Wahlabende, immer so schön. Die CDU hat gewonnen, weil sie im Schnitt die meisten Stimmen hat, die SPD hat gewonnen, weil sie nicht so viel verloren haben wie vorhergesagt, die Grünen haben gewonnen, weil sie so viel dazugewonnen haben und es widert mich an.
Kommen wir zu heute.
Ein großes Willkommen geht an Julie Peters, die seit heute Morgen mit ihrem neuen Blog online ist; aufmerksame Leserinnen auf den verschiedenen Kanälen hatten ja schon mitbekommen, dass dieses Blog das Projekt war, an dem ich voller Freude in den letzten Wochen gearbeitet hatte. Es war mir ein Fest, liebe Julie!
Darüber hinaus war der Tag von Migräne bestimmt; nicht wirklich wirklich übel, aber anstrengend genug, um den Tag sehr einzuschränken.
Nur Mittags klingelte ein DHL-Mann und drückte mir ein Geschenk in die Hand und Sie ahnen überhaupt nicht, wie sehr Sie mich mit so etwas erfreuen.
Passenderweise hatte ich eine Stunde vorher begonnen, endlich mal DS9 am Stück anzuschauen – das Päckchen kam also zusätzlich auch noch zum bestmöglichen Zeitpunkt!
Aber nochmal zur Wahl …
(Kurze Erklärung für die Leserinnen außerhalb von NRW: Hier waren gestern Kommunalwahlen. Außerdem konnten wir Landräte und Bürgermeister wählen – es war geradezu eine Freude, die vielen Zettelchen in die Umschläge zu falten.)
Eine große Freude war es auch gestern Abend, als die Liebste laut auflachte, denn: Sie zappte gerade durch die Wahlergebnisse und war in Hallenberg gelandet. Dort sahen vorläufigen Ergebnisse gestern Abend so aus:
Jetzt ist Hallenberg sicherlich ein extremes Beispiel, aber wer mal sehen will, wie das Hochsauerland so insgesamt gewählt hat – hier entlang.
Gestern Abend warf ich das Foto noch mit einem launigen Spruch über verwöhnte Großstädter zu Twitter rein, und erstaunte damit auch durchaus ein paar Menschen. Sogar ein Asyl-Angebot bekam ich. Aber je mehr ich darüber nachdachte und mir die ungläubigen Reaktionen ansah, desto ernster nahm ich das.
Ich habe absolut keinen roten Faden, aber werf hier mal ein paar ungeordnete Gedankenschnipsel rein.
Gerade Twitterland, aber auch Neuland sowieso sind (groß-)städtisch geprägt. Die großen Zeitungen sitzen ebenfalls nicht auf dem Land – und das sorgt natürlich dafür, dass auch der Blick auf Politik, auf Gesellschaft und auf unser Land von Menschen kommt, die städtisch leben. Und von Menschen geregelt wird, die städtisch leben.
Und natürlich prägt das den Blick.
Nach der Bundestagswahl 2013 las ich den schönen Tweet (sinngemäß) „Ich hab keine Ahnung, warum Merkel immer noch Kanzlerin ist – aus meinem Bekanntenkreis hat die garantiert keiner gewählt.“
Abgesehen davon, dass natürlich niemand von uns Frau Merkel gewählt hatte, sondern einfach nur genug Menschen die CDU, zeigte mir dieser Tweet sehr deutlich, wie sehr das aktive Eintauchen in eine Filterblase die Wahrnehmung verzerren kann.
Kurz vor der Wahl hatte die taz schon einmal versucht, ihren Blick über den Berliner Horizont zu heben und nicht nur weil sie sich dazu das Nachbarkaff ausgesucht hatte, das Kleinstädtchen zu dem eingemeindet auch das Dorf in dem ich aufwuchs gehört, hatte ich auch an dem Artikel große Freude :
„Man könnte sagen, wir sind ein gallisches Dorf“, sagt der Bürgermeister. […] Zur vollen Stunde dringt Glockenläuten in Mühlings Büro, er ist guter Dinge, denn solange die katholische Kirche wichtig ist in Balve, so lange ist es auch die CDU.
taz.de: Die CDU in ländlichen Gegenden: „Balve ist schwarz“
Die Debatte, ob die Politik der Union noch zeitgemäß ist, hat hier keine Bedeutung. „Vordergründig berührt uns das nicht“, sagt Mühling; er selbst ist vor drei Jahren mit 76,3 Prozent der Stimmen wiedergewählt worden. Mit der Ablehnung von Frauenquote und der Gleichstellung homosexueller Paare zielt seine Partei zwar an der Lebenswirklichkeit vieler Großstädter vorbei. Doch in Kommunen wie Balve ist das anders. „Glaube, Sitte, Heimat“, sagt der Bürgermeister, das sind die Säulen.
Die Liebste meinte mit Blick auf das oben fotografierte Ergebnis von Hallenberg auch nur: Die haben nur viereinhalbtausend Einwohner. Lass da mal den Pfarrgemeinderatsvorsitzenden auch CDU-Chef sein, dann wählt den halt jeder. So geht das auf dem Land.
Wie gesagt: kein roter Faden.
Noch was ganz anderes, aber auch zum Thema „Wahl“. Gestern Abend wehte mir twitter einen Link zu einem kleinen Artikel auf medium rein und den fand ich ja mal interessant. Wie im Artikel vermutet gehöre auch ich zu den Menschen, für die Wahlzettel halt aussehen wie Wahlzettel eben aussehen.
Aber ob das so klug ist, wie Wahlzettel aussehen? Ob das so fair ist? Ich fand den Artikel unfassbar interessant.
Auch wenn man es auf den ersten Blick vielleicht nicht direkt sieht: Daran ist so ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann. Nicht im Sinne von „nicht schön“ oder „langweilig“ sondern einfach schlecht gemacht.
Frederic Ranft auf medium: Was mit unseren Stimmzetteln nicht stimmt
[…]
Gestaltung ist dann gut, wenn sie bedenkt, welche Aufgaben eigentlich gelöst werden müssen.
[…]
Bei einer Wahl, muss man fast immer zwei oder mehr Möglichkeiten aufführen. Wirklich fair wäre es, wenn die Möglichkeiten identisch dargestellt würden. Das ist aber nicht möglich. Eine der Möglichkeiten ist immer die Erste, die dargestellt wird, eine immer die Letzte. Vereinfacht gesagt, bekommen diese beiden Positionen mehr Aufmerksamkeit vom Betrachter, als die Wahlmöglichkeiten dazwischen. Das ist messbar und beeinflusst tatsächlich die Wahlentscheidung.
[…]
Die Vorlage des Innenministeriums erfüllt wahrscheinlich die Erwartung der Meisten. Wir haben uns daran gewöhnt. […] Das Problem ist, dass wir inzwischen die falsche Erwartung an den Stimmzettel (und so ziemlich alle anderen staatlichen Dokumente) haben. Der sieht halt scheiße aus, keine Erwähnung wert.
Nachtrag: Ich hatte das gestern abends auch schon getwitert und dieser Tweet fand ziemliche Resonanz – aber am meisten freute mich diese Antwort:
Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
Hier können Sie mir ’ne Mark in die virtuelle Kaffeekasse werfen,
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.
Oh, super, dass das Buch so gut passt! :) Mit dem kompletten DS9 wurde ich erstmals so richtig gestartrekt, allerdings erst im höheren Alter. ;) Viel Spaß dabei!