13.9.2025 – Neuanfänge und weiteres Krückstockgefuchtel

Wie angekündigt soll es hier und heute um unseren gestrigen Kinobesuch gehen, aber – Tagebuch ist Tagebuch – gewisse andere Vorkommnisse erfordern auch kurz Zeit.

Zum einen ist da eine wirklich angenehme Unterhaltung in einem dieser sozialen Netzwerke auf Basis des gestrigen Artikels und das ist ja inzwischen eher selten und deswegen freue ich mich auch gern öffentlich darüber. Such Dir, wer zu Dir gehört – das alte Holofernes-Zitat ist halt nicht dumm.

Weiterhin habe ich heute eine kleine Website relauncht, die ich vor über zehn Jahren ins Leben gerufen hatte. Weitere zwei Jahre vorher hatte ich einen Ihnen allen inzwischen bekannten dänischen Popstar über ihr Management fragen lassen, ob sie mit einer kleinen deutschen Fanpage fein wäre und bekam als Antwort die Anfrage, ob ich nicht lieber ihre offizielle deutsche Website umsetzen wolle. (Ich erinnere deutlich, dass ich sehr aufgeregt durchs Haus lief und die Liebste suchte, um es ihr zu erzählen)
Diese gab es dann auch rund anderthalb Jahre und ging dann am Ende doch in die Fanpage über, die ich seitdem betreibe. Das ist eine ganz schön lange Zeit, in der ich nicht nur ein bisschen Fan-Kult betrieb, sondern auf Konzerte fuhr, Hallen, Säle und Open Air-Venues zwischen Burgruine und Elbphilharmonie in zwei Ländern kennen lernte, wirklich tolle Menschen kennen lernte, viele Fotos machte und damit einen für alle weiteren Konzert-Foto-Anfragen phantastisch prominenten Türöffner bekam, mich in ein Land und in eine Stadt verliebte und einige der Menschen aus der entstehenden Community kennen- und allesamt sehr mögen lernte – auch das quer durch mehrere Länder.
Ich bin unfassbar dankbar und glücklich über all das, was aus diesem kleinen „och, ich mach mal ’ne Fanpage“ entstand und die Site hatte nun wirklich schon lange einen Relaunch verdient. Eventuell hatte ich nur lange etwas reichlich Bammel vor der Überarbeitung der guten 500 Seiten, die sich dort inzwischen verstecken. Aber: Nun ist’s vollbracht.


Nun aber zum Kanu des Manitu.
Es gab Gründe, warum wir überhaupt ins Kino fahren wollten, es gab auch Gründe dafür, dass wir ausgerechnet diesen Film wählten und es war nicht unsere erste Wahl. Und natürlich hatten wir einen gewissen Bammel: Der Vorgänger „Schuh des Manitu“ ist mit heutigem Wissen zB über strukturellen Rassismus und LGTBQ-Feindlichkeit für nichts anderes mehr zu gebrauchen außer um zu sehen, was für ein Humor vor 25 Jahren in Deutschland en vogue war. Oder um sich daran festzuhalten, wie toll alles noch war, bevor „man über nichts mehr lachen durfte“ – je nachdem wie man so charakterlich drauf ist. Sie wissen, wo ich stehe.
Andersherum halte ich Bully, wann und wo immer ich ich ihn so in der Öffentlichkeit so erlebe, nicht für einen schlechten Typen; seine Liebe zum Film beeindruckt mich und – ach, schau’n wir’s uns halt mal an.

Die Story: Wieder irgendwie eine Karl-May-Parodie. Vollkommen geschenkt. Man dreht aber auch keine Filme in Zucker, Abrahams & Zucker-Tradition, um eine Geschichte zu erzählen.
Die Umsetzung: Würdig im besten Sinne, wenn ich eben diese ZAZ-Tradition und die Fortsetzung des ersten Films als Grundannahme voraussetze. Es wird keine Gelegenheit zu irgendeiner Albernheit ausgelassen und ich vermute, ich habe mit meinem mittelgroßen Wissen um die Pop- bzw Filmkultur der letzten 30 Jahre mindestens die Hälfte der Gags verpasst, weil ich jede Minute nur eine kleine Anspielung sah, statt der vermutlich verbauten zwei. Gutes Timing, wunderbar alberner Slapstick der alten Schule. Wirklich würdig.

Aber – um mit Werners Meister Röhrich zu sprechen: Tut das Not?
Wenn ich mal als Grundannahme denke, dass auch an Bully die letzten Dekaden nicht spurlos vorbei gegangen sind, dann sehe ich eine Menge Versuche, an den schlimmsten Fallen vorbei zu lavieren. Die Hauptfigur zuckt immer zusammen, wenn jemand das Wort „Indianer“ benutzt. Die Frau ist die eigentlich starke, die den Helden den Hintern rettet. Der im ersten Film noch hauptsächlich sehr – wie lustig! – tuckige Zwillingsbruder ist diesmal im Endeffekt die zweite starke Person und (impliziter Spoiler-Alarm) wie sehen technically im Endeffekt nicht mal wirklich Redfacing zu.
Aber reicht das? Kann ein Genre, dass auf die unterste Humorschiene setzt, funktionieren, wenn es irgendwie versucht, auf höheren Ebenen solche Feinheiten einzubauen?

Gemessen an den Reaktion der um mich herum Sitzenden nicht. Die lachten an anderen Stellen als ich und der größte Brüller für das ganze Kino war dann auch leider die einzig wirklich, wirklich böse rassistische Klischees bedienende Szene. (Immer noch: Wenn man zu einer Menge toleranter Vorannahmen bereit ist; wenn Sie anders aufgewachsen sind als ich, dann geht vermutlich der ganze Film auch einfach gar nicht. Legit.)

Immer noch im Glauben an Bully kann ich mir vorstellen, wie er beim Schreiben an vielen, vielen Stellen abgeschliffen hat, was damals ging und heute nicht, dass er sich Mühe gegeben hat. Ob das dann – wie ich es empfunden habe – Rumlavieren wird oder gelingt, dass kann vielleicht jede selbst entscheiden.
In my humble opinion wichtiger: Ich bezweifle aber, dass das Publikum den Versuch sehen oder bemerken wollte und das hat man vorher wirklich wissen können. Und dann greift für mich das gute alte Spiderman-Motto: Mit großer Macht kommt auch große Verantwortung und wenn ich vorher weiß, dass mein Publikum eine Reproduktion der alten geschmacklosen Witze will, dann lass ich’s.

Der endgültige Abturner war dann der Abspann, der mit Musik von Bullys altem Buddy Raab hinterlegt war. Im Abspann durfte der dann auch selber singen und sein Lied machte sich auf beste „ich mach mich ja nicht lustig aber“-Art über alles lustig, was Raab nie verstanden hat: Aufmerksamkeit für statt Spott über alles, was oder wer anders ist als man selbst. Oder, wie Raabs es vielleicht nennen würde: Woke Scheiße.

Zusammengefasst: Ich hätte es – bei allem Respekt vor dem Handwerk – gelassen. Tut nicht mehr Not in 2025, finde ich.

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