15.6.2021 – daily Dings

Wenn es einem in der Struktur nicht gut geht, sollte man die Struktur verändern, wenn es eben geht. Also versucht, die Arbeitszeit dem neuen Schlafrhythmus anzupassen (Superluxusdings, ich weiß). Und dann nicht sofort schlaftrunken hoch an den Schreibtisch gekrochen, sondern die ersten Dinge, die es zu tun gab, am Laptop an der frischen Luft erledigt.
Heute wars super.

Dummerweise waren die letzten Tage ja arbeitstechnisch nicht die besten meines Lebens und so gabs nachmittags ein doofes Telefonat. Nun denn, auch das passiert.
Dafür heute ein paar unerfreuliche Mails und zwei Gestaltungsvorschläge losgeworden und ein bisschen Perspektive gewonnen – beides wiederum nicht zu verachten.
Und – auch im Telefonat – ein paar sehr interessante Ideen zur Digitalisierung gehört und begonnen damit herumzuspinnen.

Urlaub geplant. Also Urlaub as in „Fahrt Ihr weg? – Nö. – Ah, Ihr macht was am Haus? – Nö. – Wandern? – Nö. – Was denn?? – Nix.
Gerade wenn man das Büro im Haus hat, ist es wichtig, sich sehr bewusst Zeit zu nehmen, die man nicht dort hoch geht. Auch wenn man nicht weg fährt.

Nachmittags noch zum See, ein Viertel rum gelaufen und dann eine wirklich sehr angenehm lange Weile auf der Bank gesessen. Das war schön, aber ich habe heute leider kein Foto für Sie.
Und auch sonst passiert hier gerade nichts erzählenswertes.

Gleich Fuppes.

Zeugs

Frederike Sophie Rost schreibt bei vice darüber, wie es sich anfühlt, wenn man Abi 21 macht. Wer der jungen Generation Böses will, der kann dort lesen, dass sie ihre Abiparties vermissen. Wer aufmerksamer liest, entdeckt mehr.

Man erwartet von mir, dass ich alle Veränderungen einfach so hinnehme, denn für Corona könne ja keiner was. Will ich aber nicht. Ich bin sauer, wütend und enttäuscht – und genervt vom Schulsystem.
[…]
Es wird so deutlich, dass Bildungspolitiker und Schulen alles verpennt haben, was mit Internet und Technik zu tun hat. Schulen wirken wie ein Museum. Die Digitalisierung müsste inzwischen doch bei allen angekommen sein, aber Unterrichtsausfälle wegen lahmgelegten Schulservern begleiten mich und viele andere Schülerinnen und Schüler immer noch. Ich soll Abitur schreiben und meine Chancen sind abhängig davon, ob meine Lehrkräfte die Technik verstehen.
Nicht mehr amüsant finde ich, wie viel digitale Unterrichtszeit verloren geht, weil das Internet hakt oder der Server überlastet ist.

Frederike Sophie Rost auf vice.de: Abi während Corona: Warum ich so wütend bin

Dass ich mit der Rückkehr zu endlich wieder normal fremdele, ist bekannt. Aber es geht nicht nur mir so. Und in Teilen ist sogar erforscht, was Isolation und die Rückklehr daraus mit Menschen macht:

Die britische Ärztin Beth Healey hat ein Jahr lang in der Antarktis gelebt, um zu untersuchen, wie sich Isolation auf Menschen auswirkt. Über eine bedenkliche Erkenntnis spricht sie in diesem Video: „Es ist nicht so, dass Isolation Menschen verändert. Aber es wird viel schwerer zu verstecken, wer du wirklich bist.“ Für mich wirft das Fragen auf. Ist das, was nach zwei Lockdowns aus meiner Persönlichkeit geworden ist, für andere Leute noch zumutbar?
Ich bin recht wunderlich geworden in der Pandemie. Dank Corona habe ich jetzt einen Fernseher, aber auch ein Futterhäuschen auf dem Balkon. In letzter Zeit starre ich ziemlich viel auf Vögel. Ich finde, was dort zwischen den Spatzen und einer ziemlich schlauen, penetranten Taube abgeht, ist besser als das meiste, was auf Netflix läuft. Aber Menschen? Wie gehen die noch mal?
Meine unmittelbare Reaktion beim Anblick der ersten Café-Besucher am Tisch neben mir war Überforderung.

Theresa Bäuerlein auf krautreporter.de: Wie geht das nochmal: andere Menschen?

Ach .com – einmal „Gendern“ geht noch. Samira El Ouassil versucht „Eine Einführung abseits von ideologischen Argumenten“:

Im Deutschen existieren drei grammatische Genera, jedes Nomen ist einem Genus zugewiesen: weiblich, männlich, sächlich. Die grammatischen Geschlechter von Substantiven sind allerdings von Sprache zu Sprache unterschiedlich.
[…]
Bittet man Deutsche und Spanier, eine Brücke zu beschreiben, beeinflusst das Genus die Wahl der Adjektive.
So benutzen deutschsprachige Menschen zur Beschreibung der Brücke stereotypisch feminine Zuschreibungen: Die Brücke sei »schön« oder »elegant«. Bespricht indes eine spanischsprachige Person eine Brücke, nutzt sie eher stereotypisch maskulin konnotierte Wörter. Für einen mit Spanisch sozialisierten Menschen ist der Brücke eher »stark« oder »lang«.
[…]
Ein anderes Beispiel ist die Bezeichnung von Farben: Russischsprachige Menschen haben kognitiv die Fähigkeit, Blautöne besser unterscheiden zu können, aufgrund ihrer Art, verschiedene Arten von Blau zu benennen: Auf Englisch gibt es nur ein eigenes Wort für Blau, auf Russisch unterscheidet man jedoch zwischen zwei Sorten. […] Das Gehirn Russisch sprechender Menschen erkennt also nicht mehr Blau, weil die Augen Russisch sprechender Menschen besser oder anders wären. Sondern weil sie durch die Sprache dem Gehirn ermöglichen, unterschiedliches Blau sehen zu dürfen.

Samira El Ouassil auf spiegel.de: Natürlich geht es auch um Ideale

Bei dieser Farbgeschichte fällt mir noch ein, wie ich einmal in einer Doku sah, dass Menschen aus der einer bestimmten Region, die kein Wort für die Farbe blau hat, auf einer Farbtafel mit vielen gleichen grünen und einem blauen Feld das blaue Feld nicht finden konnten. Also: Nicht nur nicht beschreiben, sondern nicht aus den anderen herauspicken.
Daraus abzuleiten, dass Kinder sich keine Ärztin vorstellen können, wenn sie das Wort nicht lesen, finde ich persönlich nicht allzu schwer.

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