13.3.2025 – „wahnsinnig interessant“

Ausgeschlafen. Ich halte das für mich selbst fest. Gemütliches in-den-Tag-Kommen, denn da stand eine Physio-Termin im Kalender und davor noch richtig etwas zu tun, lohnte nicht.

Die beste Manualtherapeutin und ich bearbeiteten also eine Stunde lang – ich hab beschlossen, mir das einmal im Monat zu gönnen – in aller Ruhe das Iliosakralgelenk und die blockierte Rippe, freuten uns beide über meine recht genau Selbstwahrnehmung als auch darüber, an welchen Stellen des Körpers Kollateral-Wirkungen auftraten und bedankten uns nach der Stunde gegenseitig sehr herzlich. Es sei eine „wahnsinnig interessante Stunde“ gewesen, sagte sie und ich war mir kurzzeitig nicht ganz sicher, ob ich das yay oder nay finden soll. In Anbetracht der über den Tag immer weiter verschwindenden Schmerzen tendiere ich inzwischen aber eindeutig zu yay.

Die Firewall der Kundin markiert alle eingehenden Mails nach einem Scoring-System, fügt also konkret in der Betreffzeile so etwas wie „known sender“, „unknown sender“ oder auch „suspect sender“ ein.
Aus Gründen die egal sind wird gerade das Formular getestet, mit dem aus dem Firmeneigenen Job-Portal Bewerber ihr Interesse an einer Stelle signalisieren können.
Dummerweise steht der firmeneigene Formmailer auf der firmeneigenen Blacklist, aber das weiß niemand und deswegen soll ich jetzt asapst diese unschöne Zeile aus dem Betreff entfernen. Meine Erklärungsversuche, dass niemand außer ihnen selbst die Worte sieht (und nur sie selbst sie entfernen könnten), verstehen sie nicht.

Note 2 me: mal einen Artikel darüber schreiben, warum Firmen-ITler und externe Webdesigner nie gut miteinander auskommen und überlegen, wie ich das änden kann.

Dann ein Zoom. Ende letzten Jahres hatte ich einen überlangen OnePager (~40 DIN A 4 Seiten) bekommen und sollte etwas daraus machen. Gegen sanften Widerstand hatte ich darauf bestanden, dass wir uns erst einmal die Struktur der Inhalte ansehen bevor wir ein anderes Layout drüber stülpen – und genau das haben wir jetzt getan und alle sind sehr sehr glücklich.

Abends erlebt, wie einfach es heute schon ist, das laut geäußerte Erstaunen der Menschen drumherum zu bekommen: Die Liebste kam nach eines langen Tages Mühen wieder und wir hatten parallelen Pizza-Jieper festgestellt, also machte ich mich nach dem lange nötigen Autowaschstop auf zum örtlichen Pizzafachgeschäft. Erst vor der Tür erinnerte ich mich, dass die dort aber nur Bargeld annehmen – was ich natürlich nur bei mir habe, wenn ich Pizza kaufen will. Also bis auf heute.
Jetzt ist dieses Kaff zwar klein, aber bis zum einzigen verbliebenen Geldautomaten hätte der Weg trotzdem lang gedauert und ich hoffte einfach mal auf den Netto gegenüber der Pizzaria. Lief rein, griff mir ein Duplo und stellte mich an der Kasse an. War dran, fragte, ob ich hier auch Bargeld abheben könne und der Mann antwortete bedauernd: Erst ab 10,- Einkaufswert. Und wollte kassieren.
Was hätten Sie getan? Ich fand es sehr normal, in die Quengelware zu greifen und da 10 Mars-Riegel für 99 Cent raus zu fischen – aber dann war aber mal was los! Aufgeregtes Geraune und Gekicher, lautes „Hohoho“-Gelächter – da nimmt der jetzt „einfach 10 Schokoriegel, das ist ja frech“.
Äh.

Morgen treff ich Dana Buchzik (im Zoom) und sie bringt mir (fahrlässig vereinfacht formuliert) politische Diskussion bei und ich freu mich so!

Zeugs

Sehr passend zur Kaff-Geschichte gibts hier eine Geschichte bei den Krautreportern, in der eine Großstadt-sozialisierte junge Mutter berichtet, wie es – gerade für eine Mutter – ist, aus der Stadt aufs Land zu ziehen:

Es war das Jahr 2022, als wir beschlossen, aus Hamburg wegzuziehen. Der Grund? Die Corona-Pandemie. Und die hohen Mieten. Die Dreizimmerwohnung, in der wir wohnten, war für uns längst zu klein geworden. Während der Lockdowns arbeiteten mein Mann und ich abwechselnd am Küchentisch – und kümmerten uns um unseren zweijährigen Sohn. Wir stellten den Wäscheständer auf den einzigen freien Platz, räumten jeden Tag tausend Dinge hin und her und träumten von einem Garten.
Größere Wohnungen waren teuer. Ein Umzug ins Grüne kam für uns lange Zeit nicht in Frage. Unsere Arbeit, die Kita und unser Freundeskreis waren in Hamburg. Wir fühlten uns im urbanen Umfeld sehr wohl. Als ich wieder schwanger wurde, half das Tetrisspielen nichts mehr. Wir brauchten mehr Platz. Für ein paar Quadratmeter mehr hätten wir jedoch das Doppelte unserer bisherigen Miete bezahlt.
[…]
Und schließlich waren da die traditionellen Rollenbilder. Zwar ist Oldenburg eine Universitätsstadt. Hier am Stadtrand, wo Wald und Wiesen beginnen, sind die Leute jedoch traditionell eingestellt. Einige meiner Nachbarinnen sind den ganzen Tag zuhause, bügeln die Wäsche und warten auf den Ehemann.

Frauke Suhr auf krautreporter.de:
Wer als Mutter aus der Großstadt rauszieht, verliert

Die Liebste und ich haben zwar sehr darüber gelacht, dass aus Hamburger Sicht Oldenburg schon „ins Grüne“ und einen Artikel wert ist, aber trotzdem ist der Artikel natürlich wahr und richtig. Ich möchte nur kurz anekdotisch erzählen, wie der Sohn einer Freundin von der Lehrerin in der Schule gefragt wurde, ob seine Mutter nicht kochen könne oder zu faul sein, als er den Zettel mit der Anmeldung für das Mittagessen in der OGS abgab.
Und insgesamt erwähnen dass auch sonst eigentlich alles, was Frauke Suhr als konservativ kleinstädtisch beschreibt, hier im Kaff progressiver, heißer Scheiß ist. Nur so als Ergänzung, aber es gibt ja so viele Realitäten.
Und schlimmer geht immer*

*) Das ist zB der Nachbarort, der wäre zB schlimmer.

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2 Kommentare

  1. Ich liebe ja diesen Artikel aus der taz. Er wird mit jedem Jahr lustiger, weil der Bürgermeister immer noch der Bürgermeister ist, und der Mann aus der Jungen Union mittlerweile Landrat.

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