Die Liebste sagt, dass heute vor einem Jahr die Schulen geschlossen wurden. Damit jährt sich heute irgendwie der Tag an dem das alles so richtig real wurde.
Gestern habe ich alle Bälle ins andere Feld gespielt. Das ist fein im Sinne von „viel erledigt“ aber damit sitze ich jetzt in einer Warteposition und das kann ich im Moment super.
Denn, Grundzustand hier: Genervt. Die ewige Gleichheit der Tage zwischen Bett, Schreibtisch, einer Scheibe Brot, Schreibtisch, Essen und noch etwas Fernsehen und wieder dem Bett macht mich offensichtlich wahnsinnig. Vor dem Fenster regnet es. Immer.
Könnte man es sehen, dann könnte man übrigens gerade den Mond, Neptun, Venus, Merkur, Jupiter Saturn und Pluto in einer geraden Reihe neben der Sonne sehen. Impressive.
Ich habe das festgestellt, als ich heute morgen nicht identifizeren konnte, ob der helle Kreis in den grauen Wolken Sonne oder Mond war und die SkyView-App nach oben hielt. (Beides und dazu noch der Merkur, haha)
Aber wissen Sie, was mich wirklich beschäftigt? Wir beide hier im Haus, aber auch eine ganze Menge anderer mir bekannter Menschen schimpfen gerade auf dieses unseres Land. Wegen Digitalversagen, Pandemieversagen, Wirtschaftshörigkeit, sozialer Ungerechtigkeit – you name it.
Dazu kommt: Wenn man beginnt, sich an irgendeiner Ecke mit irgendeiner Ungerechtigkeit zu beschäftigen, dann ist die Büchse der Pandora ja offen. Man kann sich nicht für Feminismus interessieren, ohne beim Rassismus zu landen und anders herum. Bürokratie, Lobbyismus, Politikseilschaften, Steuerungerechtigkeit, Bildungsungerechtigkeit – egal von wo man kommt, man landet irgendwie bei toxic male white wirtschaftsgläubigen, umweltzerstörenden ausbeuterischen Neoliberalismus und die Reihenfolge der Worte in diesem Satz ist eigentlich vollkommen beliebig.
Denke ich zurück an meine Zeit bei den Grünen, dann gab es da immer mal wieder einzelne, denen man anmerkte, dass sie die Büchse geöffnet hatten. Die – egal bei welchem Thema – immer die anderen sofort mit auf die Tagesordnung hoben.
Die dann aber a) meist irgendwann zum klischeehaften Schrot-schlürfenden Krötenträger mutierten und b) meist recht schnell aus der Gruppe verschwanden. Weil es ihnen nicht mehr möglich war, praktisch an einem Thema in einer Situation etwas zu arbeiten. Weil sich die Arbeit einer Kleinstadtsfraktion daran aufrieb, während uns die Tatsachen – von den anderen Fraktionen fix geschaffen – rechts überholten.
Anderer Blickwinkel: Der ehemalige Freund von dem ich mal erzählte, der, der jetzt eifriger Quermeiner geworden ist („QuerDENKER“ kann ich das einfach nicht nennen), der schimpft zu geschätzt 85% auf die gleichen Dinge wie ich, wie Sie, wie die meisten.
Und dann zieht er andere Schlüssedie falschen Schlüsse daraus und findet es logischer, dass [insert beliebigen Quermeiner-Scheiß mit Weltverschwörungsphantasien] und beginnt, sich vollkommen unsozial gegenüber der Welt in seine Schmoll-Ecke zu stellen und wirres Zeug bei Facebook zu teilen.
Und sonst? Erlebe ich die meiste Wut im Moment in Diskussionen bei Twitter (nutzlos) oder in sarkastischen oder betroffenen Sharepics auf Instagram. Und ich nehme mich da selbst überhaupt nicht aus.
Aber mir stellt sich die Frage: Haben wir unsere Gesellschaft so umfassend vor die Wand gefahren, dass es nicht mehr möglich ist etwas zu ändern – weil man sich entweder an einem Thema aufreibt oder aber als Querdenker, Prepper, Krötenschlepper vollkommen außerhalb der Gesellschaft enden muss?
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Ich glaube, wir sind in einer festgefahrenen Situation, in der es zur Zeit nicht allzu viel Auswege gibt. Da ändert sich schon wieder was. Allerdings ist das mit hohem Energie- und Kraftaufwand verbunden, mitunter kracht es auch beträchtlich und liebgewordenes fliegt auch davon. Es ist eng damit verbunden, daß sich mit Veränderungen unser Leben verändern würde, in dem wir es uns recht gemütlich eingerichtet haben.
Ja, Veränderungen sind unbequem, keine Frage. Uns stimmt, das mag auch eine große Rolle spielen, dass wir erstmal ablehnend ragieren, wenn uns jemand vor Augen führt, wo Verändrung möglich ist. Oder nötig ist.
Interessante Dokumentation zu all den Themen, die wir in den nächsten Jahren angehen müssten, damit wir uns Menschen vor uns selbst schützen. Fazit „Wir müssen es selbst in die Hand nehmen.“ Carola Rackete bringt es am Schluss der Sendung auf den Punkt. – Ich kümmere mich um ein kleines Problem und mein Nachbar um ein anderes. https://www.youtube.com/watch?v=3s2_JSPKg2o
Abgesehen von: danke, das werd ich mir baldmöglichst ansehen: Spätestens seit Corona habe ich starke Zweifel daran, dass Menschen von sich aus etwas tun. Coronapessimismus.