentlich genau so. Aber soviel Vernunft hilft einem Unterbewusstsein ja auch nicht immer.
Danke für die Plugin-Tipps!
Ich schiele ja mit 1,5 Augen rüber zu FlatPress, weil ich einfache Lösungen mag. Allerdings müsste ich dann die Inhalte des alten Blogs ins neue schaufeln und ach, dafür fehlt die Zeit.