Nicht erst seit die sogenannten sozialen Netzwerke wegbrechen wird das gute alte Bloggen wieder ein bisschen populärer – auch wenn ich selbst glaube, dass ich hier in einer vollkommen anachronistischen Nische unterwegs bin. Aber es gibt wieder Blogparaden – wie früher! – und wer wäre ich, nicht bei einer kleinen Nabelschau mitzumachen?
Hier finden Sie den Ausgangspunkt, die Fragen und andere Teilnehmende an den #blogfragen.
Warum hast Du ursprünglich mit dem Bloggen angefangen?
Das war im April 2001 und ich hatte gerade die ersten paar Blogs entdeckt. In einer vollkommenen Fehleinschätzung der Situation beschloss ich, dass ich nun genauso gut der letzte sein könnte, der auf diesen Zug aufspringt – schließlich gab es ja nun bestimmt schon fast 40 oder 50 von diesen Blogs und mehr brauchte doch niemand. Also bis auf meins.
Ich habe mich selten beruflich so geirrt, kann aber immerhin heute mit Recht behaupten, einer der ersten in Deutschland gewesen zu sein. Nicht dass das irgendwen interessieren würde, aber wenn’s nunmal so ist?
Ich arbeitete damals schon seit ein paar Jahren als Webdesigner und beguckte mir alle Entwicklungen in diesem Netz mit großem Interesse und wenn möglich machte ich halt auch mit.
Welche Plattform nutzt Du für Deinen Blog und warum hast Du Dich dafür entschieden?
Also erstmal heißt es natürlich DAS Blog. (Wer jetzt lachte, ist alt.)
Dies ist ein (selbstgehostetes) WordPress-Blog so wie die meisten und exakt dass ist auch schon der Grund. Ich habe schon mal mein eigenes kleines Blog-CMS nur für mich selbst programmiert – das brauche ich nicht nochmal. Aber ein eigenes Projekt auf der populärsten Plattform mit der populärsten Software zu führen ist für mich schon rein beruflich ein logisches Ding. Und für Blogs ist WordPress ja auch gar nicht so verkehrt.
Hast Du schon auf anderen Plattformen gebloggt?
In diesem Blog (bzw seinem Vorgänger) habe ich mit handgecodeten HTML-Seiten angefangen, dann kam Sunlog und dann WordPress. Wie gesagt: Es gab da auch noch eine Eigenentwicklung und ein anderes Blog auf Blogger. Das Fotoblog läuft auf ProcessWire und es gab auch mal eins auf WordPress, der Plattform.
(13.2.: Editiert, da missverständlich)
Wie schreibst Du Deine Blogposts? Nutzt Du ein lokales Bearbeitungstool oder eine Panel/Dashboard-Funktion Deines Blogs?
Immer live in den WordPress-Editor. Ganz, ganz, ganz selten schreibe ich etwas in Ulysses vor.
Wann fühlst Du Dich am meisten inspiriert zu schreiben?
Jemand, der auch schon zu lange gegangen ist, schrieb mal „Fisch schwimmt, Vogel fliegt. Ich blogge“. Meine Gedanken sowie meinen Alltag aufzuschreiben gehört fast mein halbes Leben dazu und ich denke da nicht mehr sehr drüber nach. Wenn ich einen Gedanken habe, schreibe ich ihn halt in den Editor rein.
Veröffentlichst Du Deine Texte sofort oder lässt Du sie erst eine Weile als Entwurf liegen?
Da dies ja ein Tagebuchblog ist, veröffentliche ich sofort, wenn ich abends den letzten Absatz geschrieben habe.
Über welche Themen schreibst Du generell?
Puh. Generell über den Alltag eines alten weißen Mannes, der als selbstständiger Webdesigner in einem Kaff am Rande des Ruhrgebietes lebt, kritisch auf gesellschaftliches und politisches guckt und früher wohl gesagt hätte, dass er sich humanistisch, links, sozial fühlt. Nachdem drumherum alles so verrutscht, vermeide ich solche Schubladen; man ist ja heute schon linksradikal, wenn man faire Bezahlung für Überstunden nicht verwerflich findet.
Außerdem liebe ich Musik und eigentlich auch irgendeine Popkultur; und sogar die Menschen liebe ich eigentlich viel mehr, als es hier oft den Anschein hat.
Wenn ich – tagebuchbloggen! – meinen Alltag aufschreibe, versuche ich schon, auch alltägliches immer in einen, in diesen Kontext zu setzen. Klappt nicht immer, aber die Reihung reißt es raus, hoffe ich.
Für wen schreibst Du?
Für jede, die es interessiert. Und wenn es auch nur einem Menschen etwas Gutes tut, dann hat es sich eh schon mehr als gelohnt.
Was ist Dein Lieblingsbeitrag auf Deinem Blog?
Haha. Aus den ganzen 24 Jahren oder nur die paar Jahre unter neuem Namen? Machen wir’s so: Hier finden Sie sowohl ein paar Sachen, die ich selbst ganz gut fand sowie ein paar Sachen, die Sie ganz gut fanden. Das ist doch ein Anfang, oder?
Hast Du schon Blogpausen eingelegt oder Blogs ganz aufgegeben?
Wie gesagt: 2001 habe ich das jawl begonnen. Im Laufe der Jahre habe ich mich da ein bisschen in meinem Anspruch verrant und hinterher nur noch so ca einmal im Monat was geschrieben. Und im Januar 2018 von einem Tag auf den anderen alles zugemacht. Es war ein sehr erleichterndes Gefühl.
Im August 2018 hab ich dann hier angefangen.
Seit ein paar Jahren gibts ein mittelmäßig aktives Fotoblog – ich erwähnte das schon – und da gab es lange Pausen
2006-2011 habe ich auf meiner Firmen-Website auch gebloggt, ich gehöre – nicht super aktiv aber trotzdem – zum Autoren-Kollektiv des Techniktagebuchs, habe ein paar Jahre ein satirisches Blog über mein Kaff geführt und zusammen mit dem Grafiker aus der Stadt eines über UI. Ach ja: Ganz früher auch mal eins zusammen mit Pia, da haben wir über die deutsche Blogosphäre ge-gossipt. Was waren wir jung und naiv.
Und dann hab ich noch in den 2000ern mal in einem Blog eine Staffel „Popstars“ bloggend begleitet. Das brachte mir mittelere fünfstellige Besucherzahlen am Tag und einen noch lange danach funktionierenden Akkreditierungs-Login für den Pressebereich von Pro7. Wilde Zeiten.
Was empfiehlst Du Menschen, die mit dem Bloggen anfangen wollen?
Just do it. Denk nicht so viel drüber nach, leg halt los. Das Internet kann im Zweifelsfall sehr gut vergessen und das Schöne an einem Blog ist ja, dass man sich ausprobieren kann.
Hast Du Zukunftspläne für Deinen Blog? Vielleicht ein Redesign, ein Wechsel der Plattform oder neue Features?
Nee, die Zeiten hab ich hinter mir. Das Blog ist kein Bastel-Projekt und kein Selbstzweck mehr und ich plane höchstens, hier genau so weiter zu schreiben, wie ich das jetzt tue. Das scheint exakt das zu sein, was mir gut tut.
Ja, so siehts aus.
Sie mögen das, wenn ich auch mal aus dem täglichen Alltags-Einerlei ausbreche und über Gott und die Welt nachdenke und möchten diese Arbeit unterstützen? Hier steht eine virtuelle Kaffeekasse!
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist.
Seit 2001 – wow, ein Urgestein. Naja, immerhin wird mein Blog auch schon 18 in diesem Jahr.
Das nenne ich aber mal eine spanndende Reise, die Du mit Deinen Projekten und Blogs hinter Dir hast. Hoffentlich geht die noch lange weiter.
Danke für diesen tollen Beitrag zur Blogparade.
Ja, es war eine ganz schön wilde Reise – ich hab da heute beim Tippen auch erstaunt draufgeguckt :)
Danke fürs nach-Deutschland-holen der Fragen!
„Fisch schwimmt, Vogel fliegt. Ich blogge“ – Großartiges Motto! Ja, ich schreibe auch immer mehr nur noch wegen irgendwelcher wilden Gedanken. Und die müssen gleich raus, nicht erst noch ein paar Tage oder Wochen reifen.
„Das scheint exakt das zu sein, was mir gut tut.“ – Damit ist exakt das gesagt, was das Bloggen auszeichnet.
Meinen Artikel gibt’s in den Kommentaren drüben beim Tommi oder über das Fediverse.
Cem Başman war das. Das Blog ist noch online.
https://sprechblase.wordpress.com/
Ich bin nicht alt, sagte sie im selben Tonfall, in dem Obelix äußert, dass er nicht dick sei.
[wie lange schon, krass.]
…und beim Kommentieren dann auch noch bemerken, dass ich wohl noch einen wordpress-Account habe, weil woher kommt sonst dieses Profilfoto von vor 5 Jahren, und ob ich nochmal…? Ach nee, ich bin zu alt für den scheiß.
(liebe dieses Filmzitat. Aber fast niemand kann es mehr zuordnen, weil…siehe oben.)
Beim Anlegen des WP-Accounts mit der Mail-Adresse verknüpft und seitdem auch ohne WP-Account netzweit dafür genutzt.
Kann man praktisch finden oder auch nicht (Ich erschreck mich immer, wenn ich in Kunden-Blogs einen eiegnen Acount bekomme und dann da sofort ein Foto sehe)
Höchstens ein bisschen füllig um die Hüfte, jaja.
Ja, so so lange schon. Über die Hälfte des Teils meines Lebens in dem ich überhaupt schreiben kann.