Aus Gründen war meine Stimmung ein wenig im Keller. Sie hatten ja bestimmt Andeutungen gelesen, dass ich gerne hier nicht nur Urlaub machen, sondern später auch gerne mal leben würde. Gestern wurde mir mit diesem satten Geräusch als wenn jemand das Telefonbuch von Hamburg auf einen Tisch fallen lässt klar, was „später“ in unseren aktuellen Lebenssituationen eigentlich bedeutet … und nun denn. Ohne zu tief einzusteigen: Ich muss da wohl an Lebensträumen oder -umständen noch etwas nachjustieren.
Vormittags fuhren wir ziemlich spontan auf die andere Seite der Bucht, um ein bisschen Landschaft zu sehen und – nun eben: die Bucht mal von der anderen Seite aus zu sehen.
Belohnt wurden wir mit Landschaft bis zum Abwinken, immer wieder neuen Aww-Momenten, wenn wir um die nächste Ecke kamen und das Kattegat uns wieder entgegen leuchtete und einem (Saisonende halt) seltsamen verlassenen Ferienort am Ende – der dafür aber halt genau der Stadt gegenüber lag.
Der Versuch, dann auf dem Dach des großen Kaufhauses etwas zu essen schlug, aufgrund mangelnder Alternativen ohne Fleisch vollkommen fehl. Ich hätte wählen können zwischen einem Omelette und einem Sandwich mit Schinken und Blattsalat in der veggie Variante, also ohne Schinken.
Haarscharf zu hangry, um jetzt noch weitere Missgeschicke zu erleben, landeten wir dann in einem schöden Supermarkt der frisch geschmierte Sandwiches anbot. Mit Humus und Salat, warum nicht gleich so?
Der Nachmittag stand unter dem Motto „Architektur gucken“. Aarhus baut seit ein paar Jahren einen alten Hafenteil um und ein Abschnitt ist schon sehr weit: Dort entstand ein Viertel mit sehr auffälligen neuen Hochhäusern. Wohl in der Bevölkerung nicht unumstritten aber schon Architekturpreis-gekrönt weiß ich jetzt auch nicht so hundertprozentig, was ich davon halten soll. Manche Gebäude sind schon sehr cool: das dreieckige Ding auf den ersten drei Bildern zB mag ich – so als Landmarke an der alten Hafeneinfahrt – schon wirklich sehr.
Die „Eisberge“ mit den dreieckigen Formen und den blauen Balkonen auf den nächsten Bildern – nun ja. Ich verstehe das Konzept, aber manchmal greift ja auch der alte Spruch: Man spürt die Absicht und ist verstimmt. Also ich. Und was weiß ich schon.
Aber wohnen möchte ich in dem Viertel eher nicht. Zwischen den Blöcken fehlt mir dann doch zu sehr der Raum zum Leben.
Zum Tagesabschluss gabs einen kleinen Fanboy-Moment für mich. Als ich letztens begonnen hatte, mein Musikhören zu Hause durch bessere Hifi-Dingsis aufzuwerten, war ich auf den sehr symathischen Laden Hifi Klubben gestoßen. Gute Ansprache, nettes Konzept, schöne Sachen. Zusätzlich dann rund ums Bestellen gute Kommunikation und ich war sehr zufrieden.
Bei der zweiten Bestellung las ich mal nach, wo ich denn da kaufte und begriff, dass der Laden in Aarhus gegründet worden war – und so musste ich gestern Abend einmal in Shop No.1 und sabbern.
Ich habe das dem Verkäufer auch genau so erzählt. Wir waren beide kurz verlegen, dann grinste er und führte mich sehr nett rum. Und wir haben ein neues Radio für die Küche mitgenommen.
Und danach dann sehr noch super essen im StreetFood. Das war sehr harte Konfrontaionstherapie zum Thema „große Menschenmengen in geschlossenen Räumen kurz nach oder noch in der Pandemie“ aber auch sehr, sehr lecker.
Hier würden nach dem Einzug erstmal die Balkons verhüllt, man könnte mich ja sehen wenn ich da sitze. Ich besitze selbst eine Mietwohnung mit Balkon. Bei einer Neuvermietung kommt in den Mietvertrag, dass das Anbringen von einem Sichtschutz nicht gestattet ist.
Als Hamburgerin fällt mir natürlich sofort unsere neue Hafen City ein. Architektonisch betrachtet schon sehr spannend alles, aber dort wohnen? So richtig leben? Hmm …. (Also abgesehen von den Mietpreisen natürlich.)
Aber diese kleine Straße mit dem Kopfsteinpflaster und den hyggeligen kleinen Häuschen! Dass es sowas in echt gibt und nicht nur in Bullerbü, ist kaum auszuhalten. Kann „später“ nicht einfach jetzt sein und alles möglich? *seufz*