Heute bis zwei geschlafen; ich erzähl lieber von gestern. Es gibt fünf Geschichten von gestern Abend, die alle gleichberechtigt nebeneinander stehen.
Die glückliche: Was war das ein wunderbares Konzert. Herr Gabriel war in extrem guter Form, hatte eine super feine Band um sich geschert und hat wie immer aus seiner Musik eine Gesamtperformance zusammengebaut, die einfach einzigartig ist. Das Publikum hat ihn dafür angemessen gefeiert, es war eine unglaubliche Stimmung und wir haben uns mit viel Hüpfen sowie dem eifrigen Mittanzen all der kleinen Standard-Choreos, die seit Jahrzehnten zu manchen Songs gehören, angemessen zum Horst gemacht.
Yihla Moja im Ohr begleitete uns in die Nacht; heute bin ich etwas heiser vom Mitsingen und die Ohren klingelten in etwa bis Remscheid.
Der ganze Abend hat mich tief, tief glücklich gemacht – das war so wie gehofft, das war so wie es sein musste. Ich gehe davon aus, dass das nun wirklich das letzte Mal war, dass ich ihn auf Tour erleben konnte und es war wirklich ein mehr als würdiger Abschied.
Die anstrengende: Eine gute Stunde vor dem Konzert waren wir noch 500m vom Parkhaus entfernt – also bestens in der Zeit. Gerade hatten wir mit dem Vorderauto Musik-Wahl und Auto-Anlage synchronisiert und beschallten zur Freude der Fußgängerinnen den Tunnel mit alten Live-Aufnahmen, als uns ein bedauernder Mann in Ordner-Uniform mitteilte, die Parkhäuser wären jetzt voll – aber wir könnten doch drehen und einen Kilometer die Straße wieder runterfahren, da wäre noch ein öffentliches.
Da er das logischerweise nicht nur uns sagte, brauchten wir für den Kilometer über eine Stunde Zeit; dann rannten wir zurück zur Arena, die Treppen bis zum Rang hoch und kamen mitten im dritten Lied.
Die katharsische: Als wir dann die Tür zum Rang aufmachten, bekam ich die – von der körperlichen Wirkung her – schlimmste Panikattacke meines bisherigen Lebens und fiel, schwindelnd und hyperventilierend, rückwärts wieder ins Treppenhaus. An allen bisherigen Abenden meines Lebens wäre der Abend damit beendet gewesen. Aber: Ich habe es geschafft, ohne Hilfe aus dem Hyperventilieren zu kommen, konnte schnell die Liebste schon reinschicken, habe mich allein soweit runtergebracht, dass ich drei Lieder später rein und zu meinem Platz konnte. Zur Pause war ich schon in der Lage, alles zu mögen; der erste Song nach der Pause war Darkness und das war natürlich das beste Timing ever – danach ging es mir gut. Zum Ende hin konnte ich ausgelassen wie seit Dekaden nicht mehr mitsingen und überhaupt und sogar die erwähnten Choreos tanzen. Ich singe und tanze schon lange sonst höchstens eher verschämt leise und klein. Ich habe so unfassbar viel gelernt und offensichtlich auch internalisiert an den Montagen bei der Seelenmassage – wenn ich das gestern (nicht nur durchstehen, sondern besiegen) konnte, dann kann ich alles.
Danke btw der unbekannten Frau, die noch später kam als wir, aber Zeit hatte anzuhalten und zu fragen, ob sie helfen können, als ich hechelnd auf dem Boden saß.
Die amüsante: In der kurzen Pause tippte ein alternder Langhaariger im Batikshirt der Liebsten auf die Schulter und forderte ein, sie möge doch einmal darüber nachdenken Komma Du dass sie, wenn sie aufstände ja doch den Menschen hinter sich ein wenig von der Sicht nähme Komma Du. Ja, auf einem Konzert. Mit 16.000 feiernden Menschen im Raum. Ihre Idee, dann solle er doch auch tanzen, wie die anderen auch war dann aber auch wieder nicht richtig.
Hippies sind nicht tot. Hippies bitten im Konzert darum, dass man vor ihnen nicht tanzt.
Die traurige: Als ich dann – wieder zu Hause – noch vor der nächsten Folge TNG saß, las ich die Nachricht, dass Hakan gestorben ist. Hakan war auch einer der ganz, ganz frühen Blogger und gehörte seit nahezu 20 Jahren fest zu meinem Leben dazu. Wir hatten mal mehr, mal weniger aber irgendwie immer regelmäßigen Kontakt und dass wir uns noch nie getroffen hatten lag wohl eher daran, dass wir echt nicht nahe beieinander wohnten.
Wo auch immer Du jetzt bist, Du weiser Mann: ich bin sicher, Du wirst sie da mit Deinen Art zu denken auch überraschen. Gut so. Und mach nicht nochmal so einen Quatsch.
Da war viel los gestern.
Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
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Oh, lese das mit Hakan gerade bei dir zum ersten Mal. Ich hätte das gleiche über ihn schreiben können, allerdings mit noch weniger Kontakt. Trotzdem war er immer irgendwie da.
Genau. Er war einer von denen, die schon immer da waren, ja ;(
Wie schön, dass der Abend dann doch noch gut verlaufen ist!
Deine Geschichte macht mir Mut, dass ich eine für mich gerade nicht einfache Zeit durchstehen kann.
Ohja! Sehr mutmachend!
PS: … das wirst du! Ganz sicher!
Da bin ich sicher, ja!
Danke!
Sehr geehrter Herr Jawl,
dank Ihres Blogs bin ich auf die Konzertserie von Peter G. aufmerksam geworten und habe promt geordert. Es war ein unvergleichlicher Abend gestern in FFM und Sie haben dazu beigetragen, dass es dazu kommen konnte. Deshalb: Danke & the Supper´s ready!
Oh, diese Ereigniskette freut mich aber sehr!
Sehr gern geschehen; It’s one o’clock and time for lunch, dum dee dummmm dee dum