13.11.2023 – im Gesundheitsthemenalter

In Babyschritten zurück ins Gesundfühlen. Dummerweise ist der Gesundheitszustand mit Zahn-Problemen und grippalem Infekt, mit Restverspannungen aus der Fazialisparese und gehörigem Stress im Nacken kaum noch differenzierbar anzusehen – in anderen Worten: Wenn’s irgendwo oberhalb des Schulterbereichs ziept, muss ich erstmal sortieren, was es jetzt gerade ist und wie ich reagiere. Es ziept eigentlich dauernd.

Mittags den obligatorischen Test gemacht, mit grippalen Symptomen und einer Liebsten, deren Kollegium sich täglich dezimiert, ist der wieder zum Standard geworden. Nach zwei Minuten war da ein Schatten neben der ersten klaren Linie und kurz dachte ich, es wär eigentlich jetzt der ideale Zeitpunkt für eine Infektion: Mir gehts gar nicht so mies, der Kopf funktioniert super – so könnte ich im Vergleich zur Runde eins gut damit leben.
Trotzdem arg erleichtert, als der Schatten dann doch von der Lampe kam und der Streifen nach 15 Minuten blütenweiß war.

Morgens programmiert bis matschig im Kopf, Pause, nachmittags telefoniert bis matschig im Kopf. Erklärt, was der Grafiker nicht in Worte fassen konnte: Dass ein Ausdruck vom Logo immer eine andere Farbe haben wird als das Bild auf dem Bildschirm. Und ein Foto vom Ausdruck vom ausgedruckten Logo erst recht.


Einen Vulkan in Island beobachtet.


Nachgedacht und etwas in Insta-Slide-taugliche Länge gepackt: Menschen, die „reiß dich halt mal zusammen“ sagen, begehen ja gerne einen wichtigen Fehler: Sie vergleichen das, was der andere tun soll mit etwas was ihnen selbst leicht fällt; oder höchstens etwas unangenehm ist.
Sie vergleichen es aber nicht mit etwas, was ihnen selbst unmöglich ist.


Außerdem: Ich hab beim Ausmisten noch ein bisschen …

Zeugs

… gefunden. Bald ist der Sammelordner im OneNote wieder leer, dann wird das alles wieder einfacher für uns alle. Dann gibts wieder Zusammenhänge.


Die Nasa hat ihr Angebot in eine neue App gepackt: (Vermutlich lange nicht) alles, was die Nasa so an Material hat, aber für mich und meine Schlaflosigkeit auf jeden Fall genug für die nächsten Jahre. Läuft auch prima auf dem AppleTV.
Anekdote am Rande: Eine deutsche Schauspielerin, deren Kind vom Staubsaugerfetisch zur Raumfahrt gekippt ist, fands auch gut.

Welcome to NASA’s new ad-free, no-cost, family-friendly streaming service that unlocks our Emmy award-winning live coverage, embeds you into our missions through new original video series, and puts the universe at your fingertips.

NASA+

Sie wissen, dass die Diskussionskultur im Web, in der Gesellschaft von mir mit großer Verwunderung und Sorge beobachtet wird. Nicht nur von mir und einen wichtigen Aspekt hat Antje Schrupp aufgeschrieben:

Was mich an den Diskurskonflikten der vergangenen Jahre fertig macht ist nicht, dass Menschen andere Meinungen haben und zu anderen Ansichten kommen als ich. Ich habe kein Problem mit Differenzen. Ich finde, man kann über sehr vieles diskutieren, […]
Was mich aber zur Weißglut bringt ist, wenn diese Forderungen mit großem Pathos vorgetragen werden, man sich dann aber weigert, darüber zu reden, wie es dann weiter geht beziehungsweise was daraus folgt.
[…]
Ich sehe hier wirklich ein Muster verantwortungsloser politischer Agitation: Es werden einzelne Forderungen mit riesigem moralische Pathos aufgestellt, ohne sich der Verantwortung zu stellen, diese in ihrem Kontext zu betrachten.

Antje Schrupp:
Diskursive Verantwortungslosigkeit

Apropos Diskussionskultur: Höre ich mich um, ist man sich offensichtlich zumindest über eines einig: Die Regierung ist Mist. Was die da machen ist Mist. Ann-Kathrin Büüsker denkt mal darüber nach, wieviel Anteil die Regierung selbst an diesem Gefühl hat – also auch abseits dessen, dass man mit ihren Entscheidungen natürlich nicht immer einverstanden sein muss:

„Die da oben machen doch was sie wollen“ […]
Ein gefährliches Narrativ, was das Vertrauen in politische Prozesse aushöhlt und damit unsere Demokratie gefährdet. Die Bundesregierung müsste entsprechend ein großes Interesse daran haben, dass eben dieser Eindruck entkräftet wird.
Sie tut aber oft das Gegenteil.
Die Bundesregierung gibt den Verbänden und Ländern stets Fristen innerhalb derer ihre Rückmeldungen eingehen müssen. Und diese Fristen werden von der Ampel seit Beginn ihrer Regierungszeit teilweise grotesk kurz festgesetzt, häufig über Wochenenden oder Feiertage.
Die Analyse eines komplexen Gesetzesänderungsvorhabens ist nicht in 5 Tagen zu machen.
Genau das verlangt die Ampelkoalition aber sehr regelmäßig.

Ann-Kathrin Büüsker:
Wie die Ampel das „die da oben“-Gefühl verstärkt

Apropos „nicht einverstanden“: Ich persönlich hätte ja nie gedacht, dass ich einmal Mitglied einer Partei sein könnte, die in einer Regierungskoaltion sitzt deren Kanzler vom Cover eines der großen Meinungsmagazine mehr Abschiebungen fordert. Es macht mich fassungslos auf so vielen Ebenen – aber nun, damit muss ich wohl umgehen.
Das ist jetzt eine schlechte Einleitung gewesen, aber offensichtlich wollte ich’s mal sagen. Einen Bogen krieg ich jetzt also eh nicht mehr, deswegen nur: Die taz hat mal aufgeschrieben, wie lange und wie gründlich in Deutschland – speziell in West-Berlin – beim Thema Einwanderung schon mit Ansage versagt wird:

[…] erhielten die Geflüchteten keinen sicheren Aufenthaltsstatus. Anspruch auf Asyl hatten sie in der Regel nicht, da sie keine politisch Verfolgten waren. Aufgrund der Genfer Flüchtlingskonvention, die auch in Westberlin bindend war, durften sie aber auch nicht in Bürgerkriegsgebiete abgeschoben werde. Eine auf wenige Monate begrenzte Duldung reihte sich so an nächste. Auch erhielten sie in der Regel keine Arbeitserlaubnis und wurden in ein System reduzierter Sozialhilfe gepresst.
Die Menschen reagierten auf das erzwungene Nichtstun und richteten sich in der Schattenökonomie ein. […]
Die Berliner Politik der siebziger und achtziger Jahre setzte gegenüber den Geflüchteten nicht auf Integration, sondern auf Marginalisierung.

Eberhard Seidel auf taz.de:
Hausgemachte Probleme

Ach, und wo wir gerade in der taz und auch bei anderen schwierigen Themen sind: Susanne Fischer hat die persönliche Geschichte ihres „Pali-Tuches“ aufgeschrieben. Und bis auf Details hätte die so von mir aufgeschrieben sein können. Manchmal macht man dumme Dinge, wenn man schlecht informiert und jung und leidenschaftlich ist:

In meiner Jugend besaß ich ein Palästinensertuch, weil ich mich links und es schick fand. Außerdem wärmte es gut im Winter. Viel mehr politisches Bewusstsein war in den siebziger Jahren unter bürgerlichen Vorortkindern leider nicht zu erwarten. […]
Mit sechzehn kaufte ich mir einen silbernen Davidstern-Anhänger; warum, weiß ich nicht mehr genau.

Susanne Fischer:
Palästinensertuch und Davidstern

Wie gesagt: bald ist der Ordner leer, bald haben wir das hinter uns.
Vi ses!

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