11.9.2024 – Fiebergedanken

Hier weiter Krankenlager. Jedenfalls bis auf die zwei Stunden, die ich – ganz eventuell gaaaanz leicht medikamentös geputscht – in einem Zoom verbrachte. Gehen Sie am besten weiter zu Giardino, der hat nämlich etwas Kluges gebloggt:

Als Mensch, der davon überzeugt ist, dass das Leben jedes Menschen samt aller Freude, Schmerzen, Gesundheit, Ausdrucks- und Entfaltungsmöglichkeiten grundsätzlich die gleiche Bedeutung haben sollte wie das aller anderen, kann man an der Wirklichkeit verzweifeln. Gleichermaßen, wenn man praktisch und wissenschaftlich denkt […]
Wie kommt sowas? […] Wie kann man sich Christ*in nennen und Hass auf Minderheiten schüren? Wie kann man mangelnde Integration in die Mehrheitsgesellschaft beklagen, aber Betroffenen genau diese Integration mit immer neuen Gängelungen und Einschränkungen verunmöglichen? Und so weiter. Sehen die alle nicht die Widersprüche?
Andere haben das früher begriffen als ich (und können klüger darüber sprechen), aber mir war lange einfach entgangen, was der Knackpunkt ist: die Prämisse, dass Menschen von Grund auf gleich sind (und sein sollten). Wenn man stattdessen davon ausgeht, dass es so etwas wie eine natürliche Hierarchie zwischen Menschen gibt (und geben muss), ergibt es plötzlich Sinn.

Giardino:
Gedanken über hierarchische Weltbilder

Ich halte das für einen wichtigen Schritt – direkt in einem Zusammenhang mit der letztens erst verlinkten Ganz einfachen Erklärung im Realitätsabzeig:

Es gibt halt Menschen, denen ist es wichtiger, wie es ihnen selbst geht, als wie es allen geht. (Was übrigens im tiefsten Kern vollkommen natürlicher Überlebens-Instinkt ist, denke ich.)
Um das vor sich selbst, ihrem gewissen , ihrem Weltbild, ihrem Gott oder ihrem WasAuchImmer zu rechtfertigen, haben sie Konstrukte aufgebaut (Ideologien, Religionen, Gesetze, …) die Ihnen das erlauben (denn andersherum sind auch alle Menschen höchst-soziale Wesen, denke ich).

Ich glaube, dass diese schlichte Erkenntnis uns schon einmal viel weiter bringt, als den Ossis, den Ausländern, den Frauen in Miniröcken, insgesamt: den anderen die Schuld zu geben.
Dann fehlt uns nur noch der unangenehme Schritt uns einzugestehen, dass wir selbst genau so sind und im Zweifelsfall auch ganz gern haben, dass es uns besser geht als den anderen. Aber das ist ja simpel, nicht wahr?

Aber vielleicht hab ich auch nur wieder Fieber.

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