12.1.2023 – People Get Ready

Gestern versank in einer Migränewolke, reden wir nicht drüber.

Erste Erkenntnis dieses Tages dann: Das Fenster, das ich im Herbst repariert hatte ist zwar im Gegensatz zu vorher schon sehr, bei entsprechendem Dauerregen aus der richtigen Richtung aber noch nicht ganz dicht. Yay.

Energietechnisch war das wieder etwas besser heute: 2 Stunden was tun, eine Stunde Pause – so kam ich durch den Tag. Kein nachhaltiges Modell, aber besser als die letzten Tage. Ich sehe das freundliche Gesicht meiner Therapeutin vor mir und höre Sie fragen: „Sind wir wieder beim Thema »Akzeptieren dessen was ist« angekommen, Herr Fischer?“ und schlucke und atme tief und sage brav: „Ja

Musik des Tages. Aus traurigen Gründen.

Es ist in der Musik ziemlich müßig, darüber zu debattieren, wer in seinem jeweiligen Genre, auf seinem bevorzugten Instrument, der oder die „Größte aller Zeiten“ ist. Zumal „alle Zeiten“ ja noch nicht erlebt sind, maximal die Vergangenheit. Aber Beck war immer dabei, wenn die Floskel in Zusammenhang mit seinem Instrument, der elektrischen Gitarre, gebracht wurde.

Stefan Krieger in der HNA

Weiterhin über Common Ground nachgedacht (Teil 1 hier), vor allem darüber, wie unsere modernen Kommunikationsformen ihn beeinflussen.

Nehmen wir Twitter:
Auch wenn Twitter sich so anfühlt, als wären wir in einem dauerhaften Gespräch, so trifft die irgendwann mal in der Versenkung verschwundene Bezeichnung „Mikrobloggingdienst” vielleicht doch gar nicht schlecht. Denn jeder Tweet bekommt eine eigene URL, jeder Tweet kann einzeln retweetet werden und taucht – habe ich nur genügend Menschen denen ich folge – auch einzeln in meinem Stream auf.
Jeder Tweet ist also technisch eigentlich ein Statement für sich alleine – und damit auch gefühlt. (Threads mal außen vor gelassen, die ich als einen Versuch, das Zeichenlimit irgendwie doch zu erhöhen, zähle)
Im Zweifelsfall sehen wir ja eh auch gar nicht den Stream eines Menschen, sondern nur die 280 Zeichen, die uns jemand anderes per RT oder Drüko zur Empörung hinwirft. Geschweige denn ihre Website oder was sie sonst so tut.

Denn sein wir ehrlich: Wir nutzen das auch. Wenn wir streiten wollen, dann genügt ein einzelner Tweet; dann schauen wir nicht: Was schreibt die denn sonst noch? Was hat sie denn vorher gesagt? Was issen das für eine? Positionen? Haltung? Wir haben inzwischen den Anspruch, dass jeder Satz einzeln perfekt ist und wenn nicht: Feuer frei.*
Die Technik macht es uns zu einfach: „Aber da steht es doch?!” zu sagen und zu sehen, wie die andere da jetzt rauskommt bzw meist: Sich noch tiefer in den Sumpf reitet.

*) Gut, wenn wir die neue Vorsitzende der Jugendorganisation unserer Partei mögen und die Gegenseite ausgräbt, dass sie mit sechzehn mal was Doofes getwittert hat, dann fordern wir schon den Blick aufs Ganze – aber wenn wir ehrlich sind: Die Gnade lassen wir selbst selten walten, egal ob Freund ob Feind.

Außerdem: Dummdreiste „Mausgerutscht”-Ausreden zwingen uns ja quasi dazu, jemandem nicht mehr zu glauben, wenn sie sagt „das war nicht so gemeint

Aber, so denke ich gerade, die Folge ist: Wir verlieren immer mehr Common Ground mit Menschen, egal ob on- oder offline. Wir verlernen, uns darauf zu verlassen, dass wir doch eigentlich auf dem gleichen Boden unterwegs sind, dass wir uns „kennen“ – im direkten oder erweiterten Sinne, ob persönlich, on- oder offline oder auch nur einseitig, weil man die letzten drei Bücher gelesen hat. Wir sind bereit, für einen ungeschickt formulierten Tweet ganze Buchreihen- oder Diskographien und vielleicht sogar Freundschaften zu vergessen.
Weil wir die Fähigkeit dazu scheinbar jeden Tag brauchen, wenn die neuste Empörungswelle durchs Dorf rast und wir uns schnell genug positionieren müssen. Nicht, dass wir noch in den Verdacht geraten, diesen empörenden Tweet nicht empörend zu finden.

Spass am Rande: Der Artikel über den Tod von Jeff Beck ist überschrieben unter anderem mit dem Zitat „ich schere mich nicht um die Regeln“ – und ohne Absprache darüber, was dieser Satz bei Künstlerinnen bedeutet, wissen wir alle: Er hat kreativ mit seinem Instrument gearbeitet und die Regeln der Musik erweitert. Common Ground. Oder hatte jemand von Ihnen angenommen, dass er beim Tanken nie bezahlt hat?
Stellt sich die Frage: Kann der Hippievater, der immer mit leuchtenden Augen erzählt hat, wie damals alles in Frage gestellt wurde, seinem Sohn verübeln, wenn der mit 15 beginnt, zu klauen?
Natürlich kann er, aber der Diskurs wird an der Stelle schwieriger. Es ist nicht einfach mit diesem Common Ground.

Sie mögen das, wenn ich auch mal aus dem täglichen Alltags-Einerlei ausbreche und über Gott und die Welt nachdenke? Hier steht eine virtuelle Kaffeekasse!
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5 Kommentare

    1. Oben im Blog? Danke! Ein Zufalls-Treffer, aber ich mochte es sehr und habs gestern wieder entdeckt … :))

  1. Ach und noch was Schönes von Maria Popova bezüglich der Egomeinungskultur auf den Sozialen Medien:
    https://youtu.be/q46tSR6ChGM?t=2133

    Ich hoffe, es ist die richtige Stelle…

Kommentare sind geschlossen.

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